FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2023

Programme“ (PEPP) hinzukam. Zudem sind wir mit noch einer weiteren und sehr generösen Variante der „Targeted Longer- Term Re nancing Operation“ (TLTRO) konfrontiert worden. Das hat die Bilanz- summe der EZB von anfangs zwei Billio- nen Euro Ende 2014 auf neun Billionen Euro Ende 2022 ausgeweitet. Eine Summe in dieser Höhe hat natürlich Nebeneffekte. Und irgendwann werden diese Effekte sichtbar. Das hohe Maß an Liquidität, ge- paart mit niedrigen Zinsen, führte schließ- lich zu einer massiven Asset Price In ation. Diese machte sich in deutlich steigenden Immobilien- und Aktienpreisen bemerk- bar. Es war aber auch klar, dass sich diese Entwicklung irgendwann wird umkehren müssen. Sie waren immer als Kritiker der lockeren Geldpolitik bekannt. Hat die EZB damals über das Ziel hinausgeschossen, und was wäre die Alternative gewesen? Wir hatten damals keine bessere Alternati- ve als diese unkonventionellen Programme. Wir konnten mit den Zinsen nicht tiefer gehen. Allerdings war es auch so, dass man beim Versuch, einer drohenden De ation zu entgehen, in der Mengengestaltung der Instrumente ein wenig übertrieben hat. Es wäre aus meiner Sicht auch möglich gewe- sen, die gewünschten Effekte mit weniger Geld zu erzielen. Aber ex post ist man natürlich immer schlauer. Nachdem wir den „geldpolitischen Instrumentenkasten“ voll ausgenutzt haben, versuchen wir nun, diese Instrumente wieder zurückzufahren. APP wird seit März 2023 abgebaut und PEPP soll Ende 2024 folgen. Und bei den Zinsen sind wir in der Gegenbewegung, aber noch nicht dort, wo wir sein sollten. Solche Gegenbewegungen sind immer mit Anpassungsschmerzen verbunden, und diese sind aus aktueller Sicht auch noch nicht vorbei.Wir hoffen zumindest, dass es im Bereich der Verwerfungen auf den Finanzmärkten bei dem bleibt, was wir bisher im Ausland gesehen haben. Sie sprechen damit die Credit Suisse und die Pleiten bei den US-Banken an … Ja, wir hoffen, dass wir in der Eurozone von solchen Verwerfungen verschont blei- ben. Wir haben in der Eurozone meiner Meinung nach insgesamt eine bessere Überwachung des Bankensektors vorge- nommen und auch die Regionalbanken immer in diese miteinbezogen. In den USA war Letzteres ja nicht der Fall. Im Bereich der Kapitalquoten und der Liqui- ditätskriterien haben wir bessere Kontroll- mechanismen etabliert. Das ist natürlich keine Garantie dafür, dass nichts passiert, aber ich glaube, dass wir in der Eurozone im Bereich der Bankenüberwachung sehr gut aufgestellt sind. Haben wir Ihrer Meinung nach in den USA eine Bankenkrise? Bei den drei US-Banken, die es erwischt hat, lag es aus meiner Sicht an dem nicht nachhaltigen Geschäftsmodell der Institute. Hinzu kam, dass sie nicht auf steigende Zinsen vorbereitet waren. Es war also auch klares Managementversagen dabei. In die- sen Fällen wurden Einlagen zu rasch abge- zogen, dabei lag es nicht nur am Kapital, um diese Situation abzustützen. Selbst wenn es vorhanden gewesen wäre, war die Geschwindigkeit,mit der die Ab üsse statt- gefunden haben – in einem Fall 40 Mil- » Wir hoffen zumindest, dass es im Bereich der Verwerfungen auf den Finanzmärkten bei dem bleibt, was wir bisher im Ausland gesehen haben. « Prof. Robert Holzmann, OeNB FOTO: © MARLENE FRÖHLICH | LUXUNDLUMEN fondsprofessionell.at 2/2023 237

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