FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2023

Verschmähte Möglichkeit Am investitionsbedingten Gewinnfreibetrag sollte für Selbst- ständige eigentlich keinWeg vorbeiführen, dennoch nutzen erstaunlich wenige Unternehmer diese steuerlich attraktive Möglichkeit. W eniger als ein Fünftel der Selbststän- digen nutzt derzeit die steuerlichen Vorteile von Paragraf-14-Fonds. Zu diesem durchaus überraschenden Schluss kommt eine aktuelle Integral-Umfrage im Auftrag des Wiener Wealthtech Froots und der HDI Lebensversicherung. Überraschend ist dieses Ergebnis insofern, als man eigentlich davon ausgehen sollte, dass sich kein Unter- nehmer den steuerlichen Vorteil entgehen lassen würde. Immerhin können bei einer Investition in Paragraf-14-Fonds und einer Behaltefrist von vier Jahren bis zu 41.450 Euro steuerfrei gestellt werden. Und neu ist die Möglichkeit zudem auch nicht, einge- führt wurde das Modell bereits im Jahr 2007.Die gute Nachricht für die heimische Beraterschaft ist allerdings, dass durch die Umfrage – insgesamt wurden 601 Selbst- ständige und Freiberu er im August per Onlineinterview befragt – das noch zu hebende Potenzial in diesem Bereich des Jahresendgeschäfts deutlich aufgezeigt wird. Angesichts des in diesem Jahr eher verhal- tenen Wertpapiergeschäfts ist es kein Wun- der, dass auch die Haftungsdächer momen- tan große Ho nungen für das Jahresend- geschäft mit Paragraf-14-Fonds hegen. Zwar zeigt sich etwa Privatconsult-Geschäfts- führer Stefan Ferstl mit dem bisherigen Geschäftsverlauf nicht unzufrieden, aller- dings bestätigt er, dass die Zurückhaltung der Kunden aufgrund der aktuellen Markt- unsicherheiten dieses Jahr schon spürbar war. „Trotz der wieder attraktiveren Anlei- henmärkte blieb der Run auf entsprechen- de Produkte bisher aus. O ensichtlich tun sich die Berater schwer damit, schlechte Charts zu verkaufen“, so die Einschätzung von Ferstl. Für ihn ist daher nun umso in- teressanter, wie sich das Jahresendgeschäft entwickeln wird. LLB Semper Real Estate Für Probleme könnte laut Ferstl aller- dings die aktuelle Situation beim o enen Immobilienfonds LLB Semper Real Estate sorgen: Dieser hat Ende Oktober die Anteilsrücknahme ausgesetzt. Als Grund für diesen Schritt wurden hohe Ab üsse und damit einhergehende Liquiditätseng- pässe genannt (siehe auch Bericht auf Seite 150). Im Zusammenhang mit dem investi- tionsbedingten Gewinnfreibetrag ist die Tatsache, dass der Fonds in der Vergangen- heit auch gern für diesen eingesetzt wurde, nun problematisch. Insgesamt verwaltet der Fonds an die 700 Millionen Euro, und einiges davon kommt sicher auch aus dem Bereich des investitionsbedingten Gewinn- freibetrags. Für Kunden, die das Produkt in der Vergangenheit dafür heranzogen ha- ben, kommt die Nachricht jedenfalls zur Unzeit. In der Praxis kommt es schließlich häu g vor, dass bestehende Fonds nach vier Jahren verkauft werden und mit der frei- werdenden Liquidität wieder neu investiert wird. Diese Möglichkeit entfällt beim LLB » Offensichtlich tun sich die Berater schwer damit, schlechte Charts zu verkaufen. « Stefan Ferstl, Privatconsult Das Jahresende naht – und Berater können das in diesem Jahr eher schleppende Wertpapiergeschäft über den investitionsbedingten Gewinnfreibetrag noch einmal deutlich aufbessern. STEUER & RECHT §-14-Fonds 254 fondsprofessionell.at 4/2023 FOTO: © NARAWIT | STOCK.ADOBE.COM

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