FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2023
Grüne Vorsorgelösungen Mit der Nachhaltigkeitspräferenzabfrage bei der Vermittlung von Fondspolizzen wurde das Thema ESG für Versicherer noch wichtiger. Ein Überblick. B evor sie am 2. August vergangenen Jahres zur Pflicht wurde, warf sie bei Anlageberatern bei Banken und Vermö- gensverwaltern viele Fragen auf. Inzwischen haben sich die Finanzprofis schon daran gewöhnt, dass sie sich bei ihren Kunden danach erkundigen müssen, welche Nach- haltigkeitspräferenzen sie bei einer Geld- anlage denn berücksichtigen möchten. Und auch Versicherungsvermittler, die über Kapitalanlageprodukte wie Fondspolizzen beraten, erheben nun schon seit über einem Jahr die ESG-Vorlieben ihrer Kunden. Mit der neuen Abfrage hat das Thema Nachhaltigkeit für die Versicherer weiter an Bedeutung gewonnen. Schließlich benöti- gen Vermittler nicht nur eine möglichst breite Auswahl an ESG-Fonds, die sie Kun- den für ihre Polizzen anbieten können. Sie brauchen auch Tools, die ihnen die kom- plizierte Erhebung der Nachhaltigkeits- präferenzen erleichtern. Daher wollte FONDS professionell in Erfahrung bringen, wie die Fondspolizzen- anbieter in puncto ESG aufgestellt sind und wie sie die Präferenzabfrage inzwi- schen bewerten, nachdem es anfangs bei den Fonds durchaus Schwierigkeiten mit der Datenlage gab. Während einige Ver- sicherungen von einer Verbesserung der Lage berichten, sehen andere die Situation immer noch kritisch. So meint etwa Michael Lacchini, Produktmanager bei der Merkur Leben: „Die meisten Vermittler sind bezüglich dieser Materie verunsichert, weil einerseits nur wenig brauchbares Datenmaterial seitens der Aktiengesellschaf- ten/Anleihenemittenten und folglich auch der Fondsgesellschaften vorliegt und weil das andererseits haftungsrechtliche Kon- sequenzen nach der Beratung zur Folge haben kann.“Ähnliches berichtet auch Hel- vetia-Vorstand Andreas Bayerle, allerdings sieht er schon eine Entspannung der Lage: „Es war anfangs nicht so einfach – auf- grund der spärlichen Datenlage hinsicht- lich ESG-Produkten konnten teilweise nur eingeschränkte Produktempfehlungen ab- gegeben werden. Die Datenlage hat sich jedoch schon deutlich verbessert. Das führt dazu, dass trotz der geforderten, detaillier- ten Abfragen der Nachhaltigkeitspräferen- zen auch mehr entsprechende Produkt- empfehlungen möglich sind.“ Bei großen Fondslieferanten wie Fidelity sieht man je- denfalls keine Probleme im Bereich der Datenlieferung. So erklärt Fidelity-Öster- reich-Chef Thomas Loszach: „Als großer Anbieter konnten wir die Anforderungen zur Datenlieferung frühzeitig erfüllen und haben unsere Vertriebspartner in einem frühen Stadium bei der Implementierung der komplexen Vorgaben begleitet. Dies führte zu positiven Reaktionen amMarkt.“ Bei der Wiener Städtischen weist man allerdings auf ein anderes Problem im Zusammenhang mit der Präferenzabfrage » Viele sind mit der Abfrage der Nachhaltig- keitspräferenzen im Beratungsgespräch großteils überfordert. « Sonja Steßl, Wiener Städtische Das Thema Nachhaltigkeit ist zwar nun im Beratungsprozess im Vertrieb von Fondspolizzen als „Baustein“ zwingend einzubauen. In der Praxis ist dies aber immer noch mit Problemen verbunden. FONDS & VERSICHERUNG Fondspolizzen 162 fondsprofessionell.at 3/2023 FOTO: © BLUE PLANET STUDIO | STOCK.ADOBE.COM
RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=