FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2023

gefahren haben und intensiv auf Selfservice setzen, gibt es viele Kunden, die den per- sönlichen Kontakt vermissen.Bei uns haben sie noch für alle Bereiche eine Ansprech- person. Hier unterscheiden wir uns auch von anderen Privatbanken, die gar keinen klassischen Zahlungsverkehr anbieten.Wir haben an diesem Bereich immer festge- halten, auch wenn er doch mit Kosten und einem hohen Aufwand verbunden ist. Aber aus heutiger Sicht handelt es sich dabei um einen Wettbewerbsvorteil. Welchen Einfluss wird aus Ihrer Sicht das KI-Thema auf die Branche haben? Künstliche Intelligenz wird massive Auswir- kungen haben, allein wenn man sich an- schaut, was die Chatbots heute schon alles können. Ich bin davon überzeugt, dass in kürzester Zeit auch Angebote zu Wert- papierthemen zur Verfügung stehen und Kunden mit Chatbots über Veranlagungs- themen sprechen werden können. Diese Angebote wird es geben, und das wird den Markt beeinflussen. Unsere Rolle wird sich dadurch ein wenig verändern. Ich glaube, dass auch wir in einigen Jahren im Hinter- grund mit KI-Systemen arbeiten werden, etwa als Hilfsmittel, umAnlagekonzepte zu erstellen. Oder auch um Kunden auf sehr spezifische persönliche Präferenzen zuge- schnittene individuelle Investmentstrategien anbieten zu können. Die Berater werden dann die Funktion des Übersetzers haben und quasi der Intermediär zwischen Kunde und Technik sein. Das ist aus meiner Sicht das Zukunftsmodell im Private Banking. Rein äußerlich wird sich nicht viel ändern, es ist und bleibt ein Vertrauensgeschäft, und dieses Vertrauen wird man gegenüber einem Chatbot nicht so leicht aufbauen. Daher bleiben die Berater die wesentlichen Ansprechpersonen, diese werden aber im Hintergrund KI-Systeme nutzen, um die Qualität der Beratung zu verbessern. Die Berater brauchen sich also keine Sor- gen zu machen. Ein anderes Problem ist aber, Berater zu finden, zumindest hört man dies immer wieder im Gespräch mit Privatbanken. Sie betreiben sechs Stand- orte: Wie schwierig ist es, Mitarbeiter für die Beratung zu bekommen? Das hängt sehr von der Stimmung im Unternehmen ab und davon, wie man mit den Beschäftigten umgeht.Wenn die Stim- mung nicht passt, bekommt man auch keine neuen Mitarbeiter. Wenn man gute Leute hat, dann ziehen die auch andere gute Leute an. Der Private-Banking-Markt ist von der Größe her in Österreich über- schaubar, und die Private Banker sprechen auch miteinander. Wir arbeiten kaum mit Headhuntern zusammen, es ergibt sich eher aus Beziehungsnetzwerken heraus. So sind wir in den letzten Jahren zu vielen guten Mitarbeitern gekommen. Wie wichtig ist es, Mitarbeiter intern aufzu- bauen? Das wird immer wichtiger, da hat sich der Markt in den vergangenen zehn Jahren schon deutlich verändert. Früher war der klassische Weg, dass man bei einer großen Universalbank begonnen und sich dann auf den Wertpapierbereich spezialisiert hat. Danach ist man dann mit dem entspre- chenden Know-how in das Private Ban- king gewechselt. Die Universalbanken ha- ben die Ausbildung allerdings sehr zurück- gefahren, daher ist es für uns sehr wichtig, Mitarbeiter selbst auszubilden und auf ein hohes fachliches und an den Kunden ori- entiertes Niveau zu bringen. Der Anspruch an uns selbst ist hierbei sehr hoch. So lautet unsere Unternehmensvision: „Wir setzen Maßstäbe für Ihr Vermögen.“ Danke für das Gespräch. GEORG PANKL FP KURZ-VITA: Nils Kottke Nach dem BWL-Studium war Nils Kottke in verschiedenen Bereichen bei HSBC Trinkaus & Burkhardt beschäftigt. Seit 2011 ist er im Bankhaus Spängler tätig. Anfang Juni 2017 rückte er in den Vorstand der Bank auf. Er verantwortet das Ressort Privatvermögen, zu dem die Bereiche Private Banking, Asset Management und Privatkunden gehören. » Aus heutiger Sicht handelt es sich dabei um einen Wettbewerbs- vorteil. « Nils Kottke, Bankhaus Spängler FOTO: © MARLENE FRÖHLICH | LUXUNDLUMEN BANK & FONDS Nils Kottke | Bankhaus Spängler 258 fondsprofessionell.at 3/2023

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=