FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2023
fristig ausgerichtete Anlageberatung erbrin- gen. Es liegt in unserem Interesse, unsere Kunden durch die vor uns liegende sehr viel schwierigere Investitionsphase zu be- gleiten und alle Hindernisse zu umschiffen. Dafür müssen wir Produkte und Lösun- gen entwickeln, die in diesem Umfeld auch wirklich tragfähig sind. Was kann das sein? Es werden mehrere Bausteine nötig sein, um Portfolios mit einer gewissen Resilienz auszustatten.Wir gehen davon aus, dass die Inflation strukturell höher bleibt. Sie auf die früheren Niveaus zu drücken, ist für die nächsten drei bis fünf Jahre nicht realis- tisch. Wie heißt es so schön: Wenn die Zahnpasta erst einmal aus der Tube raus ist, bekommt man sie nur schwer wieder hinein. Diesen Hintergrund muss man bei der Bewirtschaftung eines Portfolios einkal- kulieren. Ein Faktor, der dabei mehr Rele- vanz gewinnen sollte, ist Diversifikation. Das ist nicht neu. Gewiss, das klingt wie ein alter Hut. Jeder Vermögensverwalter greift auf Renten und Aktien zurück. Aber uns schwebt eine andere Art der Diversifikation vor. So sind manche Weltregionen in Portfolios immer noch untergewichtet. Ein Beispiel ist Asien mit China. Auf die Region entfallen mehr als 45 Prozent der globalen Wirtschafts- leistung. In den meisten Depots ist dieser Wachstumsmarkt jedoch allenfalls margi- nal vertreten. Das ist eine Dissonanz. Ob China derzeit gute Chancen bietet, erscheint aber fraglich. Natürlich: Es existieren politische Span- nungen, und derzeit erscheint die wirt- schaftliche Lage eingetrübt. Doch es geht um die langfristige Perspektive. Auf welche Bausteine setzen Sie noch? Aktien können im inflationären Umfeld Vorteile bieten. Während die Rendite von der Inflation aufgefressen wird, gewährt die Aktienkursentwicklung zusammen mit den Dividenden einen gewissen Puffer.Gut geführten Unternehmen, etwa einigen Autobauern, ist es gelungen, die Preise zu erhöhen und sich somit gegen die Teue- rung zu stemmen. Ein weiteres Thema sind Privatmarktinvestments. Diese haben einen gewissen Dämpfer bekommen. Denn Private Equity beispielsweise arbeitet mit Kredithebeln, und Kredite sind derzeit teuer. Doch auf der anderen Seite sinkt die Zahl der an der Börse notierten Unterneh- men. Das ist statistisch belegt. Mittelfristig sind wir daher überzeugt, dass Privatmarkt- investments als Diversifikation zu tradi- tionellen Anlageklassen in jedes Portfolio gehören, sowohl von institutionellen als auch von privaten Anlegern. Nehmen auch Mischfonds noch eine wich- tige Position ein? Immerhin zählten sie frü- her zu den Verkaufsschlagern. Mit Sicherheit spielen sie noch eine Rolle. Allerdings konnten viele der Produkte von dem überaus positiven Marktumfeld der Vergangenheit profitieren. Vielen wird es schwerer fallen, mit ihren Strategien in einem Umfeld mit ausgeprägteren Teue- rungsraten zu bestehen. Denn man muss sich ja die reale Entwicklung anschauen und nicht nur die nominale. Was helfen einem Sparer fünf Prozent Rendite, wenn die Inflation bei sechs Prozent liegt? Er kann seine Kaufkraft so nicht erhalten. Aus unserer Sicht gibt es zu wenig Produkte, die einen inhärenten Inflationsschutz ein- gebaut haben. Aber die Nachfrage nach Multi-Asset-Produkten ist nach wie vor groß, gerade bei Sparplänen. Welche Rolle spielen digitale Anlagemög- lichkeiten wie Bitcoin und Co. für Ihr Haus? Für uns ist das ein sehr großes Thema. Un- sere Schwestergesellschaft in den USA hat das Mining von Bitcoin ausgelotet und wir bieten seit mehreren Jahren eine Aufbe- wahrungslösung für digitale Assets – auch » Wenn die Zahnpasta aus der Tube raus ist, bekommt man sie nur schwer wieder hinein. « Christian Staub, Fidelity International FOTO: © HELEN REE VERTRIEB & PRAXIS Christian Staub | Fidelity International 214 fondsprofessionell.at 3/2023
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