FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2023

Banken stoppen den Boom Den Einbruch im Verkauf vonWohneigentum bekommt auch der Vertrieb von Vorsorgewohnungen und Bauherrenmodellen zu spüren. Dennoch sind die Berater für die Zukunft optimistisch. G ut ein Jahrzehnt boomte das Immo- biliengeschäft. Wie das überhaupt möglich war, o enbart die Statistik der Oesterreichischen Nationalbank. In den vergangenen Jahren blähte das billige Geld den Immobilienmarkt massiv auf: Von Jän- ner 2010 bis Dezember 2022 stieg das Be- standsvolumen der Wohnbaukredite um 90 Prozent von 71,4 auf 135,3 Milliarden Euro. Dieses rasante Wachstum ist einer- seits mit höheren Verkaufszahlen und an- dererseits mit hohen Preisen zu erklären. Das war gestern. Heute kämpfen unzäh- lige Immobilienunternehmen im gesam- ten deutschsprachigen Raum um ihre Exis- tenz, und die Stunde der Sanierer hat ge- schlagen. Dabei sind die Probleme der pro- minenten Signa-Gruppe nur die Spitze des Eisbergs, die anzeigt, dass der – auf Pump nanzierte – Höhen ug der Immobilien- branche zu Ende ist. Die unentwegt stei- genden Preise passen nicht zu dem Um- stand, dass Geld wieder etwas kostet und bei Banken und Investoren nicht mehr so locker sitzt wie vor anderthalb Jahren. Die auf hohem Niveau verharrenden Immobi- lienpreise täuschen zurzeit noch über die Immobilienkrise hinweg. Fakt ist, dass die Investorennachfrage eingebrochen ist – auch bei Privatkunden. Das lässt sich an den Absatzzahlen und an der Entwicklung des Kreditgeschäfts messen. Der Boom ist zu Ende Im August 2022 brach die Neukreditver- gabe ein, und seither kommt sie bei Wei- tem nicht an die Rekordwerte der vergan- genen Jahre heran. In den ersten neun Monaten 2023 beliefen sich die neu verge- benen Wohnbaukredite nur noch auf 8,1 Milliarden Euro.Das sind 59 Prozent weni- ger als im selben Zeitraum des Vorjahres, wobei das erste Halbjahr 2022 noch sehr umsatzstark war, ehe mit 1. August 2022 die KIM-Verordnung in Kraft trat. Neben den strengeren Kreditvergabe- kriterien schlagen die Zinsen auf die Leist- barkeit der Immobilien durch. Die nomi- nalen Kreditzinssätze für Privatpersonen kletterten laut Nationalbank von 1,18 Pro- zent im Jänner 2022 auf 4,16 Prozent im Juli 2023. Kredite mit bis zu fünf Jahren Zinsbindung kosteten zuletzt mehr. Die Kaufpreise verharren relativ konstant auf einem hohen Niveau (siehe dazu Tabel- le auf Seite 154). Das verträgt sich bei vie- len Kau nteressenten nicht mit der Zinssi- tuation. Ein Beispiel: Ein 20-jähriges Annui- tätendarlehen über 300.000 Euro kostete im Jänner 2022 nominal rund 1.400 Euro pro Monat. Im Sommer 2023 lag die mo- natliche Rate bei zirka 1.840 Euro. Die Nachfrage bricht ein „Die Nachfrage und damit auch die tat- sächlich getätigten Verkäufe waren in den letzten Monaten merklich rückläu g, Vor- sorgewohnungen sind in Österreich aber weiterhin eine beliebte Geldanlage“, fasst Das Immobiliengeschäft leidet spürbar unter den Zinserhöhungen. Erschwert wird die Lage durch die KIM-Verordnung für die Kredit- vergabe – Banken weisen viele Immobilienfinanzierungen zurück. Immobilien kompensieren inflationsbedingte Ver- mögensverluste. Valuita-CEO Walter Neumann erklärt auf dem FONDS professionell KONGRESS in Wien, wie das funktioniert. ANMELDUNG: fondsprofessionell.at WIEN, 6. UND 7. MÄRZ 2024 SACHWERTE Immobilienvertrieb 150 fondsprofessionell.at 4/2023 FOTO: © ARTO | STOCK.ADOBE.COM

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