FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2023

enbegünstigten Zukunftsvorsorge (PZV) ist die Uniqa, anders als dieWiener Städtische, ausgestiegen.Würde die Uniqa wieder ein- steigen, wenn sich die Rahmenbedingun- gen ändern? Oder sagen Sie: Ohne uns! Zu aufwendig, ein Produkt einzuführen, das man bald darauf wieder begraben muss. Eichler: Wenn eine Reform käme, würden wir einsteigen. Wir sind sicher, dass ein Boom entstehen könnte. Das Produkt ist toll; steuerfrei und gefördert. Aber die Ver- anlagung muss liberalisiert werden. Wir sind gezwungen, de facto ausschließlich an der Wiener Börse zu investieren. Das ist nicht optimal für die Streuung und den Risikoausgleich. Zweitens müssen die teu- ren Garantien gelockert werden. Bartalszky: Aus unserer Sicht ist die PZV die Basisabsicherung. Europa wollte mit dem PEPP (Pan-European Personal Pen- sion Product, Anm.) ein Basisprodukt ein- führen, das aber unter anderem wegen der In ationsabdeckung und des Kostendeckels ein Rohrkrepierer wurde. Österreich hat in Wahrheit genau so ein nationales Produkt, nämlich die PZV. Man müsste nur ein, zwei Veränderungen vornehmen, um es breiter aufzustellen.Wenn wir nur eine 80- prozentige Garantie bieten müssen, kön- nen wir die Performance über die Fonds- entwicklung hereinholen. In der Koalition sind die Grünen gegen alles, was am Kapitalmarkt anstreift. Wir sehen da keine Bewegung. Sie? Bartalszky: Ich verstehe, dass die politische Agenda eine Rolle spielt. Auf der anderen Seite wollen die Grünen die Energiewende nanzieren. Das könnte man mit uns als Branche gut machen, weil wir viel Geld in- vestieren.Wenn man in der „Green Finance Agenda“ stehen hat „Kapital sammeln“, dann soll die Politik auch die Rahmenbe- dingungen dafür setzen und die Möglich- keit schaffen, zum Beispiel in Green Bonds zu investieren. Es gibt jetzt ein bisschen mehr Aufmerksamkeit, man hört uns zu. Eichler: Beide Koalitionspartner haben erkannt, dass die Versicherungswirtschaft ein Transmissionsriemen für die grüne Wende sein kann. Was aber fehlt, sind steuerliche Anreize für die Kunden, wie eben das Limit von 300 Euro. Glauben Sie, dass der Betrag in dieser Le- gislaturperiode noch hinaufgesetzt wird? Bartalszky: In dieser wird’s schwierig. Wir hoffen, dass uns das eine oder andere gelingt. Am einfachsten wäre es bei der staatlich geförderten Zukunftsvorsorge, da muss man nur ein paar Hebel bewegen. Einfach schon, aber ist es auch realistisch? Eichler: Die Branche ist im Dialog mit der Politik, das ist positiv. Man hört momentan oft, dass Konsumen- ten angesichts der Inflation auch bei Versi- cherungen sparen. Sehen Sie Storni oder dass Leute die Indexierung aussetzen? Bartalszky: Nein, bei uns nicht. Bei den lau- fenden Prämien haben wir ein Plus in der Lebensversicherung. Wir sehen auch, dass Kunden weiter indexiert zahlen. Wenn man erklärt, dass damit die Sparleistung automatisch an die In ation angepasst wird, nehmen die Kunden das an. Eichler: Auch bei uns liegen die Rückkäu- fen, innerhalb der statistischen Schwan- kungsbandbreite. Wie wird sich eigentlich die Produktland- schaft im Zinsumfeld ändern? Ergibt die klassische Lebensversicherung mehr Sinn? Bleiben die im Tiefzinsumfeld ge- schaffenen Hybridprodukte? Und wie geht es der Fondsgebundenen angesichts der Unsicherheit an den Börsen? » Müssen wir nur 80 Prozent garantieren, können wir die Performance über die Fondsentwicklung hereinholen. « Manfred Bartalszky, Wiener Städtische KURZ-VITA: Manfred Bartalszky ist Vorstandsdirektor der Wiener Städtischen Versicherung und dort zuständig für den Bereich Lebensversicherungen, aber auch für andere Bereiche wie den Bankenvertrieb. FOTO: © MARLENE FRÖHLICH | LUXUNDLUMEN FONDS & VERSICHERUNG Peter Eichler | Uniqa + Manfred Bartalszky | Wiener Städtische 162 fondsprofessionell.at 4/2023

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