FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2023
gegangen. Ich bin der Allianz-Gruppe und Vorstandschef Oliver Bäte sehr dankbar für die Unterstützung, die sie uns haben zu- kommen lassen. Und ich kann mich nur nochmals bei den Kunden bedanken, die uns in schwierigen Zeiten die Treue gehal- ten haben, ebenso wie bei unserer Beleg- schaft, die das mit Bravour gemeistert hat. Wie stellen Sie Ihr Haus nach diesem Vorfall auf das gegenwärtige Umfeld ein? An unserer Strategie hat sich in den vergan- genen drei Jahren nichts verändert. Diese besteht aus mehreren großen Bausteinen. Einer ist der Ausbau des Private-Markets- Geschäfts. Dieses wollen wir genauso stark machen wie das mit börsennotierten Ver- mögenswerten. Bislang steht dieses Feld vorwiegend institutionellen und semi- professionellen Investoren zur Verfügung. Doch wir arbeiten an einer Demokrati- sierung, sodass auch Retailanleger darauf Zugriff bekommen. Das von IhremHaus in alternativen Invest- ments verwaltete Vermögen ist in den ver- gangenen drei Jahren von unter 80 auf knapp unter 90 Milliarden Euro gestiegen. Wir mussten ja mehr als zehn Milliarden im Zuge des Structured-Alpha-Falls an Voya abgeben. Ansonsten wären wir bereits bei über 100 Milliarden. Unser Anspruch ist aber nach wie vor, dass wir in diesem Feld eine dreistellige Milliardenzahl errei- chen und unter die Top Ten der Welt vor- rücken.Wir sind da auf einem guten Weg. Erscheinen Private Markets angesichts des höheren Zinsniveaus noch interessant? Was kann man an langfristigen Vermö- genswerten, die eine geringe Korrelation zu anderen Anlageklassen aufweisen, nicht mögen? Auch wenn jetzt viele Privatanle- ger ihr Geld wieder aufs Bankkonto legen: Für Festgeld gibt es gerade drei bis vier Prozent, die In ation in der Eurozone war zuletzt aber mindestens genauso hoch, zeit- weilig bei zehn Prozent.Daher sind die Pri- vate Markets auch im derzeitigen Kapital- marktumfeld spannend.Wir Deutsche ma- chen meines Erachtens den Fehler, dass wir unser Geld nicht so hart arbeiten lassen, wie wir es jeden Tag verdienen müssen. Welche weiteren Bausteine umfasst Ihre Strategie? Ein weiterer Baustein ist die Nachhaltigkeit. Mehr als 60 Prozent unserer EU-Publi- kumsfonds werden explizit unter Berück- sichtigung von Nachhaltigkeitskriterien ge- managt. Bei ESG kommt Gegenwind auf. Manche Anbieter mussten zurückrudern und stuf- ten etwa Fonds, die sie nach Artikel 9 der Offenlegungsverordnung klassifiziert hat- ten, auf Artikel 8 herab. Wir waren da ein bisschen zurückhal- tender als andere. Bei der Einstufung von Fonds nach Artikel 8 oder 9 der Offen- legungsverordnung waren wir vorsichtig. Bestimmte Anlagefelder werten wir auch gar nicht als nachhaltig im engeren Sinne der Taxonomie der EU. Das steht uns nun ganz gut zu Gesicht. Das Problem: Es ist noch ein langer Weg zu gehen, was eine einheitliche Interpretation der Taxonomie betrifft.Der französische Regulator hat zum Beispiel bei Atomkraft eine andere Auffas- sung als etwa die deutsche Ba n. Deswe- gen sind wir hier mit Bedacht unterwegs. Planen Sie, in bestimmten Regionen das Geschäft zu forcieren? Ein weiteres Element unserer Strategie ist der Ausbau in Asien. Wir haben in China eine Vorabzulassung als eigenständig ope- rierender Asset Manager erhalten. Wir haben den Antrag imMärz gestellt und im September eine weitgehende Zusage be- kommen. Das war praktisch in Lichtge- schwindigkeit. Ich denke, dass wir im Lauf der ersten Hälfte des nächsten Jahres in China die ersten Fonds au egen können. » Wir lassen unser Geld nicht so hart arbeiten, wie wir es verdienen müssen. « Tobias Pross, Allianz Global Investors FOTO: © SEBASTIAN WIDMANN VERTRIEB & PRAXIS Tobias Pross | Allianz Global Investors 216 fondsprofessionell.at 4/2023
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