FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2023
Digitales Bargeld Weil wir immer häufiger mit Karte oder online zahlen, verliert Cash zunehmend an Bedeutung. Der digitale Euro soll dem Bargeld wieder auf die Beine helfen. E uropaweit haben populistische Partei- en den digitalen Euro für sich ent- deckt, um Verlustängste zu schüren. Die EU wolle damit das Bargeld abschaffen, tönt es von Frankreich über Deutschland bis Österreich. In der Realität ist es umge- kehrt: Bargeld ist gerade dabei, der Bequemlichkeit der Kun- den zum Opfer zu fallen. Al- lein von 2019 bis 2022 ist der Cashanteil bei Zahlungen in Europa von 72 auf 59 Prozent gesunken (siehe Grafik). Kar- ten- und Handyzahlung sind indes beliebt wie nie. Was die populistische Erzäh- lung nicht erwähnt: Der digita- le Euro wäre eine Garantie, im Onlinezeitalter weiter mit Zen- tralbankgeld zahlen zu können. Wie wichtig das ist, ist vielen nicht bewusst. Münzen und Scheine, die wir in der Geld- börse mit uns herumtragen, sind die einzige Art von Zentralbankgeld, die der Öffentlichkeit derzeit zur Verfü- gung steht.Man zahlt damit anonym, und Händler müssen keine Kommission an Ter- minaldienstleister oder Abwickler entrich- ten.Wer hingegen an der Supermarktkasse die Karte zückt oder den Ärmel für die Apple Watch hochkrempelt, der verwendet privates, von Banken geschaffenes Geld. Ankerfunktion Die Grenzen zwischen beiden Formen sind fließend: Wer Beträge vom Konto ab- hebt, wandelt privates in Zentralbankgeld um; umgekehrt wird Notenbankgeld bei Einzahlung zu privatem Geld. Im Alltag merken wir von dem Übergang nichts. Und genau diese Selbstverständlichkeit ist ein Grundpfeiler der Geldsta- bilität: Die Eigentümerin des Restaurants ums Eck akzeptiert unsere elektronische Zahlung nur, weil sie dieses Buchgeld garantiert eins zu eins in öffent- liches Geld umtauschen und mit diesem selbst wieder zah- len kann. Kurz: Zentralbank- geld ist der Grund, warum es überhaupt Vertrauen in pri- vates Geld gibt. Diese sogenannte „Anker- funktion“ des Zentralbankgel- des wird jedoch ausgehebelt, wenn nur noch mit Karte ge- zahlt wird. Die Europäische Zentralbank (EZB) warnt vor Der digitale Euro soll Anonymität gewährleisten und die Europäische Union im Zahlungsverkehr unabhän- giger machen – also für Autonomie gegenüber den großen US-Zahlungs- dienstleistern sorgen. Nur Bares ist Wahres? Geldtransaktionen in Europa nach Zahlungsart Wer bar zahlt, zahlt mit Zentralbankgeld. Wer dagegen die Karte zückt, ver- wendet privates Geld. Quelle:ECB |DeNederlandscheBank,DutchPaymentsAssociation,DeutscheBundesbank 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % 2022 2019 Bargeld Karte Mobile App Andere 72 % 25 % 1 % 2 % 59 % 35 % 3 % 3 % STEUER & RECHT Digitaler Euro 270 fondsprofessionell.at 3/2023 FOTO: © MAKSIM KABAKOU | STOCK.ADOBE.COM
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