FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2023
Value-Investoren schon lange nicht mehr nur der innere Wert einer Firma, sondern auch deren Perspektiven. Viel Geld bewegt Indexanbieter wie S&P, MSCI oder FTSE versuchen, solche Stileigenschaften abzubilden, und brechen ihre globalen Marktbarometer in Value- und Growth- Subindizes herunter. Ihre Kategorisierun- gen können folgenschwer sein – denn sie bewegen viel Anlagegeld und beeinflussen die Wertentwicklung der Indizes. Bei S&P etwa wechselten bei der jüngsten Über- prüfung mehr als 30 Prozent aller Aktien zwischen Growth und Value. Laut Hamish Preston, Director bei S&P U.S. Equity Indi- ces, handelt es sich um die tiefgreifendsten Umschichtungen seit 2009. S&P teilt den S&P 500 in zwei ungefähr gleich große Teile auf und rechnet die Aktien je nach Ausprägung ganz oder teilweise den Value- und Growth-Indizes zu.Die Folgen: Alpha- bet, Amazon und Microsoft sind seit der Umstellung für S&P zu großen Teilen Substanzwerte, Meta gar eine 100-prozen- tige Value-Aktie. Neu im S&P-500-Pure- Growth-Index sind dafür ausgerechnet Fir- men wie Exxon Mobil und Chevron, die viele Anleger wohl intuitiv eher den Sub- stanzwerten zurechnen würden. Insgesamt stieg der Anteil an Energiefirmen im Growth-Segment von 1,4 auf acht Prozent, der von Healthcare von rund 13 auf 21,4 Prozent.Wichtiger Faktor dabei: die abrup- te Kehrtwende bei Unternehmensgewin- nen und Umsatz je Aktie sowie Kurs-Mo- mentum, die zumGrowth-Score beitragen (siehe Tabelle nächste Seite). Ähnlich wie S&P leitet MSCI für jedes Wertpapier aus den jeweiligen Value- und Growth-Scores eine allgemeine Style-Cha- rakteristik ab und ordnet die Aktien ganz oder teilweise etwa dem MSCI World Va- lue oder seinemGrowth-Pendant zu. Auch bei MSCI kann ein Wertpapier mit Teilge- wichten in beiden Stilindizes vertreten sein. Die meisten Anbieter wenden zwar ähnli- che Methoden an, die Ansätze und Fakto- ren unterscheiden sich aber, was zu deutli- chen Unterschieden führen kann.Das zeigt sich etwa beim Russell 1000 und Russell 2000 des europäischen Indexhauses FTSE, der auf Basis einer Wert- und zweier Wachstumsvariablen einen Gesamtscore berechnet und die globalen Indizes zu glei- chen Teilen in einen Wachstums- und Sub- stanz-Index herunterbricht. Bei FTSE fielen Alphabet und Meta vor wenigen Monaten aus den Russell-Value-Indizes – im Gegen- satz zur S&P-Umstellung. FTSE-Produkt- managerin Catherine Yoshimoto nennt als Hauptgründe „das relativ hohe Umsatz- wachstum in der Vergangenheit und die mittelfristige Wachstumsprognose“. Das Analysehaus Morningstar wiederum nutzt die Morningstar Style Box für die Ein- teilung von Aktien unter anderem nach Value-Growth-Aspekten. Performanceunterschiede Vor allem für Anleger in Growth- und Value-ETFs haben Indexumstellungen un- mittelbar Folgen: So entwickelten sich die Ende 2022 aus dem S&P-500-Growth-In- dex abgestoßenen Werte zunächst weiter Ausgewählte Indexschwergewichte Skurrile Indexwelt: Bei S&P findet sich Amazon unter den fünf größten Value-Werten, bei MSCI und Russell dagegen unter den Top-Five-Growth-Titeln. Und Microsoft? Ist bei S&P gleich in beiden Indizes prominent vertreten. Stand:August2023 |Quelle: Indexanbieter,FONDSprofessionellRecherche » Die Unterscheidung in Value und Growth ist immer nur eine Momentaufnahme. « Wolfgang Fickus, Comgest S&P 500 Value MSCI World Value Russell 1000 Growth Value Microsoft United Health Group Berkshire Hathaway Amazon JP Morgan Chase Exxon Mobil Meta Berkshire Hathaway Johnson & Johnson Berkshire Hathaway Johnson & Johnson JP Morgan Chase JP Morgan Chase Broadcom Procter & Gamble Growth S&P 500 Growth MSCI World Growth Russell 1000 Growth Apple Apple Apple Microsoft Microsoft Microsoft Nvidia Amazon Amazon Alphabet A Nvidia Nvidia Alphabet C Alphabet A Alphabet A MARKT & STRATEGIE Indizes 102 fondsprofessionell.at 3/2023 FOTO: ©ANTOINE DOYEN | COMGEST
RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=