FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2023

Das wirft die Frage auf, wie krisenresistent Ihr Portfolio angesichts der vielfältigen Markteinflüsse – Pandemie, Inflation, Zin- sen, Homeoffice, E-Commerce, Nachhaltig- keit – ist? Die Stabilität entsteht durch Diversi kation und opportunistisches Investieren. Wir schließen keine Region und fast keinen Sektor aus. Und die Eigenverwaltung der Immobilien war während Corona sehr wichtig.Wir konnten direkt auf die Mieter eingehen und ihnen nötigenfalls ein bisschen entgegenkommen. Aber es gab keine Einbußen, und wir konnten wieder sechs Prozent an die Anleger auszahlen. Wie schätzen Sie das Thema Homeoffice in der Zukunft ein? Homeo ce ist gekommen, um zu bleiben, das ist keine Frage. Aber es hat sich rela- tiviert. Viele Unternehmen holen ja die Mitarbeiter zurück und erlauben nur noch zwei Tage Homeo ce pro Woche.Deshalb werden weiterhin die Arbeitsplätze be- nötigt. Wir sehen aber auch, dass neue Mieter benötigt werden, wenn Flächen von Bestandsmietern zurückgegeben werden. Wir sind aber für den Büromarkt relativ positiv gestimmt. Für uns werden übrigens Hotels wieder interessanter. Hier wollen wir aufstocken, weil wir der Meinung sind, dass es in diesem Segment Aufholbedarf und deshalb bessere Aussichten als vor fünf Jahren gibt. Wenn Sie wirklich opportunistisch inves- tieren, hätten Sie vor zwei Jahren Hotels gekauft, als sich niemand dafür interessiert hat. Jetzt ist die Nachfrage wieder hoch. Wir haben ja bereits in Hotels investiert. Wir müssen keine 20 Prozent Anfangs- rendite anstreben, sondern es genügen auch 7,4 Prozent, um im Endeffekt die sechs Prozent Performance für unsere Investoren zu erreichen. Es geht auch um Geduld, Bescheidenheit und Value-Inves- ting. Immobilien sind eher ein langfristiges Investment. Unter welchen Umständen steigen Sie aus einem Objekt wieder aus? Das Erste ist: Wir haben so viel Ertrag er- wirtschaftet, dass wir sagen: „Es reicht, wir wollen nicht gierig sein.“Der zweite Grund ist die Absicht des Mieters, innerhalb der nächsten zwei, drei Jahre auszusteigen. Und drittens reagieren wir natürlich, wenn wir erkennen, dass der Mieter in nanzielle Schwierigkeiten gerät und wir unter Um- ständen irgendein Problem haben könn- ten. Das sollte aber nicht passieren, weil die Mietverträge doppelt und dreifach abge- sichert sind. Wann haben Sie mit einer Immobilie „genug Gewinn“ gemacht? Das Fondsmanagement de niert, wann für uns die Ertragssituation ausreichend ist. Vor demHintergrund, dass wir anderswo ande- re Opportunitäten nden.Wir steigen jetzt in England langsam aus, um zum Beispiel gleich in Holland investieren zu können. In Ihren Unterlagen steht, dass Corum die Immobilien nicht renoviert. Woher kommt dieWertsteigerung der Objekte, mit der Sie die Gewinne machen? Erstens kaufen wir Immobilien im Topzu- stand und halten sie instand. Aber wir entwickeln und renovieren nicht, wie Sie richtig sagen. Zweitens gibt es eine Markt- preisentwicklung, und der Corum XL, der außerhalb der Eurozone investiert, nimmt auch geringe Fremdkapitalgewinne mit. Und der dritte Punkt lautet: Es gibt einen Turnover auf der Mieterseite. Das heißt, entweder steigen die Mieteinnahmen durch die Indexierung der Mieten oder neue Mieter zahlen eine höhere Miete als ihre Vorgänger. Das Thema Nachhaltigkeit hat in der Immo- bilienwirtschaft inzwischen große Bedeu- » Die Stabilität entsteht durch Diversifikation und opportunistisches Investieren. « Martin Linsbichler, Corum FOTO: © MARLENE FRÖHLICH | LUXUNDLUMEN SACHWERTE Martin Linsbichler | Corum 146 fondsprofessionell.at 4/2023

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