FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2023

kommuniziert, wird sicher irgendwann möglich sein, da gibt es aber noch viele Fragen zu klären. Gibt es hier noch keine Anwendungen in der Praxis? Es gibt das Beispiel eines Schweizer Unter- nehmens, das einen über ChatGPT betrie- benen Chatbot-Service anbietet. Dort ist es aber auch weitaus einfacher, so etwas regu- latorisch durchzusetzen. Hierzulande wäre das schon aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht möglich, da ja bei jeder Kommunikation Daten in die USA gerou- tet werden. Die Regulatorik wirkt bei uns sehr bremsend auf diese Entwicklung. Und wie haben sich die neuen Möglichkei- ten im IT-Bereich auf die Produktanalyse ausgewirkt? Früher war für den Makler oder den Mehr- fachagenten bei der Produktauswahl der Standardweg, in mehrere unterschiedliche Maklerportale der Versicherungen einzu- steigen, um dort den Vertrag zu berechnen. Danach wurden die Angebote verglichen und anschließend dem Kunden vorgestellt. Mittlerweile sind diese Vergleiche bereits in die Maklersoftware integriert. Der Makler kann somit aus dem eigenen CMS alle Daten verwenden. Das führt natürlich zu einer deutlichen Steigerung der Produkti- vität. Manche Vertriebe sind schon sehr weit mit ihren IT-Systemen, es gibt aber auch welche, die noch am Anfang stehen. Es ist auch immer eine Frage der Größe, ob sich die Kosten für derartige Lösungen lohnen, am Ende ist dies auch mit ein Grund für die weitere Konsolidierung der Branche. In Deutschland gibt es zum Bei- spiel Vertriebe mit 5.000 bis 10.000 Mit- arbeitern. Dort kann auch auf einem an- deren Niveau in die IT investiert werden, das sieht man dann auch in der Qualität der beratungsunterstützenden Lösungen. Daher ist der deutsche Markt im Vergleich zum österreichischen schon weiter ent- wickelt. Was den Grad der Organisiertheit angeht, ist Österreich aber sehr gut aufge- stellt. Der Versicherungsverband und die großen Versicherungen mit der Together- Plattform arbeiten über Schnittstellen sehr gut zusammen. So etwas gibt es etwa in der Schweiz gar nicht, dort fängt man erst langsam an und versucht, eine Lösung ähnlich der von Together zu installieren. Um die österreichischen Versicherungen müssen wir uns also keine Sorgen ma- chen? Nein, die arbeiten höchst profitabel.Diesen viel beschworenen Handlungsdruck, den die Versicherungen aufgrund der Digitali- sierungswelle haben sollen, sonst gehen sie alle unter, den habe ich in der Form, wie ihn andere Start-ups gern vermittelt haben, nie gesehen. Da gibt es keinen Grund zur Panik.Die Leute glauben, dass Versicherun- gen langweilig sind, für mich war es im- mer das Gegenteil. Versicherungen sind für mich mit die intelligentesten Unterneh- men, die es gibt. Aus diesem Grund hat man es zum Teil auch mit Marken zu tun, die seit über 200 Jahren bestehen. Versiche- rungen können inhärent gut mit Risiken umgehen. Vielleicht sind sie eine Spur zu risikoavers, aber sie sind sehr geschickt, wenn es darum geht, sich anzupassen. Haben die Versicherungen trotzdem mitt- lerweile erkannt, dass sie im Bereich der Digitalisierungslösungen nicht alles selbst machen müssen? In der Vergangenheit war dies zumindest aus meiner Wahrneh- mung immer ein Thema … Das hat sich zu unserem Glück komplett geändert. Als wir gestartet sind, war für uns der größte Konkurrent mit Sicherheit die interne IT-Abteilung der Versicherung.Mitt- lerweile wird die IT-Abteilung der Versi- cherung mehr zum Architekten, der gute, variable Tools für die unterschiedlichen Bereiche zukauft. Natürlich wird dabei darauf geachtet, dass die Abhängigkeit » Die Regulatorik wirkt bei uns sehr bremsend auf diese Entwicklung. « Ralf Widtmann, Riskine FOTO: © MARLENE FRÖHLICH | LUXUNDLUMEN FONDS & VERSICHERUNG Ralf Widtmann | Riskine 158 fondsprofessionell.at 3/2023

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