FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2023

Fürstliches Vorhaben Liechtenstein erwarb sich einst einen Ruf als diskreter Bankenplatz. Heute bringt sich das Land als Standort für Fondsinitiatoren ins Spiel – und lockt mit mehreren Vorzügen. D en Oberlauf des Rhein auf der einen, aufsteigende Felsmassive auf der ande- ren Seite, schmiegt sich das Fürstentum Liechtenstein an den Rand der Ostalpen. Der kaum 40.000 Einwohner zählende Zwergstaat, eingezwängt zwischen der Schweiz und Österreich, hat einen starken Finanzsektor aufgebaut. Darüber hinaus möchte sich das Fürstentum den Vorbil- dern Luxemburg und Irland folgend zu einem attraktiven Fondsstandort mausern. Während sich das Großherzogtum Lu- xemburg als Platzhirsch mittlerweile eher großen Akteuren zuwendet und Dublin sich als Domizil börsengehandelter Index- fonds (ETFs) einen Spitzenrang erarbeitet hat, zielen die Liechtensteiner auf eine an- dere Klientel: Vermögensverwalter, Family Offices und Privatbanken. Diese kleinteili- gere Kundschaft erscheint für die Maßstäbe des Großherzogtums und der grünen Insel weniger umwerbenswert. Genau diese Lücke will das Fürstentum für sich nutzen. Der Liechtensteinische Anlagefondsverband (LAFV) hebt bei sei- nem Werben für den Standort ein Argu- ment hervor: Anders als der Nachbar Schweiz, mit dem das Land durch eine Zoll- und Währungsunion verbunden ist, gehört das Fürstentum dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) an, ebenso wie die Nicht-EU-Mitglieder Norwegen und Island. „Unsere Aufsicht ist Mitglied der europäi- schen Finanzaufsicht ESMA“, sagt David Gamper, Kopf des Liechtensteiner Fonds- verbands. Die im Fürstentum UCITS-kon- form aufgelegten Vehikel können in allen EU-Staaten vermarktet werden. Auf diese Basis stützt sich der Fondssek- tor des Landes, zu dem als Lokalgrößen die Liechtensteinische Landesbank (LLB) oder die LGT Bank gehören, die in den Händen des Fürstenhauses ruht. Wegen des Fokus auf den Kundenkreis der Vermögensver- walter und Family Offices überwiegt das Servicegeschäft. „Der Großteil der Fonds entstammt dem Private-Label-Segment“, berichtet Gamper. Achtungserfolg erzielt Der Vaduzer Lobby gelang jüngst ein Achtungserfolg. Die Luxemburger Service- gesellschaft Axxion bietet nun auch Liech- tensteiner Vehikel an.Der White-Label-Spe- zialist begab bislang Fonds nach Luxem- burger und nach deutschem Recht. Axxion beeindruckte unter anderem das simple und zügige Auflageverfahren. „Die Auf- sicht ist sehr marktorientiert und zeigt sich dem Dialog mit den Akteuren offen – ohne jedoch wilde Vorhaben einfach durch- zuwinken“, sagt Stefan Schneider, Vorstands- vorsitzender von Axxion. „Liechtenstein ist in dieser Hinsicht so marktorientiert wie Luxemburg vor 30 Jahren.“ Tatsächlich sticht das Fürstentum mit seinem Tempo hervor. „Es ist gesetzlich vor- geschrieben, dass ein UCITS innerhalb von » Der Großteil der Fonds entstammt dem Private- Label-Segment. « David Gamper, Liechtensteinischer Anlagefondsverband Im Schloss Vaduz sitzt die Fürsten- familie Liechtenstein. Das kleine Land zwischen der Schweiz und Österreich buhlt um Asset Manager. Dabei wirbt es mit einem einfachen und schnellen Auflageverfahren für Fonds. VERTRIEB & PRAXIS Liechtenstein 210 fondsprofessionell.at 3/2023 FOTO: © MARA ZEMGALIETE | STOCK.ADOBE.COM

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