FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2023

Stöpsel gezogen Seit der Zinswende ziehen Investoren in großem Stil Gelder aus Liquid Alternatives ab. Dabei bieten die Fonds Diversifikations- vorteile und bewahrten viele Anleger 2022 vor großen Verlusten. L iquid-Alternatives-Fonds kämpfen mit massiven Abflüssen. Nachdem Inves- toren bereits vergangenes Jahr 17,6 Milliar- den Euro abgezogen haben, beschleunig- ten sich die Abflüsse in den ersten sechs Monaten dieses Jahres auf 19,4 Milliarden Euro. Damit ist das Gesamtvolumen der Fonds um rund acht Prozent auf 242 Mil- liarden Euro geschrumpft, wie aus einer Studie der Investmentboutique Lupus Alpha hervorgeht. Anlass für die Flucht der Anleger ist wohl weniger eine enttäuschen- de Performance als vielmehr die wieder höhere Verzinsung klassischer Anleihen. Nach Einschätzung von Lupus Alpha leiden die „Hedgefonds light“ unter massi- ven Umschichtungen in Festverzinsliche. „Die gestiegenen Zinsen lassen Liquid Al- ternatives in den Augen vieler Investoren derzeit unattraktiver erscheinen“, sagt Ralf Lochmüller, der Chef des Frankfurter Fonds- anbieters. Detlef Glow, Research-Leiter bei Lipper Refinitiv in Europa, sieht das ähn- lich: „Einer der Gründe für die Mittelab- flüsse ist sicherlich darin zu sehen, dass Anleger wieder Zinsen für festverzinsliche Wertpapiere erhalten. Dadurch sind diese eine echte Alternative zu Fonds mit alter- nativen Anlagestrategien geworden.“ Zu den Liquid-Alternatives-Fonds zählen eine Vielzahl aktiver und passiver alternati- ver Aktien-, Anleihen- und Währungsstra- tegien, die im UCITS-Fondsmantel auch privaten Investoren zugänglich sind: darun- ter so unterschiedliche Ansätze wie Leve- raged Equity und Absolute Return Bond. Private und institutionelle Anleger nutzten die Fonds aufgrund ihrer nicht traditionel- len Ertragsquellen insbesondere während der Niedrigzinsphase oft als Alternative zu traditionellen Anleihen und hoch bewerte- ten Aktien. Doch diese Argumente haben angesichts gestiegener Zinsen offenbar an Zugkraft verloren. Verbesserte Diversifikation Dabei war die Wertentwicklung seit Jahresbeginn durchaus positiv: Im ersten Halbjahr erreichte die Anlageklasse eine durchschnittliche Performance von 1,96 Prozent. Damit lagen Liquid Alternatives zwar hinter Aktien, aber etwa gleichauf mit Anleihen und vor unregulierten Hedge- fonds. Im turbulenten Börsenjahr 2022 waren die Liquid-Alternatives-Fonds mit einem geringen durchschnittlichen Verlust von 1,49 Prozent über alle Strategien nach Angaben von Lupus Alpha sogar die mit Abstand beste Fondsgattung. Auch mittelfristig hat sich die Anlage- klasse als diversifizierender Baustein be- währt mit einer im Vergleich zu Aktien niedrigen Volatilität zwischen fünf und 15 Prozent über fünf Jahre – und das sowohl bei den Anleihen- als auch den Aktienstra- tegien. Über denselben Zeitraum konnten beinahe drei Viertel der Fonds trotz Coro- nakrise und Ukrainekrieg ihren Maximal- verlust auf 20 Prozent begrenzen.Mittelfris- » Festverzinsliche Wert- papiere sind zur echten Alternative geworden. « Detlef Glow, Lipper Refinitiv Aus Sicht vieler Anleger besteht ein großer Vorteil von Liquid Alternatives darin, dass sie immer handelbar sind. Das gilt aber nicht nur für Zu-, sondern auch für Abflüsse, wie die Anbieter zuletzt erfahren mussten. MARKT & STRATEGIE Liquid Alternatives 112 fondsprofessionell.at 3/2023 FOTO: © RKAFOTO | STOCK.ADOBE.COM | BEARBEITET MIT KI

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