FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2023

Lebensversicherungen haben gelitten. Eine Milliarde Euro an Prämien ging innert einer Dekade verloren. Schuld waren nicht nur die tiefen Zinsen, sagen Uniqa-Vorstand Peter Eichler und Wiener-Städtische- Vorstand Manfred Bartalszky. Sie kritisieren auch die Politik. F ONDS professionell hat die zwei größ- ten Lebensversicherungen Österreichs gefragt, ob die gestiegenen Zinsen der Branche wieder Schwung verleihen kön- nen. Wiener Städtische und Uniqa kom- men im Segment Leben gemeinsam auf 40 Prozent Marktanteil. Herr Eichler, Herr Bartalszky, heuer gab es bei Lebensversicherungsprämien in Öster- reich imersten Halbjahr erneut Rückgänge um fast 7,7 Prozent. Das steigende Zins- niveau könnte ein Push sein. Aber wenn wir Umfragen hereinbekommen, liegt die Versicherung in der Beliebtheit hinten. Wie geht es weiter, 2023 und darüber hinaus? Peter Eichler: Der Befund ist richtig. Wir haben wegen der Nullzinssituation eine schwere Zeit hinter uns. Aber man muss auch sagen: Wir haben in Österreich kein Umfeld für private Vorsorge, das vom Staat gewollt und gefördert wird. Der Bedarf an Pensionsvorsorge wäre eigentlich so groß wie nie zuvor. Die langfristige Entwicklung der Lebensversicherung wird auch von staatlichen Initiativen abhängen. Manfred Bartalszky: Sie haben Umfragen angesprochen. Es ist leider immer noch der Fall, dass die Lebensversicherung als reines Veranlagungsprodukt gesehen wird. Der direkte Vergleich stimmt aber nicht. Wir versichern den Todesfall, Berufsunfähigkeit und das Langlebigkeitsrisiko. Es ist das ein- zige Produkt, das eine ewige Rente bis zum Lebensende bieten kann. Eine Lebensversi- cherung ist keinWertpapier, kein Sparbuch. Ja, wir hatten in der Niedrigzinsphase eine Nullzinsgarantie, aber eben doch eine Garantie: Sie bekommen auf jeden Fall die Rentenzahlung im Alter. Ich glaube, unsere Aufgabe ist es, als Branche mehr in den Vordergrund zu stellen, dass es wirklich um Altersvorsorge geht. Würde es Ihnen helfen, wenn die FMA den maximal erlaubten Garantiezins erhöht, der seit Mitte 2022 bei null Prozent liegt? Eichler: Wir haben in der Niedrigzinsphase gesehen, dass Vorsicht sinnvoll ist. Und stei- gende Zinsen können wir auch über die Gewinnbeteiligung zurückführen. Bartalszky: Einen Garantiezins in einer Höhe, die die In ation abdecken würde, wird es ohnehin nicht geben. Ein halbes oder ein Prozent wäre weit unter dem, was wir in der Gewinnbeteiligung zusagen. Heuer sind die Prämienrückgänge in der Lebensversicherung auf die schwachen Einmalerläge zurückzuführen. Das heißt: Wer einen größeren Geldbetrag hat, legt ihn anderswo höher verzinst an. Dass die Lebensversicherung mit dem Zinsniveau konkurriert, lässt sich schwer ändern … Bartalszky: Ja, wir stehen im Vergleich mit der Direktveranlagung. Doch das Bewusst- sein, wie man vorsorgen sollte, ist gering. Wertpapierkurse können fallen, und wir „Es ist ein Eingriff in den Wettbewerb“ » Wir haben kein Umfeld für private Vorsorge, das vom Staat gewollt und gefördert wird. « Peter Eichler, Uniqa Was tut sich bei den Versicherungen? Selbst nach- fragen können Sie auf dem FONDS professionell KONGRESS in Wien. Vor Ort ist 2024 unter anderen wieder die Wiener Städtische . ANMELDUNG: fondsprofessionell.at WIEN, 6. UND 7. MÄRZ 2024 FONDS & VERSICHERUNG Peter Eichler | Uniqa + Manfred Bartalszky | Wiener Städtische 160 fondsprofessionell.at 4/2023

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