FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2023

Auch Alternatives scheinen zuletzt an Gunst verloren zu haben. Lübcke: Bei Liquid Alternatives handelt es sich um eine Nische mit speziellerer Nach- frage. Vor einigen Jahren hat die Branche insgesamt die Erwartungen an solche Ab- solute-Return--Rentenansätze nicht erfüllt. Inzwischen hat sich ein Nachfragegleich- gewicht eingestellt. In einer Welt, in der wieder Zinsen gezahlt werden, ist die Not- wendigkeit, solche Strategien zu nutzen, geringer geworden. Im Bereich illiquider alternativer Investments wie Infrastruktur oder Private Equity werden wir jedoch auch künftig eine große Nachfrage sehen, bei institutionellen, aber zunehmend auch bei privaten Anlegern, weil sie zur Port- foliodiversi kation beitragen und inter- essante Renditechancen bieten. ImMarkt scheint sich zudem das Subadvi- sory, bei dem das Fondsmanagement an Dritte vergeben wird, auszubreiten. Beob- achten Sie dies auch? Straka: Es gibt de nitiv Überlegungen bei manchen Akteuren, einzelne Anlageklassen auszulagern.Wir als globales Haus können etwa Emerging-Markets-Themen ausge- zeichnet betreuen, während nicht alle deut- schen oder österreichischen Anbieter ent- sprechende Ressourcen vor Ort haben. Ein anderes Beispiel: Es lässt sich ja auch nicht eine komplette Alternatives-Plattform von null aus dem Boden stampfen. Ich glaube, der Kostendruck in der Branche ist ein Parameter, der dabei zum Tragen kommt. Sie erwähnten die Übernahme der nie- derländischen NNIP. Was hat sich dadurch geändert? Straka: Das war ein Meilenstein für uns. Nach dem Abschluss der Fusion im ver- gangenen Jahr können wir mittlerweile ein sehr viel größeres Produktspektrum anbie- ten. Dies bereichert unsere Offerte vor allem im Bereich Nachhaltigkeit, bei The- men wie Green und Social Bonds und Impact-Aktien. Dies konnten wir in der Vergangenheit in dieser Fülle nicht bieten. Diese Produkte ermöglichen es uns, mit bestehenden Kunden das Geschäftsfeld zu erweitern, die Beziehungen zu vertiefen und neue Kunden zu gewinnen. ESG ist ein großer Wachstumstreiber. Stoßen weitere ehemalige NNIP-Strategien auf Interesse? Straka: Ein anderes Beispiel sind euro- päische Unternehmensanleihen. Angesichts der geopolitischen Spannungen wollen sich einige Kunden gewisse Sicherheitspols- ter aufbauen. Auch in diesem Bereich er- gänzen die früheren NNIP-Fonds unsere Palette sehr gut. Stabile Teams, ein toller Track Record und interessante Assetklassen sind imMarkt stets gefragt. Es bereitet ein- fach Freude, so etwas anbieten zu können. Übernahmen gehen oft mit Reibungsver- lusten einher. Mitarbeiter sind unzufrieden und gehen. Straka: Es gab ein sehr gut angelegtes Pro- gramm, um diese Integration zu steuern, sei es auf der Produkt-, der Compliance- oder der Technikebene. Die Fluktuation bewegte sich im normalen Rahmen, so wie wir es über die letzten Jahre auch ge- sehen haben. Das Essenzielle nach einer Fusion ist, dass die Investmentteams stabil bleiben. Das haben wir in diesem Fall eigentlich über alle Teams hinweg gesehen. Denn das Produktangebot war sehr kom- plementär. Zudem wurden die Führungs- positionen von beiden Häusern gut kom- biniert. Die Intention des Zusammen- » Die Welt braucht aus unserer Sicht nicht einen weiteren ETF auf den MSCI World. « Dennis Lübcke, Goldman Sachs AM KURZ-VITA: Dennis Lübcke Dennis Lübcke arbeitet seit 2003 bei Goldman Sachs. Seit Sommer 2020 leitet er das Kundengeschäft der Asset- Management-Sparte des Instituts in Deutschland und Öster- reich. Er übernahm damit auch die Aufgaben von Marie Jacot-Cardoen, die zunächst die Leitung des Frankreich- Geschäfts übernahm, das Haus dann aber verließ. Lübcke studierte an der EBS Universität für Wirtschaft und Recht. FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH VERTRIEB & PRAXIS Sandra Straka + Dennis Lübcke | Goldman Sachs Asset Management 208 fondsprofessionell.at 4/2023

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