FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2023

Steuern heißt genau? Vertriebsvereinbarungen, Vertriebsziele, Pro- duktkatalog. Meist hat die lokale Fonds- gesellschaft ein eigenes Fondsmanagement und lokale Produkte, in der Regel Local Fixed Income und Local Currency.Was ab- solut sinnvoll ist; da haben wir kein Know- how in Wien, und man braucht die Markt- nähe. Alles andere läuft über Master-Feeder- Strukturen. Paradebeispiel ist der Raiffeisen Nachhaltigkeit Mix. Den gibt’s dann mit lokalem Namen und lokaler ISIN, aber als Master-Feeder-Fonds. Fürs gehobene Privat- kundengeschäft registrieren wir vor Ort zusätzlich RCM-Fonds abseits der Kern- produkte. In einem durchschnittlichen ost- europäischen Markt sind zwischen fünf und 20 RCM-Fonds mit österreichischer ISIN registriert. In jedem Markt sitzt je- mand aus der RCM im lokalen Aufsichts- rat. Und all das gab es nie in Russland. In der RCM gab es immer Bestrebungen, dass Osteuropa organisatorisch näher an Wien rückt. Wie ist da Ihr Plan? Michael Kustra, der in der Geschäftsfüh- rung für Osteuropa zuständig ist, ist in den letzten Jahren viel gelungen. Die Zahl der Master-Feeder-Fonds ist stark gestiegen. Die Vertriebssteuerung von Wien aus ist bereits sehr aktiv. Heuer haben wir das Risiko- management integriert. Alle lokalen Asset Manager sind jetzt an das zentrale Risiko- managementsystem angeschlossen. Werden Sie da weiter optimieren? Man muss schauen, ob wir alle Potenziale heben.Wir sind der einzige große Anbieter in Osteuropa, der noch so ein Set-up hat. Die anderen Konkurrenten haben die loka- len Gesellschaften voll integriert.Würde ich erkennen, dass eine stärkere Integration den Vertriebserfolg steigert, dann lohnt es sich, das zu diskutieren. Viele Fondsgesellschaften zittern vor Greenwashing-Fallen, weil die EU keine klaren Regeln vorgab, nun aber Schwellen- werte plant. Wie groß ist Ihre Greenwa- shing-Angst von eins bis zehn? Zwei. Was uns immer vorgeworfen wird, ist hier ein Vorteil: Wir sind sehr konser- vativ und machen keine Stunts.Wir haben genau zwei Fonds nach Artikel 9 eingestuft (die höchste Nachhaltigkeitsstufe nach Offenlegungsverordnung, Anm.): den Raiffeisen Smart Energy und den Raiff- eisen GreenBonds. Bei denen sind wir uns bombensicher. Rückstufungen gab’s keine, so wie bei anderen europäischen Gesellschaften? Genau. Wir waren schon bei der Einstu- fung vorsichtig. Wie viel Zeit vereinnahmt die Nachhaltigkeit in Ihrem Berufsalltag? In der Geschäftsführung liegt das Thema bei Dieter Aigner, der sehr viel Zeit auf- wendet. Nachdem ich für das institutio- nelle Geschäft zuständig bin, kann ich aber sagen, an Märkten wie Deutschland ist Nachhaltigkeit nach wie vor unser Diffe- renzierungsmerkmal. Das glaubt keiner. Worin liegt der Vorsprung? Im deutschen institutionellen Geschäft, wo du wirklich gegen jeden antreten musst, kann sich RCM noch immer als authen- tisch abheben, weil wir so früh damit be- gonnen haben. In Italien ist es im Retail genauso. Nachhaltigkeit ist nichts, was wir uns einfach drübergeschrieben haben. Vielen Dank für das Gespräch. EDITH HUMENBERGER-LACKNER FP KURZ-VITA: Hannes Cizek wurde im April 2023 CEO der Raiffeisen Kapitalanlagegesell- schaft (KAG). Er folgt auf Rainer Schnabl, der CEO der Raiff- eisen Bank Bosnien wurde. Cizek ist WU-Absolvent und seit 2009 in verschiedenen Positionen in der Raiffeisen-Banken- gruppe tätig. Zuletzt leitete er in der börsenotierten Raiff- eisen Bank International (RBI) den Bereich Group Strategy und davor das Group Digital Banking. Die KAG gehört zur RBI. » Wir sind der einzige große Anbieter in Osteuropa, der noch so ein Set-up hat. « Hannes Cizek, Raiffeisen KAG FOTO: © MARLENE FRÖHLICH | LUXUNDLUMEN VERTRIEB & PRAXIS Hannes Cizek | Raiffeisen KAG 202 fondsprofessionell.at 3/2023

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