FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2023

wöhnlichen Schritt die Unternehmen zu Lohnerhöhungen aufgerufen. Wie die Wirtschaft feiert auch die Börse ein Comeback. Yuichi Murao, Chef für japanische Aktien bei Nomura Asset Management, hält das für mehr als gerecht- fertigt: Das Land punktet seiner Meinung nach mit einer großen Zahl hochpro tab- ler Unternehmen, die im internationalen Vergleich günstig bewertet sind. Zur Veran- schaulichung hat Murao die Be- wertungen besonders pro tabler japanischer Unternehmen mit derjenigen des US-Index S&P 500 verglichen – und um Sek- torunterschiede bereinigt. Das Ergebnis: Für Japans Pro tabi- litäts-Champions kommt er zu einem signi kant günstigeren Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). In „attraktive Geschäftsmodelle zu günstigen Bewertungen“ in- vestieren ist für Murao ein wich- tiges Argument für Japan. „Anders als für viele andere Märkte sind wir für Japan der- zeit positiv gestimmt“, sagt auch DWS-Fondsmanagerin Lilian Haag. Und Gregor Hirt, Multi-Asset-Chef von Allianz Global Investors, hält japanische Aktien für „unterbewertet und in interna- tionalen Portfolios unterrepräsentiert“. Unter Buchwert Mehr als die Hälfte der Titel an Tokios Börse handeln sogar unter Buchwert. Eine Ursache dafür ist unter anderem das bis vor Kurzemmäßige Interesse internationa- ler Investoren. Und auch das hat Gründe: So bemühten sich viele japanische Firmen bislang nicht sonderlich um ihre Aktionä- re. Stattdessen hemmten starke Überkreuz- beteiligungen den Wandel und schotteten die Firmen vor Übernahmen ab. „Das ähnelt ein wenig der Deutschland-AG der 1980er-Jahre“, meint Simon Frank, Invest- mentspezialist von Pictet Asset Manage- ment. Anfang dieses Jahres rief die Tokioter Börse die unter Buchwert notierenden Fir- men auf, bessere und aktionärsfreundli- chere Finanzstrategien zu entwickeln. Laut Fondsmanager Takayama sorgt das für hohen Druck auf die Firmen und dürfte den langfristigen Bewertungsanstieg am japanischen Aktienmarkt unterstützen. Shuntaro Takeuchi, Portfoliomanager bei Matthews Asia, beobachtet ebenfalls Ver- änderungen, insbesondere Verbesserungen in der Unternehmensführung und bei der Pro tabilität. Er geht davon aus, dass die Firmengewinne auf absehbare Zeit weiter zulegen werden. Das liege auch an der hohen Finanzkraft japanischer Firmen, von denen viele gar nicht oder kaum verschul- det seien. Pictet-Experte Frank p ichtet ihm bei: „Der Leverage ist deutlich geringer als etwa bei US-Unternehmen.“ Er verweist darauf, dass Firmen und auch Haushalte enorme Cashbestände vor sich herschieben: „Das ist in De a- tionszeiten kein Problem, aber bei In ation muss man das Geld arbeiten lassen.“ Unterstützung könnte der Aktienmarkt zudem von der Reform der privaten Vorsorge erhalten: „Vom Sparen zum In- vestieren“ lautet dabei das Motto der japanischen Regierung, die jüngst die Steuerfreibeträge für Vorsorgekapital deutlich ange- hoben und die Steuerfreiheit auf Lebenszeit ausgeweitet hat. Denn Japaner hängen ähnlich den Österreichern am Spar- buch: Die privaten Haushalte Junichi Takayama, Nikko Asset Management: „Dieses Jahr sehen wir zum ersten Mal signifikante Lohn- und Preisanstiege.“ Simon Frank, Pictet Asset Management: „An der Börse in Japan haben wir noch viel Luft bis zu den Allzeithochs.“ Beeindruckende Performance Entwicklung ausgewählter Börsen 2023 Japanische Aktien haben die Börsen anderer wichtiger Länder und Regionen in diesem Jahr klar hinter sich gelassen. Quelle:Onvista |Stand:23.10.2023 -10% -5% 0% 5% 10% 15% 20% Hang Seng Euro Stoxx 50 MSCIWorld S&P 500 Nikkei 225 Kursindizes in Lokalwährung seit Jahresbeginn 20,5 % 9,6 % 7,9 % 5,8 % -12,3 % fondsprofessionell.at 4/2023 117 FOTO: © MICHAEL HOLMES I NIKKO AM, PICTET ASSET MANAGEMENT

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