FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2023
stände zu gelangen. Apple beispielsweise ist schon wieder nah dran. Glow: In Bezug auf den Automobilsektor fällt auf, dass im Fonds zwar BMW und Mercedes unter den Top Ten sind, Volkswa- gen aber halten Sie gar nicht im Portfolio. Flossbach: Bei Volkswagen stört uns das Governance-Thema, konkret: die Eigentü- merstruktur. Wenn Sie sich die Einzelteile anschauen – Kern-VW, Porsche, Audi oder Lamborghini –, kommen Sie vermutlich zu dem Schluss, dass da sehr viel Wert dahintersteckt. Die Frage ist nur, ob sich dieser Wert in irgendeiner Form heben ließe? Dazu müsste man den Konzern erst einmal zu einer Bereinigung seiner Eigen- tumsverhältnisse bewegen. Glow: Dem räumen Sie offenbar nur gerin- ge Chancen ein. Flossbach: Im Fall von VW ist die Gemen- gelage komplex – eine verschachtelte Unternehmensstruktur mit jeweils großen Anteilen, die von der Familie, dem Land Niedersachsen und anderen großen Share- holdern gehalten werden. Entsprechende Vorstöße, das zu ändern, würden höchst- wahrscheinlich ins Leere laufen. Hätte der Konzern dagegen eine sinnvolle und trans- parente Konzernstruktur, vergleichbar etwa mit Mitbewerbern wie Mercedes oder BMW, würde der Aktienkurs von VW vermutlich deutlich höher notieren, als er das heute tut. Heuser: Man kennt Sie als Fan von Kon- sumgüterherstellern. Aber auch die haben Sie reduziert. Was war der Grund? Flossbach: Das betri t vor allem den Bereich der Basiskonsumgüter. Wir sind nach wie vor überzeugt von Unternehmen wie Nest- lé, Unilever oder auch Procter & Gamble. Nur sind diese Aktien innerhalb ihres Sek- tors schon sehr hoch bewertet – und dann passen wir die Positionsgrößen mitunter an. Zugekauft haben wir dagegen bei Aktien von Reckitt Benckiser. Zwar ist die Qualität des Unternehmens unseres Erach- tens nicht ganz so hoch wie bei den zuvor genannten, seine Bewertung erschien uns aber auf dem aktuellen Niveau vergleichs- weise attraktiv. Heuser: Eingangs haben Sie zwar davon gesprochen, dass Sie keine lang laufenden Anleihen halten. Ihr Factsheet signalisiert da allerdings etwas anderes. Flossbach: Meine Aussage bezog sich auf den Großteil des vergangenen Jahres.Nach dem deutlichen Renditeanstieg in den ver- gangenen Monaten haben wir auch wieder Anleihen an Bord genommen, wobei ein nicht unerheblicher Teil der im Factsheet ausgewiesenen Anleihenquote auf kurz laufende, erstklassige Bundesanleihen ent- fällt, die wir als höherverzinslichen Kasse- ersatz nutzen. Deren Restlaufzeit liegt zwi- schen sechs und acht Monaten; sie sind hochliquide und werfen rund drei Prozent Rendite ab. Wenn Sie deren Anteil auf die Kasse draufrechnen, beträgt die derzeit etwa 18 Prozent. Glow: Eine Kombination aus nur zwei Dritteln in Aktien und einer so hohen Cash- quote lässt vermuten, dass Sie nicht allzu optimistisch nach vorn blicken. Flossbach: Ich würde nicht davon ausgehen, dass sich die Kurse in dem Tempo weiter nach oben entwickeln, wie sie das in den vergangenen Monaten getan haben. Die verschiedenen Risikofaktoren verschwin- den nicht über Nacht.Wir gehen vielmehr von einem Auf und Ab der Kurse aus –- ohne klaren Trend, deutlichere Rücksetzer nicht ausgeschlossen. Heuser: Aber bereitet es Ihnen keine Sor- gen, wenn wie im ersten Quartal mal so eben 500 Millionen Euro aus beiden Mul- tiple-Opportunities-Fonds abfließen? » Ich würde nicht davon ausgehen, dass sich die Kurse in dem Tempo weiter nach oben entwickeln wie in den vergangenen Monaten. « Bert Flossbach, Flossbach von Storch MARKT & STRATEGIE Fondsmanager im Kreuzverhör | Bert Flossbach | Flossbach von Storch 54 fondsprofessionell.at 2/2023 KREUZ VERHÖR FOTO: © CORNELIS GOLLHARDT
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