FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2023

2016 gründete Ralf Widtmann das Fintech Riskine , mittlerweile zählen die meisten Versicherungen und Vertriebe zu seinen Kunden. Wie er die Zukunft des Versicherungsvertriebs einschätzt und wie sich das KI-Thema auswirken wird, erklärt er im Gespräch. I n den vergangenen Jahren gab es in der Versicherungswirtschaft einen Digitali- sierungsschub. Beteiligt an dieser Entwick- lung waren auch Fintechs wie das Wiener Unternehmen Riskine. Die 2016 von Ralf Widtmann gegründete IT-Firma ist aus dem Status des Start-ups allerdings schon längst herausgewachsen.Mittlerweile belie- fert man einen großen Teil der Branche mit Tools für die Texterkennung, Risiko- analyse, Kreditberechnung und Pensions- planung. Die Start-up-Mentalität ist aber immer noch zu spüren, wenn man die Büroräumlichkeiten des Zinshauses im sechsten Wiener Gemeindebezirk betritt. Widtmann selbst kennt das Geschäft aus vielen Perspektiven. Nach dem Betriebs- und Volkswirtschaftsstudium war er unter anderem für die Weltbank, als Allianz-Vor- standsassistent in Wien sowie als Roland- Berger-Berater tätig. Wie er die Digitali- sierungsentwicklung in der Branche wahr- nimmt, welche Trends er sieht und welche Chancen und Gefahren KI-Systeme für die Branche mit sich bringen könnten, erklärt er im Gespräch. Herr Widtmann, man hört immer wieder, dass die Coronazeit einen regelrechten Digitalisierungsturbomit sich gebracht hat. Würden Sie das bestätigen? Und wie hat sich die Coronazeit auf Ihr Geschäft aus- gewirkt? Zu Beginn der Coronazeit war es schon schwierig, da waren all unsere Kunden in einer Art Schockstarre und in erster Linie damit beschäftigt, wie man das Thema Homeoffice rasch umsetzt. Da haben wir uns schon gedacht, dass dies ein wirklich besonders schwieriges Jahr für uns werden wird. Ab August 2020 hat das Geschäft dann wieder angezogen und wir hatten noch ein recht gutes Jahr. Im Jahr 2021 ging es dann für uns sehr gut weiter. Die Coronazeit war sicher ein kleiner Digitali- sierungsbeschleuniger, von einem Turbo würde ich nicht sprechen, da der Mega- trend Digitalisierung ja bereits zuvor vor- handen war. In der Coronazeit gab es aber einzelne Themen, bei denen die Nachfrage sehr rasch massiv angestiegen ist. Bei uns ist damals etwa die Nachfrage nach Chatbot- Lösungen kurzfristig explodiert. Daneben hat die Coronazeit sicher dazu geführt, dass sich Videokonferenzen und Videoberatung endgültig etabliert haben. Welche Trends sind aus Ihrer Sicht aktuell noch wichtig? Zum Beispiel das Thema Arbeitskräfte- mangel. Unsere Kunden beschäftigt aktuell sehr stark die Frage, woher man die guten Leute für den Vertrieb bekommt und wie man Millionen von Kunden mit immer weniger Beratern servicieren kann. Dane- ben gibt es noch die Themen Effizienz- steigerung, Selfservice und ESG. Gerade ESG ist seit zwei Jahren eines der großen Themen, ich würde es im Bereich der Ver- mögensveranlagung fast als Gamechanger bezeichnen. Durch die Regulierung müs- sen hier immer neue Prozesse implemen- tiert werden. Berater müssen die Nachhal- tigkeitspräferenzen abfragen, und es muss die Offenlegungsverordnung eingehalten werden. „ Künstliche Intelligenz wird immer mehr zum Thema“ » Kurzfristig sehe ich überhaupt nicht, dass sich irgendjemand Sorgen machen muss. « Ralf Widtmann, Riskine FOTO: © MARLENE FRÖHLICH | LUXUNDLUMEN FONDS & VERSICHERUNG Ralf Widtmann | Riskine 156 fondsprofessionell.at 3/2023

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