FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2023
Neuer Kollege Um ChatGPT und Co. entflammte ein Hype. In den Banken eröffnen sich für künstliche Intelligenz tatsächlich viele Einsatzmöglich- keiten. Doch daraus ergeben sich jedoch auch zahlreiche Fragen. C hatGPT, wie kannst du Banken hel- fen?“ Welche Antwort würde die künstliche Intelligenz wohl auf diese Frage geben? Richtet man sie an Kenner der Ban- kenbranche, lautet die Antwort: an vielen Stellen – aber mit Einschränkungen. Das Thema künstliche Intelligenz (KI) hat mit dem Start der Plattform ChatGPT des Un- ternehmens OpenAI an Fahrt gewonnen. Denn ChatGPT, Google Bard und andere bergen einen Entwicklungsschritt: Sie ana- lysieren nicht nur Daten, sondern erschaf- fen selbst Inhalte. Diese sogenannte „generative“ KI birgt viele Einsatzmöglichkeiten. So klopfte die Unternehmensberatung McKinsey in einer Untersuchung das Potenzial von Produkti- vitätssteigerungen durch den Einsatz von generativer KI für 21 Wirtschaftszweige ab. Die höchste Steigerungsrate billigen die Experten dem Hochtechnologiesektor zu. Die zweithöchsten Raten errechneten die Consultants für Banken. So könnten Geld- häuser ihre Erträge um 2,8 bis 4,7 Prozent pro Jahr ausweiten, gemessen am Umsatz, den die Institute im Jahr 2022 erwirtschaf- teten (siehe Grafik nächste Seite). In abso- luten Zahlen gesehen summiert sich dies auf einen jährlichen Ertragszuwachs in Höhe von 200 bis 340 Milliarden Dollar. In den Chefetagen der Geldhäuser scheint die Botschaft angekommen zu sein. „Bei großen Banken steht das Thema KI weit oben auf der Agenda“, sagt Sandro Schmid, Partner bei der Technologiebera- tung Lucht Probst Associates (LPA). „Die Vorstände und Aufsichtsräte haben erkannt, dass KI die nächste industrielle Revolution darstellt.“ Allerdings sei unter der Hand gelegentlich die Ansicht zu hören, das sei nur ein Hype, der bald abflauen werde. „Bei den Instituten der zweiten Reihe nimmt das Verständnis für KI ab“, berichtet Schmid. Kopf aus dem Sand Geht es nach Schmid, ist das ein Fehl- urteil. „Man kann den Kopf in den Sand stecken und hoffen, dass die KI-Welle vor- beirollt“, sagt der LPA-Mann, der früher bei Schweizer Geldhäusern in Führungsposi- tionen arbeitete. „Viel sinnvoller ist es, sich auf die Veränderungen einzustellen und dabei mitzuwirken.“ Ansatzpunkte gibt es genug. „Der Ein- satz von KI ist in praktisch allen Bereichen der Banken denkbar“, hält Florian Forst fest, der bei der Strategieberatung Arthur D. Little den Bereich Finanzdienstleister in Zentraleuropa leitet. „Die Frage ist aber: Wo ist es auch sinnvoll?“ Denn rund um die Automatisierung gibt es bereits viele Anwendungsfälle.Die bisherige Robotik ist da oft gut geeignet. „Für einfache Prozesse lassen sich auch simple Regressionen nut- zen“, erläutert Schmid. „Dafür muss keine KI verwendet werden.“ Die Einführung lohnt sich in den Fällen, in denen ganze Verfahrensketten automati- » Ich kann Banken auf verschiedene Weisen helfen. « ChatGPT, OpenAI Roboter analysieren bereits große Datenmengen. Künstliche Intelligenz stellt jedoch einen Sprung dar: Sie wertet nicht nur Bestehendes aus, sondern erschafft selbst Inhalte, etwa dieses Bild. BANK & FONDS ChatGPT 264 fondsprofessionell.at 3/2023 FOTO: © BPAWESOME | STOCK.ADOBE.COM | GENERIERT UND BEARBEITET MIT KI
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