FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2023

Anlagen für den kommenden Monat prognostizieren. Diese Prognosen fließen dann in die Portfoliokonstruktion ein. La Française Systematic Asset Manage- ment wiederum nutzt KI, um Fonds besser vor Risiken zu schützen. „Die zunehmende Komplexität der Finanzmärkte erfordert ein flexibles Risikomanagementsystem, das eine Vielzahl von Datenquellen integriert und gleichzeitig komplexe nichtlineare Beziehungen und Wechselwirkungen in Finanzdaten berücksichtigt“, meint Denisa Čumova, Leiterin Portfoliomanagement & Quant Research. Ihr Team kombiniere Ma- chine-Learning-Ansätze mit traditionellen Verhaltensmodellen. Ziel sei es, „endogene Schocks“ frühzeitig zu erkennen und „dy- namisch auf das sich verändernde Markt- umfeld“ zu reagieren. Das von La Française entwickelte Modell zeige in der empiri- schen Analyse ein im Vergleich zu einer Buy-and-Hold-Strategie „erhebliches Ver- lustreduzierungspotenzial“und ein „verbes- sertes Rendite-Risiko-Verhältnis“. Seit zehn Jahren erprobt Während die genannten Ansätze recht jung oder noch in der Erprobung sind, konnten manche Asset Manager bereits seit Jahren Erfahrungen mit künstlicher In- telligenz imAsset Management sammeln. So lassen Michael Günther und Pablo Hess ihren Fonds, den marktneutralen Tungsten Trycon AI Global Markets, schon seit einer Deka- de von einer KI steuern. „Unse- re Modelle werten täglich eine siebenstellige Zahl von Preis- daten aus“, erläutert Günther. „Daraus berechnen sie die Wahrscheinlichkeit von Markt- bewegungen – verbunden mit einer Information darüber, wie sicher sich die KI mit ihrer Ein- schätzung ist.“ Als Ergebnis er- halten Günther und Hess die Empfehlung, bestimmte Posi- tionen auf- oder abzubauen. Das Duo von Tungsten Capital Management aus Frank- furt setzt diese Anweisungen dann mit Ter- minkontrakten auf Aktienindizes, Staatsan- leihen,Währungen und Volatilitäten um. Angst, dass die Maschine aus einer Lau- ne heraus mal sinnlose Transaktionen emp- fiehlt, hat Günther nicht. „Wir arbeiten seit zehn Jahren mit unserer KI und blicken mittlerweile auf mehr als 50.000 Trans- aktionen zurück“, betont er. „Das gibt uns die Sicherheit, dass unsere Modelle solide Entscheidungen treffen.“ Außerdem ist die KI für ihn keine Blackbox. „Uns ist klar, mit welchen Daten die KI arbeitet,wir ken- nen die wesentlichen Einflussfaktoren und die grundsätzlichen Prinzipien der Ent- scheidungsfindung – wir haben die Model- le schließlich selbst programmiert und ein- gehend geprüft. Daher sprechen wir lieber von einer ‚Greybox‘.“ Anfangs enttäuschend Vor gut sechs Jahren legte auch Acatis einen KI-Fonds auf. Doch anfangs ent- täuschte der Acatis AI Global Equities: Die Software war offenbar überfordert damit, nicht nur die besten Aktien zu selektieren, sondern zudem zu entscheiden, in welche Regionen und Sektoren das Geld fließen sollte. Im Sommer 2019 wurde das Modell dann „verschlankt“, wie Kevin Endler es formuliert. „Die Aufgabe der KI ist jetzt nur noch, in den einzelnen Sektoren welt- weit nach den besten Aktien zu suchen“, sagt der Leiter des quantitativen Portfolio- managements. „In allen anderen Punkten verhalten wir uns, so gut es geht, neutral zum Vergleichs- index MSCI World, etwa was die Allokation nach Sektoren oder Regionen anbelangt.“ Seither weiß der Fonds zu überzeugen, den MSCI World ließ er in den vergangenen vier Jahren deutlich hinter sich. Und was tut die KI genau? „Vereinfacht gesagt lässt sie alle Unternehmen eines Sektors wie in einem Wettbewerb ge- geneinander antreten“, sagt Endlers Kollege Eric Endress, der das Quant-Research des Frankfurter Vermögensverwal- ters leitet. „Die entscheidende Kein ChatGPT-Effekt erkennbar KI-Publikumsfonds deutscher Investmentboutiquen Dem KI-Fonds-Spezialisten Plexus zufolge wächst der Markt zwar, zuletzt aber nicht sonderlich schnell. Quelle:Plexus Investments | 1 geschätzt | 2 lautBloomberg-Daten | 3 per31.8.2023 0 20 40 60 80 100 120 140 0 50 100 150 200 250 300 350 400 450 2023 3 2022 2021 2020 2019 Nettomittelaufkommen 1 in Mio. Euro Fondsvolumen 2 in Mio. Euro » Man muss kein Datenwissenschaftler sein, um KI zu nutzen. « Charlotte Wood, Schroders fondsprofessionell.at 3/2023 81 FOTO: © SCHRODERS

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