FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2023

Der Beratermarkt erlebte zwischen 2009 und 2013 eine massive Krise. Für uns ergab sich dadurch aber die Chance, unser Ange- bot weiterzuentwickeln und über unter- schiedliche Modelle nachzudenken. Der aus meiner Sicht entscheidende Wende- punkt kam 2013, als wir uns entschieden haben, in Richtung eines Markenpartner- systems zu gehen. Dieses System ermög- lichte es unseren Partnern, selbstständig und damit als Unternehmer zu agieren, während sie gleichzeitig von der starken Marke In na, der Rechtssicherheit sowie den IT- und Marketingleistungen der Zen- trale pro tierten. 2015 lag das vermittelte Kreditvolumen bereits bei 205 Millionen Euro. 2018 konnten wir erstmals eine hal- be Milliarde Euro verbuchen und ein Jahr später haben wir dann die Milliardengren- ze erreicht. Ab 2019 haben wir uns stark genug gefühlt, unsere Kreditplattform Pro n als White-Label-Lösung auch gro- ßen Vertriebsorganisationen anzubieten. Diese günstige Phase liegt aber hinter uns. Das vergangene Jahr war herausfordernd, neben den Zinsanstiegen sorgten auch strengeren Vergaberichtlinien dafür, dass das Kreditvolumen gesunken ist. Wie hat sich die Situation bei Ihnen ausgewirkt? Natürlich hatten sowohl die KIM-Verord- nung in Kombination mit dem Zinsan- stieg ihre Auswirkungen, insbesondere in Bezug auf die DSTI-Regelung von 40 Pro- zent. Diese Regelung ist meines Erachtens sowohl für Jungfamilien als auch für Bes- serverdiener überschießend. Zugute kam uns, dass wir ein sehr breites Portfolio an Banken zu Verfügung haben und mit den Kreditinstituten in enger Abstimmung un- ter anderem auch in Bezug auf die Aus- nahmekontingente stehen. Zudem konn- ten etliche kleinere Regionalbanken deut- lich exibler agieren. Laut FMSG haben mehr als die Hälfte der Kreditinstitute weniger als 50 Prozent der zur Verfügung stehenden Ausnahmekontin- gente der Kreditinstitute-Immobilienmaß- nahmenverordnung (KIM-V) ausgenutzt. Woran liegt das? Diese Zahl ist mir bekannt und hat mich ebenfalls überrascht. Allerdings ist sie wohl der geringen Nachfrage geschuldet. Die Bauträger haben die Projekte zurückge- stellt, weil der Markt gerade schwierig ist, was die Kreditnachfrage weiter sinken lässt. Man muss aber auch festhalten, dass die KIM-Verordnung vermutlich nicht mehr ganz zu dem passt, was der Markt jetzt braucht. Vor allem beim Ersterwerb von Immobilien könnten steuerliche Anreize helfen, um den Eigenmittelanteil der Käu- fer zu stärken und damit die Marktdyna- mik positiv zu beein ussen. Die geopoliti- schen Ereignisse mit stark steigenden Ener- giepreisen und die höheren Zinsen hatten sowieso einen dämpfenden Effekt auf die Immobilienpreise. Daher ist auch das Neu- baugeschäft regelrecht zum Erliegen ge- kommen, die hohen Preise mit den hohen Zinsen, das geht sich nicht mehr aus. Der Markt ist nach wie vor ausgetrocknet. Für die Gesamtbranche ist das wirklich kata- strophal. In so einer Phase trennt sich aber » Zudem konnten etliche kleinere Regionalbanken deutlich flexibler agieren. « Christoph Kirchmair, Infina FOTO: © MARLENE FRÖHLICH | LUXUNDLUMEN fondsprofessionell.at 4/2023 241

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