FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2023
sersto3 aber auch großes Potenzial, zur Re- duzierung von CO 2 -Emissionen in Sekto- ren beizutragen, die für die Elektri zierung ungeeignet sind“, erklärt von Königsmarck. In der Tat lässt sich mit Wassersto3 in Brennsto3zellen Strom erzeugen, der die Motoren von Personen- und Lastkraft- wagen, Zügen, Flugzeugen oder Schi3en antreiben kann. Natürlich soll bei Pkws in erster Linie der Umstieg auf Elektroautos dabei helfen, CO 2 -Emissionen zu verrin- gern. Bei schweren Nutzfahrzeugen, Flug- zeugen und Schi3en gibt es hingegen bis- her kaum praktikable Möglichkeiten, auf Elektroantrieb umzustellen. Die Batterien, die hier Anwendung nden müssten, wä- ren enorm schwer – und enorm teuer. Der „New Energy Outlook 2022“ des Researchanbieters Bloomberg New Energy Finance kommt zum Schluss, dass bis 2050 weltweit 73 Prozent aller Schi3e mit Was- sersto3 betrieben werden könnten. In der Luftfahrt könnte der Einsatz des Gases bis dahin bei 29 Prozent liegen, in der Stahl- herstellung bei 57 Prozent. Viel mehr Grau als Grün Die Zahlen mögen vielversprechend anmuten, doch damit Wassersto3 tatsäch- lich erheblich dazu beitragen kann, positive Klimae3ekte zu erzielen, gilt es noch eine wesentliche Hürde zu überwinden. Nach Angaben der Internationalen Energieagen- tur (IEA) werden aktuell über 99 Prozent des Wassersto3s weltweit mit fossilen Brennsto3en produziert. Dabei entsteht der sogenannte „graue Wassersto3“ (siehe Kasten unten). „Bei dessen Herstellung werden pro Kilogramm Wassersto3 14 Ki- logramm CO 2 emittiert“, erläutert Carmen Junker. Da ist es mit Klimafreundlichkeit nicht weit her. Notwendig wäre es daher, vermehrt auf „grünen“Wassersto3 umzustellen, der aus- schließlich unter Einsatz von Strom aus erneuerbaren Energien produziert wird. „Allein dadurch, dass man den grauen Wassersto3, der in der Industrie bereits ver- wendet wird, eins zu eins durch die grüne Variante ersetzen würde, ließen sich sehr positive Klimae3ekte erreichen“, weiß Junker. Aber: Dafür müsste viel mehr Strom aus regenerativen Energien erzeugt werden, als das bislang der Fall ist. Ho3- nungsträger sind hier die arabischen Län- der oder Australien,wo der Ausbau erneuer- barer Energien stark vorangetrieben wird. Sinkende Kosten Die Kosten sieht Junker nicht unbedingt als Hürde. „ImMoment ist grüner Wasser- sto3 noch teurer als grauer“, sagt sie. „Aber Philipp von Königsmarck, LGIM: „Die geopoliti- schen Spannungen mit Russland haben den Blick auf alternative Energiequellen gelenkt.“ Carmen Junker, Grünes Geld: „Der Ersatz des in der Industrie verwendeten grauen Wasserstoffs durch grünen würde zu guten Klimaeffekten führen.“ Vier Farben: Verfahren zur Wasserstoffherstellung und ihre Klimaauswirkungen Generell ist Wasserstoff immer ein farbloses Gas. Je nachdem, mit welcher Methode er produziert wird, finden sich in den Bezeichnungen für Wasserstoff aber verschiedene Farben. Grüner Wasserstoff wird durch die Elektrolyse von Wasser hergestellt. Dafür wird Strom aus erneuerbaren Energiequellen ver- wendet. Grüner Wasserstoff ist deshalb CO 2 -frei. Nur grüner Wasserstoff ist wirk- lich klimafreundlich. Grauer Wasserstoff wird mit- tels Dampfreformierung meist aus fossilem Erdgas hergestellt. Dabei entstehen über zehn Tonnen CO 2 pro Tonne Wasserstoff. Das CO 2 wird in die Atmosphäre abgegeben. Zudem muss das Erdgas gefördert werden. Dabei entstehen erhebliche Emissionen, auch weil kleine Mengen an Me- than entweichen, das etwa 25-mal klimaschädlicher ist als CO 2 . Blauer Wasserstoff ist grauer Wasserstoff, bei dessen Entstehung das CO 2 jedoch teilweise abgeschie- den und im Erdboden gespeichert wird. Die Speicherung bringt Risiken und hohe Kosten mit sich. Türkiser Wasserstoff ist Was- serstoff, der über die thermische Spaltung von Methan (Methanpyro- lyse) hergestellt wird. Anstelle von CO 2 entsteht dabei fester Kohlen- stoff. Das Verfahren der Methan- pyrolyse befindet sich noch in der Entwicklung. Quelle:BM fürBildungu.Forschung fondsprofessionell.at 2/2023 79 FOTO: © JOHANNES VOGT, LGIM
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