FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2023

Aktien und 40 Prozent Anleihen gemischt werden, noch eine Daseinsberechtigung in- newohnt. „Das klassische 60/40-Portfolio wurde bereits für tot erklärt“, sagt Thomas De fauw, Analyst für Multi-Asset-Portfolios bei Morningstar. Der Marktkenner merkt jedoch an, dass manche Manager noch recht gut durch die Turbulenzen navigier- ten. Einige erahnten eine Zinswende, setz- ten auf kurzlaufende Anleihen oder den Geldmarkt und entgingen den heftigsten Einbußen. Manche Beobachter verwei- sen zudem auf die nach dem Ende der Negativzins-Ära deut- lich aufgehellten Aussichten für Renten. „Mit den massiv ge- stiegenen Renditechancen für Zinsanlagen hat sich die Aus- gangslage für Multi-Asset-Port- folios deutlich verbessert“, sagt Bergos-Stratege Hefele. „Nach drei Verlustjahren in Folge hal- te ich Anleihengewinne wieder für wahrscheinlicher“, p ichtet Chris Iggo, Chefanlagestratege bei Axa Investment Managers, bei. Damit könne man auch mit einem klassischen, gemischten Port- folio wieder mehr verdienen. „Dann könn- te ein 60/40-Portfolio wegen seiner nomi- nalen und realen Erträge interessant sein.“ Zudem versprechen Bonds ein gewisses Maß an Sicherheit. „Anleihen bieten wie- der Stabilität in Zeiten der Unsicherheit und höhere Erträge“, sagt Kunal Mehta, Leiter des Produktspezialistenteams für Anleihen bei Vanguard. Die Korrelation zwischen Aktien und Anleihen hat stark zugenommen, als die In ation niedrig war. „Nun ist jedoch der Normalzustand zu- rückgekehrt“, meint Mehta. Der Experte betont aber: „Anleihen spielen keine neue Rolle in Portfolios, sie füllen nun einfach nur die ihnen zugedachte Rolle aus.“ Ren- ten seien nicht zurückgekehrt. „Sie sind einfach nur Anleihen.“ Keine glorreiche Renaissance Stehen herkömmliche Mischfonds nach dem Zusammenbruch 2022 nun vor einer heilenWelt? Nicht unbedingt.Morningstar- Analyst De fauw wendet ein, dass die Per- formance im Jahr 2023 in weiten Teilen durch die Aktienmärkte erzielt wurde – entgegen der Erwartung vieler Strategen. Zudem böte der Geldmarkt derzeit zwar relativ gute Erträge bei niedrigem Risiko und geringer Komplexität. „Doch beim Geldmarkt besteht ein Wiederanlagerisiko“, erinnert der Analyst. Zudem hätten 2022 alternative Anlagen wie Rohsto e einen Ausweg erö net, die heftigsten Einbrüche bei Aktien und Anleihen abzufedern. Manche Akteure glauben daher nicht an eine glorreiche Renaissance von simplen Mischportfolios. „Der Appetit der Anleger auf Multi-Asset-Fonds variiert in Europa von Land zu Land“, sagt Joseph Pinto, der beim britischen Finanzdienstleister M&G die Investmentsparte leitet. „Das Segment, das die emp ndlichs- ten Einbußen erlitten hat, sind klassische Ansätze, die Aktien und Anleihen in Verhältnissen wie 60 zu 40 mischen.“ Pinto beobachtet weiterhin einen Trend, der sich durch ganz Europa durchziehe. „Die Fondsvertriebe suchen nach besseren Werkzeugen, mit de- nen sie die Allokation der Port- folios ihrer Kunden steuern können.“ Eine Lösung würden unter anderem Modellport- Chris Iggo, Axa Investment Managers: „Dann könnte ein 60/40-Portfolio wegen seiner nominalen und realen Erträge interessant sein.“ Maximilian Hefele, Bergos: „2022 war ein kata- strophales Jahr für klassische Mischportfolios, die mehrheitlich aus Aktien und Anleihen bestehen.“ Schwindendes Interesse Mittelaufkommen von Euro-Mischfondskategorien in Mrd. Euro Nach Jahren mit überwiegend positiven Nettomittelzuflüssen steuert die Multi-Asset-Industrie auf Abzüge zu. Quelle:Morningstar -10 -5 0 5 10 15 20 2019 ’18 | 2020 | 2021 | 2022 2023 | | Mrd. Euro Offensiv - Global Defensiv - Global Flexibel - Global Ausgewogen - Global MARKT & STRATEGIE Vermögensverwaltende Fonds 58 fondsprofessionell.at 4/2023 FOTO: © TOM BIRTCHNELL | AXA, REKA NYARI | BERGOS

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