FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2023

Seit sechs Jahren leitet Nils Kottke als Vorstand das Ressort Privatvermögen beim Bankhaus Carl Spängler & Co. Im Gespräch erklärt der Finanzprofi, wie es mit dem hauseigenen Robo-Advisor läuft und wie sich das Private Banking in Zukunft verändern wird. D as Bankhaus Carl Spängler & Co. ist die älteste Privatbank Österreichs, seit der Gründung im Jahr 1828 ist der Haupt- sitz des Instituts in der Landeshauptstadt Salzburg. Mittlerweile leitet die siebente Generation der Familie Spängler die Bank. Mit neun Standorten und 277 Mitarbei- tern betreut man 9,7 Milliarden Euro an Kundenvolumen. Vergangenes Jahr konnte das beste Ergebnis in der fast 200-jährigen Unternehmensgeschichte erzielt werden. Mit ein Erfolgsgeheimnis des Instituts ist es, immer mit der Zeit zu gehen und sich auf neue Situationen einzustellen. Im Jahr 2018 war man etwa die erste Bank, die über einen eigenen Robo-Advisor namens „Carl“ eine vollautomatisierte Onlinever- mögensverwaltung anbot. Damals bereits mit an Bord war Nils Kottke: Er ist seit sechs Jahren als Vorstand für das Ressort Privatvermögen zuständig, zuvor leitete er das Family Management. Im Gespräch erklärt Kottke, welche Erfahrungen man mit dem eigenen Robo-Advisor gemacht hat und welche Veränderungen sich durch KI-Systeme ergeben werden. Herr Kottke, das Bankhaus Spängler erziel- te im vergangenen Jahr das beste Ergeb- nis seit Bestehen des Instituts.Wie hat sich der Wertpapierbereich entwickelt? Wir sind in den vergangenen vier Jahren sehr stark im Wertpapierbereich gewach- sen. In dieser Zeit haben wir Nettomittel- zuflüsse imWertpapierbereich von 1,5 Mil- liarden Euro erhalten. Dieses substanzielle Wachstum ist für uns eine sehr gute Bestä- tigung unserer Kunden, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Woher kam die starke Nachfrage? Es gibt sicherlich Effekte, von denen die gesamte Branche profitieren konnte.Durch das Niedrigzinsumfeld blieb ja nur das Wertpapier als Möglichkeit, noch Rendite zu erwirtschaften. Wir haben uns aber auch im Bereich unserer Investmentstrate- gien sehr verbreitert und weiterentwickelt. Unsere Online-Vermögensverwaltung „Carl“ hat sich auch sehr erfreulich entwickelt. Passen eine klassische Privatbank und eine Onlinevermögensverwaltung wirklich zusammen? Anfangs wollten wir mit „Carl“ ein reines Onlineprodukt anbieten.Damit ermöglich- ten wir es Menschen, ab 30.000 Euro Min- destvolumen in die Vermögensverwaltung einzusteigen. Uns war es wichtig, hier First Mover zu sein.Gleichzeitig wollten wir den wichtigsten Teil unserer Dienstleistung – die Beratung – nicht aus den Augen verlieren. Deshalb haben wir allen Online-Kunden stets auch eine erfahrene, qualifizierte An- sprechperson zur Seite gestellt. Dies wird auch sehr geschätzt. Allerdings können wir rückblickend auch sagen, dass die Strategie nicht in allen Punkten ganz aufgegangen ist.Wir haben relativ schnell festgestellt, dass es sehr aufwendig ist, Kunden online zum Abschluss zu gewinnen. Zudem ist eine Wertpapieranlage immer auch erklärungs- intensiv.Unser Set-up war aber sehr gut und anpassungsfähig, daher sind wir dann in Richtung eines Hybridmodells gegangen. Zusätzlich zumOnlineabschluss bieten wir den Kunden auch die Möglichkeit, das Pro- „ Künstliche Intelligenz hat massive Auswirkungen“ » Wir haben relativ schnell festgestellt, dass es sehr aufwendig ist, Kunden online zum Abschluss zu gewinnen. « Nils Kottke, Bankhaus Spängler BANK & FONDS Nils Kottke | Bankhaus Spängler 254 fondsprofessionell.at 3/2023

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