FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2023

„Das ist an sich ein richtiger Schritt.“Denn die Eingabe von Kundendaten stelle eine Regelverletzung dar. „Doch ein Verbot von ChatGPT allein ist zu kurz gegriffen.“ Sowohl für den Datenschutz als auch für die Aktualität der Daten stehen jedoch Auswege parat. „Banken müssen eine eigen- ständige KI bei sich im Haus einführen“, appelliert Schmid. „Diese muss jedoch nicht auf das gesamte Onlinewissen von Kochrezepten bis zur Teilchen- physik ausgelegt sein.“Es genü- ge, die KI auf die Bankanwen- dungen zu trainieren. „Das ist heute schon recht günstig möglich“, sagt der LPA-Experte. „AmMarkt gibt es bereits viele offene Angebote, die Banken recht einfach übernehmen können.“ Es würden keine hohen Entwicklungskosten an- fallen, sofern die Probleme nicht zu komplex seien. Eine letzte Hürde beim Ein- satz der Denkmaschinen liegt in den Banken selbst: die Men- schen. „Bei der Einführung von KI ist es wichtig, die Mit- arbeiter einzubeziehen“, sagt Branchenken- ner Schmid. „Denn die Angst um einen Jobverlust ist latent vorhanden – wie bei allen Neuerungen.“ Die Meinungen hierzu würden sich in zwei Lager spalten. „Das eine Lager meint, dass sich Konsequenzen für Jobs ergeben“, so Schmid. „Bei der Industriellen Revolu- tion verschwanden auch Berufsbilder. Und die Veränderungen durch KI werden grö- ßer sein als bei der industriellen Revolu- tion.“ So verweisen die Analysten von McKinsey in ihrer Untersuchung darauf, dass die Anwendung von KI vor allem gut ausgebildete Arbeitsprofile betrifft, die bislang kaum von einer Automatisierung bedroht waren (siehe Grafik unten). Ende der Langeweile Das andere Lager meint, dass die Arbeit der Menschen besser wird. „Denn die KI übernimmt langweilige Standardaufgaben, während die Menschen mehr Zeit haben, sich komplexeren Aufgaben zu widmen“, erläutert Schmid. Forst von Arthur D. Little vermag Argumente für das zweite Lager zu erkennen. „KI kann die Produktivität deut- lich steigern. Denn sie kann Prozesse über- nehmen, die Menschen nervtötend erschei- nen“, so der Branchenkenner. Banken falle es immer schwerer, für repetitive Aufgaben Mitarbeiter zu gewinnen. „KI kann zur Automatisierung im Backoffice beitragen und so den Fachkräftemangel lindern.“ Und was sagt ChatGPT zu der Frage, wie es Geldhäusern assistieren kann? „Ich kann Banken auf verschiedene Weisen hel- fen, indem ich Informationen bereitstelle, Daten analysiere und Kundenanfragen beantworte“, schreibt die KI. Sie führt als Beispiele Kundenbetreuung, Datenanalyse, Finanzberatung, Betrugsprävention, Marktfor- schung sowie Compliance und Regulierung an. Die KI betont jedoch: Bei komplexen Transaktionen, rechtlichen Angelegenheiten oder hochsensiblen Kunden- informationen sei die Zusam- menarbeit mit menschlichen Fachleuten nach wie vor uner- lässlich. „Dennoch kann ich Banken in vielen Routineaufga- ben und bei der Bereitstellung von Informationen und Analy- sen unterstützen“, so ChatGPT. SEBASTIAN ERTINGER FP Sandro Schmid, LPA: „Eine KI für Banken muss nicht auf das gesamte Onlinewissen von Koch- rezepten bis zur Teilchenphysik ausgelegt sein.“ Arbeitslose Akademiker Automatisierungspotenzial nach Bildungsabschluss Generative KI erhöht das Potenzial für technische Automatisierung vor allem in Berufen, die ein höheres Bildungsniveau erfordern. Quelle:McKinsey 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% Ohne Schulabschluss Schulabschluss Berufsausbildung oder Fachschule Fachhochschule Bachelor Master, Doktor oder höher mit KI ohne KI Florian Forst, Arthur D. Little: „Künstliche Intelligenz kann Prozesse übernehmen, die Menschen nervtötend erscheinen.“ BANK & FONDS ChatGPT 266 fondsprofessionell.at 3/2023 FOTO: © ARTHUR D. LITTLE, LUCHT PROBST ASSOCIATES | LPA

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