FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2023

Die prozentuale Wertentwicklung ist nur die halbe Wahrheit. Davon jedenfalls ist Michael Krautzberger, EMEA-Anleihen-Chef bei Blackrock, überzeugt. Gerade als aktiver Rentenmanager dürfe man sich dadurch nicht von seinem Konzept abbringen lassen. A uch wenn von Euphorie vielleicht noch keine Rede sein kann: Die seit Kurzem in den meisten Industrieländern wieder sinkenden In ationsraten lassen die meisten Akteure an den Rentenmärkten inzwischen wieder deutlich zuversichtlicher auf das Jahr 2024 blicken. Mancher Anlei- henmanager erwartet sogar bereits wieder für Mitte des kommenden Jahres die ersten Zinssenkungen und damit einhergehende Kursgewinne auf der Rentenseite. Nicht ganz so optimistisch zeigt sich bei dieser Frage Michael Krautzberger, der für Black- rock das Team für fundamentale Anleihen- strategien im EMEA-Raum leitet. Herr Krautzberger, die vergangenen drei Jahre waren auch für einen erfahrenen Anleihenmanager alles andere als einfach. Was hat Sie ammeisten überrascht? Michael Krautzberger: Die größte Über- raschung war aus meiner Sicht schon die Entwicklung, die wir speziell im Jahr 2022 erlebt haben. Noch bis in den Dezember 2021 hinein hat die EZB durch ihre „For- ward Guidance“ signalisiert, es sei noch zu früh für ein Anheben der Zinsen. Aber wir alle wissen, dass es kurz darauf und imwei- teren Verlauf von 2022 zu der aggressivsten Periode von Zinserhöhungen in der Ge- schichte der Rentenmärkte gekommen ist. An den Performanceergebnissen der aller- meisten Rentenfondsmanager lässt sich ab- lesen, dass das von nahezu der Gesamtheit der Marktteilnehmer nicht erwartet wor- den war. Die meisten, und da schließe ich mich ein, hatten Ende 2021 noch nicht mit so scharfen Zinserhöhungen für 2022 gerechnet. Andererseits ist doch dadurch inzwischen eine Situation entstanden, die Ihre Arbeit als Anleihenspezialist wieder erheblich interessanter gemacht hat, oder? Da kann ich Ihnen unbedingt recht geben. Aus der rein beru ichen Perspektive eines Fixed-Income-Fondsmanagers waren die Jahre zuvor natürlich alles andere als eine spannende Zeit. Sie können sich vorstellen, dass eine vergleichsweise lange Periode mit Negativzinsen, begleitet von Stützungsmaß- nahmen wie einem ausgedehnten Quanti- tative Easing seitens der Zentralbanken, bei einem aktiven Anleihenmanager nicht ge- rade für Begeisterungsstürme gesorgt hat. Noch vor zwei Jahren hätte ich mir nicht vorstellen können, dass mein Job wieder so spannend sein würde wie heute. Mit welcher Konsequenz? Mit der Konsequenz, dass sich durch die enorm gestiegene Volatilität an den Kapi- talmärkten zum Teil wieder außergewöhn- liche Chancen gerade für uns als Anleihen- manager eröffnen, über die es sich inner- halb meines Teams zum Teil tre ich zu diskutieren lohnt. Natürlich wird im Port- foliokontext auch künftig nicht jede Idee perfekt so aufgehen, wie man das plant. Als aktiver Manager glauben wir jedoch be- wusst an die Wirkungskraft von Diversi - kation und gehen eine entsprechend große Zahl an unterschiedlichen Investmentideen ein.Wenn man dann, wie in unserem Fall, in der Vergangenheit eine statistisch nach- » Vor zwei Jahren hätte ich mir nicht vorstellen können, dass mein Job wieder so spannend sein würde wie heute. « Michael Krautzberger, Blackrock „Selbst in schwierigen Phasen echtes Alpha erzielt“ MARKT & STRATEGIE Michael Krautzberger | Blackrock 102 fondsprofessionell.at 4/2023

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