FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2023
Wir haben in Graz ungefähr 1.800 Woh- nungen und vor drei Jahren in Reining- haus ein großes Projekt mit 450 Woh- nungen gekauft. Wir haben mit einer guten Maklerin gearbeitet und jetzt nur noch eine freie Wohnung. Trotzdem haben wir vor drei Jahren schon entschieden, in Graz bis auf Weiteres nicht weiter zu investieren. In den vergangenen Jahren hat sich im gesellschaftlichen Umfeld viel getan – Homeoffice, Work Life Balance, Urbani- sierung und Digitalisierung sind wichtige Schlagworte. Inwieweit hat sich das auf die Anforderungen anmodernes, zeitgemäßes Wohnen ausgewirkt? Wir waren während der gesamten Pande- mie im Homeoffice, und das hat sehr gut funktioniert, weil wir das schon vorher hatten – wie auch das papierlose Büro. Na- türlich entstand in dieser Zeit bei vielen der Wunsch nach einem größeren Wohn- raum, dabei muss man sagen, dass die neueren Wohnungen viel effizienter ge- schnitten sind als in den 1970er-Jahren.Das haben die Architekten und Entwickler gut gemacht. Es geht aber auch um die Quali- tät und um das Umfeld der Immobilie. Wenn sich die Mieter wohlfühlen, ist ihr Bedarf nach anderen Angeboten nicht so groß. Wir achten also darauf, dass unsere Häuser sauber und gepflegt sind und dass technisch alles einwandfrei funktioniert. Aber werden jetzt auch noch größereWoh- nungen nachgefragt als vor der Pandemie? Denn vor Corona galt in der Immobilien- wirtschaft – gerade in den Ballungsge- bieten – der Tenor, dass die Wohnungen kleiner werden müssen, damit sich die Leute dasWohnen in der Stadt noch leisten können. Je nach Lebenssituation werden natürlich auch große Wohnungen nachgefragt, aber in der Regel scheitert es daran, was sich die Interessenten leisten können. Man muss realistisch bleiben: Die hohen Gesamtwohn- kosten kann sich nur ein Teil der Mieter leisten, aber bestimmt nicht jede Familie. Deshalb: Ja, durch Homeoffice ist das Be- dürfnis nach größeren Flächen zu Hause gestiegen. Wir glauben aber aufgrund der insgesamt gestiegenen Kosten nicht, dass wir in der breiten Masse in einem Gebäu- de 50 Prozent der Wohnungen mit 80 bis 100 Quadratmetern vermieten können. Das Standardprodukt bleibt die Zwei- bis Dreizimmerwohnung mit 60 bis 70 Qua- dratmetern, die gut und effizient geschnit- ten ist. Neben Ihrem Flaggschiff „Real Invest Austria“ betreiben Sie noch den offenen Immobilienfonds „Real Invest Europe“. Das ist nur ein kleiner Fonds. Was haben Sie mit ihm vor? Der Fonds bleibt, wie er ist. Kernimmobilie ist ein voll vermieteter moderner Büro- turm in Zagreb. In den Fonds sind nur wenige Anleger investiert, weil wir ihn nach der Finanzkrise nicht mehr aktiv angeboten haben. Wir lassen ihn aber aus strategischen Gründen offen. Vielleicht verändert sich der Markt so, dass der Fonds eines Tages für neue Investitionen in Frage kommt. Woran liegt es, dass Sie der deutsche Immobilienmarkt offenkundig in den ver- gangenen Jahren nicht interessiert hat? In Deutschland hat jeder investiert, und wir haben nicht die Kompetenz, in diesem ohnehin umkämpften Markt die richtige Nische mit den für uns richtigen Invest- ments zu finden.Wir sind realistisch: Dafür hätten wir einen Partner gebraucht, wobei man auch sehen muss, dass deutsche Inves- toren in Österreich investiert haben, weil sie in Deutschland keine Immobilien zu „vernünftigen“ Preisen gefunden haben. Warum hätten wir sie finden sollen? Wir konzentrieren uns auf unser Lead-Produkt » Das Standardprodukt bleibt die Zwei- bis Dreizimmerwohnung, die gut und effizient geschnitten ist. « Peter Czapek, BA Real Invest FOTO: © MARLENE FRÖHLICH SACHWERTE Peter Czapek | BA Real Invest 142 fondsprofessionell.at 3/2023
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