FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2023
Für viele Marktteilnehmer kam die Ablösung von Alfred Platow als Vorstandschef der Ökoworld mehr als unerwartet. Wir haben mit dem neu formierten Vorstandstrio über die Hintergründe und über die künftigen Pläne gesprochen. Z uerst die komplett verunglückte Aktion zur Unterstützung der Protestaktionen der „Letzten Generation“, nur drei Monate später dann der große Paukenschlag: Per Ad-hoc-Mitteilung ließ der Aufsichtsrat der börsennotierten Ökoworld mitteilen, man habe sich mit sofortiger Wirkung von sei- nem Vorstandschef Alfred Platow getrennt. Für die Redaktion Grund genug, das Ge- spräch mit dem neuen dreiköpfigen Vor- stand zu suchen. Eine erste Frage in die neu formierte Vor- standsrunde: Können Sie verstehen, dass die Trennung von Alfred Platow Außenste- henden abrupt und überhastet erschien? Auf viele wirkte es wie ein Rausschmiss. Torsten Müller: Ja, es war ein abrupter Wech- sel. Aber er war nicht überhastet. In Wirk- lichkeit hat der Aufsichtsrat rund zwei Jahre lang mit dem inzwischen 77-jährigen Alfred Platow über einen Generationswech- sel verhandelt. Leider konnte trotz vieler Gesprächsrunden und Angebote keine Einigkeit erzielt werden.Nachdem die Ver- handlungen zu keinem Ergebnis geführt haben, sah sich der Aufsichtsrat gezwun- gen, so zu handeln, wie es geschehen ist. Vorstand und Mitarbeiter bedauern sehr, dass am Ende keine einvernehmliche Über- einkunft gefunden werden konnte. Aber völlig unabhängig davon ist und bleibt Alfred Platow der Visionär und Pionier der nachhaltigen Geldanlage in Deutschland. Er hat Ökoworld zusammen mit Klaus Odenthal aufgebaut und über die Jahre zu großem Erfolg geführt. Er hat das Unter- nehmen fast 50 Jahre lang geleitet und sehr persönlich geprägt. Wir als Vorstandsteam sind fest entschlossen, dieses erfolgreiche Werk fortzuführen. Woran sind die Verhandlungen mit dem Aufsichtsrat gescheitert? Andrea Machost: Ich bitte um Verständnis, dass der Vorstand sich nicht zu Details die- ser Gespräche äußern kann. Der Vorstand war auch nicht an den Verhandlungen beteiligt. Die Gespräche fanden ausschließ- lich zwischen dem Aufsichtsrat und Alfred Platow statt.Der Vorstand wurde jedoch in gewissen Abständen immer wieder über den Verlauf der Gespräche informiert.Wir möchten hierzu nur Folgendes sagen: Die- se Entscheidung ist dem Aufsichtsrat alles andere als leichtgefallen. Wie waren die Reaktionen bei Kunden und Vertriebspartnern? Es gibt doch sicher „Platow-Fans“ auf der einen und „Gover- nance-Hardliner“ auf der anderen Seite. Katrin Hammerich: Erfreulicherweise hat es nach dem Führungswechsel bei Ökoworld keine größeren Reaktionen bei den Kun- den gegeben. Ich sehe aber auch keinen Konflikt mit Governance-Hardlinern.Man kann aus meiner Sicht durchaus die Hal- tung und die Werte, für die jemand steht, wertschätzen, ohne damit gleichzeitig das Thema Governance und dessen grundsätz- lichen Nutzen und seine Schutzfunktion zu vernachlässigen oder infrage zu stellen. Hatte das Desaster imZusammenhangmit der Unterstützung der Letzten Generation „Wir setzen auf Evolution statt Revolution “ » Alfred Platow ist und bleibt der Visionär und Pionier der nachhaltigen Geldanlage in Deutschland. « Torsten Müller, Ökoworld FOTO: © ANDREAS ENDERMANN VERTRIEB & PRAXIS Andrea Machost + Torsten Müller + Katrin Hammerich | Ökoworld 226 fondsprofessionell.at 3/2023
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