FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2023

Eichler: Aus unserer Sicht steht eine fair gepreiste fondsgebundene Lebensversiche- rung absolut im Fokus als langfristige Ver- anlagung, bei der man nicht jeden Tag hin- schaut und sich fürchtet, weil es auf und ab geht. Trotz gestiegener Zinsen haben wir gleichzeitig den größten Realzinsverlust seit Langem. Eine In ation von sieben, acht Prozent bei einem Zinsniveau von drei Prozent ist eben schlechter als eine In ation von 1,9 Prozent bei Nullzinsen.Wir haben im Tiefzinsumfeld den Herrn Zillmer be- graben ( Anm.: Ungezillmerte Tarife verrech- nen die Kosten nicht zu Beginn, sondern über die Laufzeit verteilt. ) und damit ein Produkt geschaffen, das kostengünstig ist und „Fair Value for Money“bringt.Wir glauben, dass das auch ein Weg ist, um Leute, die später doch auf ihr Geld zugreifen müssen, nicht enttäuschen zu müssen. Bartalszky: Das reine Fondsprodukt bleibt auch bei uns, war aber stärker ein Thema der Niedrigzinsphase. Wesentlich ist für uns die hybride Versicherung, die Kunden über den Deckungsstock Sicherheit gibt. Wir sind ja verp ichtet, die Bedürfnisse ab- zufragen. Und wir sehen, dass diese Pro- dukte gut ankommen. Auch die klassische Lebensversicherung hat schon eine leichte Tendenz nach oben, vor allem im betrieb- lichen Geschäft.Mit steigenden Zinsen be- steht die Chance, der Klassischen wieder Raum zu geben. Und generell bleibt die prämienbegünstigte Pension die Basis – vor allem für Jüngere. Die Uniqa ist vor einigen Jahren vorange- gangen mit der ungezillmerten Fondsge- bundenen. Welche Rolle spielen ungezill- merte Polizzen bei derWiener Städtischen? Bartalszky: Wir haben in der Fondsgebun- denen laufende Prämien, also auch laufen- de Provisionszahlungen. Das ist ähnlich wie bei der Uniqa. Der Weg geht in Rich- tung Kostentransparenz. Aber es ist schon so, dass der Vertrieb die Bezahlung gern früher hat als später. Eichler: Ein Balanceakt. Herr Eichler, man hat gehört, dass die Umstellung auf ungezillmerte Verträge beimVertrieb nicht so gut angekommen ist. Wie geht’s Ihnen heute damit? Eichler: Wir haben ganz bewusst auf Ver- triebswege verzichten müssen. Ich bin aber felsenfest davon überzeugt, dass wir die ewige politische Forderung des Provisions- verbots nur wegbekommen als Branche, wenn wir auf den Herrn Zillmer verzich- ten. In Ländern, in denen Provisionen abgeschafft wurden, gab es Rückgänge in der Versicherungsversorgung. Wenn wir unser System erhalten wollen, werden wir ganz klar in diese Richtung gehen müssen. DieWiener Städtische sieht das auch so? Bartalszky: Man muss die Provisionsdis- kussion, Kosten und Value for Money im Auge behalten. Apropos. Die EU-Kommission will in der Retail Investment Strategy Kosten- und Leistungsbenchmarks einführen. An denen müssten Versicherer ihre Produkte mes- sen, bevor sie verkauft werden … Eichler: Wehret den Anfängen! Es ist nicht Aufgabe der Behörden, so in den Wettbe- werb einzugreifen.Das soll der Markt regeln, und das tut er auch.Der zweite Punkt: Was vorgesehen ist, ist entweder simpel; dann werden Äpfel mit Birnen verglichen. Oder es ist so komplex, dass es niemandemmehr dient. Benchmarks werden einem Versiche- rungsprodukt nicht gerecht, wo es um bio- metrische Risiken geht. Diese Benchmarks sind unnötig, verwirrend und falsch. Bartalszky: Es ist ein Eingriff in den Wett- bewerb auf einem Markt mit sehr unter- schiedlichen Ausgangssituationen in den » Wir bekommen die Forderung des Provi- sionsverbots nur weg, wenn wir auf den Herrn Zillmer verzichten. « Peter Eichler, Uniqa KURZ-VITA: Peter Eichler ist Vorstand der Uniqa Insurance AG und der Uniqa Öster- reich und dort zuständig für die Bereiche Lebensversiche- rung und Asset Management. FOTO: © MARLENE FRÖHLICH | LUXUNDLUMEN fondsprofessionell.at 4/2023 163

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