FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2023

Ländern mit verschiedenen Steuer- und Produktsystemen. Man hat ja beim PEPP gesehen, dass der Eingriff in die Produktge- staltung nicht funktioniert. Und eigentlich steht in der Solvency-II-Richtlinie drin, dass es einen freien Wettbewerb geben soll. Ist der Vergleich mit dem PEPP zulässig? Man könnte sagen, das funktioniert halt nicht, wenn die EU selbst Produkte schafft. Andersherumhat ein EU-Preisdeckel etwa bei Roaminggebühren schon funktioniert. Eichler: Das PEPP zeigt, welch Geistes Kind man ist, wenn man ein Produkt mit irrea- len Kostenannahmen von einem Prozent konzipiert.Da liegt die Sorge nahe, dass das auch bei Benchmarks passiert. Das PEPP ist ein leuchtendes Beispiel dafür, dass die Regulierung hier nichts zu suchen hat. Roaming kam auch in Absprache mit der Industrie. Benchmarks wurden hingegen einfach so hineingeworfen. Bartalszky: Benchmarks hindern uns auch an der Weiterentwicklung von Produkten und daran, schnell auf Marktgegebenhei- ten zu reagieren. Das hat weitere Auswir- kungen. Wir sind einer der größten Inves- toren in Infrastruktur, Immobilien oder die grüne Wende. Die Versicherungswirtschaft investiert allein über die Lebensversiche- rung in Summe 70 Milliarden Euro.Wenn man uns die Schnürsenkel zusammen- bindet, werden wir das möglicherweise nicht leisten können. Gleichzeitig scheint es fast aussichtslos, dass alles so bleibt, wie es ist. Die EU will irgendeine Bewegung sehen. „Value for Money“ steht überall groß drüber, bis hinein in die Beratung. Haben Sie Vorschläge, die für Sie verträglich wären? Bartalszky: Es ist, glaube ich, wenig ziel- führend, wenn wir da was anbieten. Man muss fragen: Was will der Kunde? Wenn ich heute Biometrie abdecke, hat das halt Kosten. Anders wird es in der Produktge- staltung wirklich schwierig. Welche Rolle spielen eigentlich provisions- freie Tranchen imVertrieb? Eichler: Das sind Einzelfälle. Bartalszky: Seltene Anlässe, wenn ein Ver- trieb das für einen Großkunden will. Vor zehn Jahren wurden die Versicherun- gen zur Zinszusatzreserve verpflichtet. Wenn nun hoch verzinste Altverträge aus- laufen und die Marktzinsen steigen, müsste es einen Abbau geben. Können Sie sich bald über frei werdendes Kapital freuen? Eichler: Laut geltender Formel orientiert sich die Reserve am gewichteten Zins- durchschnitt der vergangenen Jahre sowie am Volumen und am Rechnungszins im Deckungsstock. Die Formel ergäbe einen deutlichen Abbau in den nächsten Jahren. Vonseiten der FMA gibt es aber Bemühun- gen, dass diese Zinszusatzreserve nicht so schnell aufgelöst werden soll. Noch eine Frage zur Performance in der Klassischen: Wie hoch soll die Gewinn- beteiligung steigen? Eichler: Da sind die Beschlüsse bei uns noch ausständig. Wie schnell greift da das Zinsniveau? Eichler: In der Niedrigzinsphase haben wir – Gott sei Dank – gesehen, dass der Deckungsstock sehr träge ist, sodass man von den Veranlagungen der Vergangenheit pro tiert hat. Jetzt beobachten wir die ebenso langsame Entwicklung in die um- gekehrte Richtung hinauf. Wannwird über die Höhe der Gewinnbetei- ligung entschieden? Bartalszky: Im Jänner nach Betrachtung des Gesamtjahres. Was ich schon sagen kann, ist, dass sie steigen wird. Vielen Dank für das Gespräch. EDITH HUMENBERGER-LACKNER FP » Wenn man uns die Schnürsenkel zusam- menbindet, werden wir das möglicherweise nicht leisten können. « Manfred Bartalszky, Wiener Städtische FOTO: © MARLENE FRÖHLICH | LUXUNDLUMEN FONDS & VERSICHERUNG Peter Eichler | Uniqa + Manfred Bartalszky | Wiener Städtische 164 fondsprofessionell.at 4/2023

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