FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2023

men, dass das mit anderen Informationen nicht zusammenpasst“, erinnert sich einer der früheren Golending-Partner, der nicht namentlich genannt werde möchte. Ein zweiter, der auch selbst investierte, erklärt: „Der kann gut reden. Und die Informatio- nen waren professionell aufbereitet. Man hat uns Vertragsnummern präsentiert und Pfandzerti kate. Es gab monatliche Berich- te.“ Als gegen Schluss Detailfragen immer ausweichender beantwortet wurden, sei er ausgestiegen. Andere sprechen auch von Druckausübung. In einem Fall, der in Ver- triebskreisen bekannt ist, führte etwas hart- näckigeres Nachfragen zur Bilanz und zur Besicherung der Objekte zum Vorwurf, dem Unternehmen schaden zu wollen. Gegen andere Vermittler, die Anzeige gegen Golending einbrachten, ging das Unternehmen juristisch vor. Geschäfts- führer M., der im Juni 2022 gegenüber FONDS professionell anlässlich der Insol- venz erklärt hatte, er werde sich melden und die benötigten Informationen bereit- stellen, ist seither nicht erreichbar – für ihn gilt die Unschuldsvermutung. „Unbekanntes“ Pfandhaus Zu den unerwünschten Fragen gehörte auch jene zum „Pfandhaus Mielke“ mit Sitz in Salzburg.Golending baute zwischen 2014 und 2018 Forderungen in Höhe von rund acht Millionen Euro gegenüber Miel- ke auf – Geld, das das Pfandhaus laut Un- terlagen für die Belehnung erhielt. Allein aufgrund der Zu üsse von Golending müsste es sich bei Mielke um ein unüber- sehbares Unternehmen handeln, in der Realität war dies indes nicht der Fall. Die gesetzliche Vertretung in der Wirtschafts- kammer, die Salzburger Finanzdienstleister, die auch für Pfandleiher zuständig sind, sagt, sie kenne die Gesellschaft nicht. Eine Rückfrage aus Vermittlerkreisen bei Golending nach dem Pfandhaus führte zu einem Telefonat, in dem sich nicht feststel- len ließ, wer tatsächlich am anderen Ende der Leitung saß. Eine Gewerbeberechti- gung als Pfandleiher hatte laut Salzburger Gewerbebehörde nur Michael Alexander Mielke (von 24.2.2012 bis 29.3.2018), auch für ihn gilt die Unschuldsvermutung. Sein Weg verliert sich nach einer Pleite 2018 in Deutschland (die Redaktion berichtete). Im Firmenbuch existiert kein Eintrag zu Miel- ke, obwohl man auf Basis der Zahlen an- nehmen müsste, dass das Pfandhaus rech- nungslegungsp ichtig gewesen sei, wie Ma- ximilian Weiser, Anwalt der Wiener Kanz- lei Aigner Lehner Zuschin, sagt. Ob es bei Mielke nachhaltiges Pfandgeschäft gab, sei fraglich. Weiser vertritt zahlreiche Geschä- digte und fordert nun Geld von einem der Prospektkontrollore. Unter anderem habe dieser nicht erkannt, dass Golending uner- laubtes Kreditgeschäft betrieb, indem das Unternehmen Geld an andere Firmen wei- tergab. Der Kontrollor äußerte sich dazu nicht. „Darlehensgläubiger müssen auf- grund der Nachrangigkeit von einem To- talausfall ausgehen“, so Weiser. Er will im Namen der Anleger auch andere Fachper- sonen wie Steuerberater belangen, denen Unzulänglichkeiten in Golending-Unterla- gen nicht aufgefallen seien. Suche nach dem Geld Masseverwalter Michael Ludwig Lang konnte laut seinem letzten Bericht seit 9. März 2023 keinen Kontakt zum früheren Geschäftsführer von Golending herstellen. Dieser habe angegeben, mittellos zu sein und nach einem Spitalsaufenthalt Privat- insolvenz beantragen zu wollen. Bis Redak- tionsschluss, mehr als zwei Monate später, war keine Privatinsolvenz in einem Regis- ter im deutschsprachigen Raum zu sehen. Für die Gläubiger stellt sich die Frage, wo ihr Kapital verblieben ist. Wie den Be- richten des Insolvenzverwalters zu entneh- men ist, hat Golending auch Zahlungen an Unternehmen getätigt, zu denen ein Naheverhältnis bestand. Am 15. Juni etwa, weniger als einen Monat vor Insolvenzer- ö nung,wurden demnach drei Zahlungen zu je 10.000 Euro an die Novomer Ma- nagement- & Beteiligungs GmbH in Heil- bronn vorgenommen.Novomer-Geschäfts- führer ist der Österreicher Thomas H., der in Golending-Newslettern zusammen mit M. auftaucht, auch für ihn gilt die Un- schuldsvermutung. Golending-Produkte wurden teils unter der Novomer-Marke beworben – zum Beispiel auf Slowenisch. Rund um Novomer entstand in Deutsch- land und teils in Österreich in den vergan- genen Jahren ein ganzes Firmennetzwerk. Zur Sphäre von H. gehört außerdem die Ideal Pharma Packaging GmbH (IPP), in die bis zur Golending-Pleite ebenfalls Geld oss. Der Masseverwalter hat eine Forde- rung von knapp 290.000 Euro angemeldet. IPP ist wie viele andere, an die Golending Geld vergab, inzwischen insolvent.Was die Gläubiger ebenfalls nicht erfreut: Golen- ding-Chef M. überwies sich unmittelbar vor der Insolvenz beträchtliche Beträge. Al- lein zwischen 15. und 23. Juni 2022 waren es laut Masseverwalterbericht rund 62.000 Euro für Geschäftsführergehälter. Wobei der 23. Juni ein signi kantes Datum ist: An diesem Tag informierte das Unternehmen die Vertriebspartner per E-Mail, dass „ges- tern“ (demnach am 22. Juni) bei Gericht Insolvenz angemeldet werden musste – das Handelsgericht publizierte die Bekanntma- chung erst am 7. Juli. Die Auszahlung der hohen Beträge in den letzten Tagen konter- kariert die Darstellung in der Insolvenz- Mail, in der M. schreibt, er habe sein „ge- samtes Privatvermögen“ dazu genutzt, Go- lending am Leben zu erhalten. EDITH HUMENBERGER-LACKNER FP » Darlehensgläubiger müssen von einem Totalausfall ausgehen. « Maximilian Weiser, Anwalt fondsprofessionell.at 2/2023 255

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