FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2023

Wertpapierkurse können fallen, und wir wissen auch, wenn man angespartes Geld ungebunden parkt, gibt man es leichter aus, für ein Auto oder andere Güter und nicht für die Altersvorsorge. Eichler: Wir sehen in Umfragen, dass mehr als zwei Drittel der Leute wissen, dass sie vorsorgen sollten. Doch das haben vor al- lem die Jungen in den vergangenen Jahren immer weniger getan. Befragungen zeigen sogar, dass sich viele auf ihr Erbe verlassen. Ich frage mich, ob nun der Zinsanstieg reicht, um das Geschäft wieder anzukur- beln. Der Sinn einer Absicherung lag ja auch bisher auf der Hand. Trotzdem ist der Leben-Anteil am Gesamtgeschäft in den vergangenen zehn Jahren von knapp 40 auf rund 23 Prozent gesunken. Und nicht nur die private Vorsorge, auch die zweite Säule, die betriebliche, schwächelt ja. Eichler: Es gibt einen einfachen Grund, warum die zweite Säule in der Lebens- versicherung – vorsichtig gesagt – nicht boomt. Das ist die Nichtanpassung der berühmten 300 Euro, die seit 1975 einge- froren sind ( Anm.: Arbeitgeberzuzahlungen zur Zukunftssicherung der Mitarbeiter sind nach § 3 EStG bis 300 Euro steuerfrei. ).Das ist ein lächerlicher Betrag. Da waren wir nicht erfolgreich bei der Politik. Es wäre ein we- sentlicher Schlüssel, da etwas zu bewegen. Bartalszky: Sie haben sicher recht mit dem Rückgang in der Lebensversicherung. In den letzten zwölf Jahren war es nominell eine Milliarde Euro; in ationsbereinigt müssten wir heute sogar drei Milliarden Euro mehr an Prämien haben. Ich denke, die Relevanz und die Betroffenheit waren in den vergangenen Jahren nicht so groß. Aber der jüngste Rechnungshofbericht zur Altersvorsorge hat gezeigt: Die Säule 1 ist zwar nicht schlecht. Sie wird jedoch im aktuellen Setting schlecht überleben. Der- zeit schießt der Staat schon 11,6 Milliarden Euro an die Pensionsversicherung PVA zu – ohne Berücksichtigung der Beamten.Das wird mehr, weil ja auch die Beschäftigten im Verhältnis zu den Pensionisten immer weniger werden. Das Umlagesystem kann sich immer schwerer nanzieren. Irgend- wann wird es eine Pensionsreform geben. Dann steht man beim Thema Altersarmut. Es ist jetzt an der Zeit, das in den Griff zu kriegen. Auch die Regulatoren müssen das bedenken, wenn sie über Provisionsverbote sprechen. Lebensversicherungen schließt man nicht auf Knopfdruck ab wie eine Reiseversicherung, Ist es undenkbar? Ich kann meine Fonds undWertpapiere online selber kaufen. Bartalszky: Die breite Masse wird das nicht online machen. Es ist wichtig, den Großteil der Bevölkerung zu erreichen. Eichler: Österreich hat für Versicherungs- anlageprodukte die Beratungsp icht ein- geführt. Mit gutem Grund. Sie fordern, dass die Politik handelt. Wir sehen bei redaktionellen Anfragen, dass alles stirbt, was das Regierungsprogramm zur Vorsorge verspricht. Sie sitzen näher dran. Tut sich irgendwo etwas? Eichler: Im Regierungsprogramm wird die Kapitalgarantie bei der privaten Vorsorge angesprochen. Es ist aber nichts umgesetzt. » Irgendwann wird es eine Pensionsreform geben. Dann steht man beim Thema Altersarmut. Es ist jetzt an der Zeit, das in den Griff zu kriegen. « Manfred Bartalszky, Wiener Städtische (r.), gemeinsam mit Peter Eichler, Uniqa FOTO: © MARLENE FRÖHLICH | LUXUNDLUMEN fondsprofessionell.at 4/2023 161

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