FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2023

dukt vor Ort an einem unserer Standorte abzuschließen,wo sie auch Beratung in An- spruch nehmen können. Hat sich das auf der Kostenseite nicht negativ ausgewirkt? Nicht wirklich. Man meint vielleicht, dass man mit einem Online-Produkt nur die Gruppe anspricht, die kleinere Volumina anlegen möchte. Glücklicherweise hat sich aber gezeigt, dass es vielfach Kunden sind, die über weitaus mehr Kapital verfügen. Viele sind absolute Private-Banking-Kun- den, das war am Anfang für uns nicht ab- sehbar. Zudem konnten wir durch die Be- ratung auch bereits bestehende Kunden für „Carl“gewinnen. Der flexible und inte- ressante Ansatz überzeugte viele, die zuvor bei der Wertpapieranlage zögerlich waren. Bei „Carl“ berechnet der Algorithmus aus- gehend von den Anlagezielen die Aktien- quote, die zwischen null und 100 Prozent liegt, je nach Risikoneigung. Das wurde dann von unseren Bestandskunden sehr gut angenommen. Zudem haben wir gese- hen, dass die Online-ETF-Vermögensverwal- tung sehr gut bei den Kindern unserer Kunden ankommt.Die haben Interesse am Veranlagungsthema, wollen aber ein digita- les Produkt. Mit Kindern meinen Sie die jüngere Gene- ration … Ja, uneingeschränkt in Wertpapiere investie- ren darf man ja erst ab 18 Jahren, was ich im Übrigen für ein Versäumnis in der Ge- setzgebung halte. Investiert werden darf ja für minderjährige Kinder auch nur mün- delsicher, die Nachteile dieser Regel haben wir in den vergangenen Jahren gesehen, wo real meist ein negatives Ergebnis am Jahresende zu sehen war. Die Situation hat sich aktuell durch ein höheres Zinsniveau vielleicht wieder verbessert, trotzdem wäre hier die Politik gefragt, sich der Problema- tik anzunehmen. In vielen anderen Län- dern gibt es eine derartige Einschränkung im Übrigen nicht. Und wie viele Kunden nutzen „Carl“ im Moment? Aktuell nutzen ungefähr 1.000 Personen unsere Onlinevermögensverwaltung, rund drei Viertel sind bestehende Kunden der Bank, der Rest ist von extern zu uns ge- kommen. Dabei konnte sich die Strategie auch auf der Performanceseite sehr gut schlagen. Das hat dazu geführt, dass wir denselben Ansatz seit einiger Zeit auch für Großmandate nutzen. Das war zwar nicht angestrebt, mittlerweile managen wir mit diesem Investmentansatz auch Mandate mit Anlagevolumina von 20 Millionen Eu- ro und mehr. In Summe ist „Carl“ für uns eine große Erfolgsgeschichte, und wir sind dabei, das Ganze weiterzuentwickeln. Es wird in naher Zukunft über „Carl“auch ei- ne Artikel-8-konforme Lösung geben. Kun- den können somit auch eine nachhaltige Lösung auswählen. Wie funktioniert „Carl“ im Detail? Am Anfang nehmen die Kunden eine Selbsteinschätzung vor, bei der er in acht Schritten online ein Chancen-Risiko-Profil festlegt. Auf dieser Basis berechnet unser Robo-Advisor das Anlegerprofil, das den individuellen Rahmen für das Portfolio definiert. Die Umsetzung des Portfolios er- folgt über Fondshüllen. Es gibt einen 100- Prozent-Anleihenfonds, einen 100-Prozent- Aktienfonds und einen Aktienfonds mit Investitionsgradsteuerung, hier kann die Aktienquote zwischen null und 100 Pro- » Das hat am Ende dazu geführt, dass wir denselben Ansatz seit einiger Zeit auch für Großmandate nutzen. « Nils Kottke, Bankhaus Spängler FOTO: © MARLENE FRÖHLICH | LUXUNDLUMEN fondsprofessionell.at 3/2023 255

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