FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2023

Prozent der vom Kunden bezahlten Ma- nagementgebühr an die Bank zurückleitet. Wie viel die BKS aus den Fonds anderer Gesellschaften erhält, sieht man indes nicht. O#ener geben sich Oberbank und Bawag, die klar mitteilen, dass sie dem Branchentrend entsprechend im Retail Be- standsprovisionen einnehmen. Die Bank Austria informiert immerhin, Clean Shares seien bei ihr im Retail kein Thema. Ver- wirrend verläuft die Kommunikation zum Thema mit Erste Bank und Sparkassen, die erst nach langem Hin und Her zum Schluss kommen, doch Bestandsprovisio- nen zu kassieren. Fazit aus den Anfragen: Man kann nur ho#en, dass Österreichs Bankkunden im Beratungsalltag eine bes- sere Aufklärung erhalten. Wenige „Ausbrecher“ Während das Gros der Kreditinstitute seine Provisions üsse also geheim hält, ist erstaunlich, dass jene, die ihr System längst umgestellt haben, das auch nicht wirklich an die große Glocke hängen. Keine Wer- bung weist darauf hin, dass die Banken der Rai#eisengruppen Niederösterreich-Wien und Salzburg ächendeckend seit etwa sechs Jahren ihre Retailkunden kickbackfrei beraten. „Wir haben uns rund umMi d II und WAG 2018 gefragt,wie wir transparen- ter sein können. Seit Juli 2017 verzichten wir nun auf Bestandsprovisionen“, erklärt Roman Gracher, Produktmanager des Rai#eisenverbands Salzburg. Die selbst- ständigen Rai#eisenbanken in Salzburg machen geschlossen mit. Sie greifen laut Gracher seither im Fondsvertrieb entweder auf Clean Shares zurück oder geben den Kunden die Provision in voller Höhe retour, wenn Fondsgesellschaften solche „Netto-Klassen“ nicht fürs Retail anbieten. Gracher will seine Bilanz nicht in kon- krete Zahlen gießen, sagt aber: „In Summe hat sich unser Wertpapiergeschäft seit der Umstellung auf die neuen Depotmodelle sehr positiv entwickelt.“Anleger können je nach gewünschter Betreuungsintensität aus vier Depottypen plus einer Jugend-Variante wählen. „Wir bekommen neue Kunden auch von Mitbewerbern, die das einfache und zugleich transparente Modell schätzen“, so Gracher gegenüber der Redaktion. Posi- tiv habe die Umstellung die Produktvielfalt verändert; die Salzburger greifen nicht nur auf Fonds der Rai#eisen-Portfolioverwalter Kepler und Rai#eisen KAG zurück. „Es hat unsere o#ene Architektur gestärkt. Wir können uns auf Themen konzentrieren, die für unsere Kunden wichtig sind“, betont Gracher. Von den Fondsanbietern wünscht er sich mehr retailtaugliche Clean Shares. Viele kleinere Portfolioverwalter bieten ent- weder Endanlegertranchen mit Provision an oder die „freien“ institutionellen Anteils- klassen, die aber hohe Mindestinvestments erfordern. „Für den Ausbau des bestands- provisionsfreien Geschäfts im Privatkunden- geschäft wären mehr Retailtranchen ohne Provision sicher wichtig“, so Gracher. Eben- falls provisionsfrei arbeiten die Rai#eisen Landesbank Niederösterreich-Wien (RLB) und die in der Gruppe organisierten Ban- ken. Auch hier war die Mi d-II-Regulie- rung ausschlaggebend beziehungsweise das österreichische Wertpapieraufsichtsaufsichts- gesetz (WAG 2018): Seitdem sind bekannt- lich in der Vermögensverwaltung Bestands- provisionen bereits verboten. Die RLB hat sich entschieden, diesen Standard ohne gesetzlichen Druck im Wertapiergeschäft anzuwenden. „Wir wollten mit diesem Schritt eine Vorreiterrolle einnehmen“, sagt Markus Plank, Bereichsleiter Wertpapier- Center und Private Banking in der RLB NÖ-Wien. Es habe einen „klaren Schulter- schluss“ der Banken in der Gruppe gege- ben, „zu sagen,wir machen das konsequent und als ausschließliches Modell und nicht in einer Mischform,wie es in anderen Häu- sern gehandhabt wird“. „Gewinn für Kunden“ Was die Umstellung für die Banken nanziell bedeutete, will auch er nicht be- zi#ern. „Viele Häuser konnten sicher ihre Erträge steigern. Es kommt sehr darauf an, wie gut man die Mitarbeiter darauf vor- bereitet hat und wie man es scha#t, das den Kunden zu vermitteln“, so Plank, der ergänzt: „Unterm Strich ist es ein Gewinn für die Kunden, mehr als für die Bank.“ So ein Schritt brauche viel Erklärung. „Vielen Kunden ist nicht bewusst, was da im Hin- tergrund passiert“, so Plank. Bei der Abscha#ung der Bestandsprovi- sionen hat die RLB NÖ-Wien eng mit der sektoralen Rai#eisen KAG zusammengear- beitet. Sie schneidet als Premium Partner die Produkte zu. „Alle Fonds, die wir brau- chen, gibt es für uns in einer provisions- freien Tranche“, so Plank. Bei den Drittan- bietern haben viele ausländische Fonds- gesellschaften auf Wunsch die institutio- nellen Anteilsklassen für das Retail aufge- schlossen. „Wir fragen das sehr aktiv nach. Die Gesellschaften sind nicht immer mit unseremModell vertraut, aber die Reaktio- nen sind positiv. Für die Fondsindustrie ist es ein gutes Modell“, so Plank. » Unterm Strich ist es ein Gewinn für die Kunden, mehr als für die Bank. « Markus Plank, RLB NÖ-Wien fondsprofessionell.at 4/2023 245 FOTO: © ROLAND RUDOLPH | RAIFFEISENLANDESBANK

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