FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2023

Den Boden erreicht? Die Asset-Management-Industrie ringt mit sinkenden Gebühren. Demgegenüber steigen die Kosten. Die Inflation gibt den Anbietern zumindest Argumente in Preisverhandlungen an die Hand. E in Ende schien nicht in Sicht: Seit mehr als einem Jahrzehnt lastet der Preisdruck auf der Asset-Management- Branche. Befeuert durch das Aufkommen günstiger börsengehandelter Indexfonds (ETFs) sanken im gesamten Feld die Ge- bühren. Die lange währende Niedrigzins- phase heizte den Preiskampf an. Denn Anleger rückten angesichts der schwinden- den Renditen zunehmend die Kosten ihrer Investments in den Fokus. Setzen nun die Zinswende und die hochgeschnellten In ationsraten einen Schlussstrich unter den bisherigen Abwärtstrend? Manche Beobachter erkennen Signale, die tatsächlich in diese Richtung weisen. „Die Asset-Management-Branche steht vor einem Wendepunkt“, sagt Kamil Kaczmar- ski, Partner bei der Unternehmensberatung Oliver Wyman. „Die vergangenen zehn Jahre waren von steigenden Bewertungen an den Märkten und anhaltenden Netto- mittelzu üssen geprägt.“ Angesichts des Rückenwinds aus steigendem Volumen und gutem Neugeschäft konnten die An- bieter fallende Gebühreneinnahmen und demgegenüber steigende Kosten abfedern. Obendrein heizten sie den Preiskampf sogar noch an. „In der Vergangenheit wur- den Produkte zu aggressiv bepreist“, kriti- siert Kaczmarski. „Neugeschäft wurde allzu oft über den Preis gewonnen.“ Das dürfte sich ändern.Der Rückenwind der guten Marktlage und des wachsenden Wohlstands lässt eingedenk der In ation und der Kurseinbrüche nach. Angesichts der höheren laufenden Ausgaben fällt die Sparbereitschaft der Anleger geringer aus. Und die Teuerung tri t auch die Fonds- industrie selbst. „Die Kosten für Gehälter, Datenlieferungen und Gebäude steigen“, stellt Kaczmarski fest. Besonders die Löhne schlagen ins Kontor. „Das Asset Manage- ment ist immer noch ein ‚People’s Busi- ness‘“, führt Kaczmarski aus. Gutes Geld für gute Arbeit Dass die Gehälter für die Mitarbeiter angesichts der hohen Teuerungsraten stei- gen müssen, könnte bei vielen Investment- kunden sogar auf Verständnis tre en. „Gute Leistung sollte angemessen entlohnt werden“, meint der Oliver-Wyman-Experte. „Asset Manager werden die Gunst der Stunde nutzen und über Gebühren neu verhandeln.“ Dies betri t zwar zunächst einmal vor allem Mandate für institutio- nelle Kunden. Der Branchenkenner kommt aber zu der Überzeugung: „Der Preisverfall wird an Dynamik verlieren.“ Diese Eindrücke scheint eine Umfrage des auf die Asset-Management-Industrie spezialisierten Analysehauses Cerulli Asso- ciates zu stützen. „Der hohe Preisdruck ist ein geringeres Problem als in der Vergan- genheit“, meint Justina Deveikyte, die das Research für das institutionelle Geschäft » Der hohe Preisdruck ist ein geringeres Problem als in der Vergangenheit. « Justina Deveikyte, Cerulli Associates Kehrt sich die Abwärtsspirale in eine Aufwärtsbewegung um? Manche Beobachter erkennen Zeichen, dass der Preisverfall im Fondsmanagement an Schwung verliert. Eine Trend- wende erscheint jedoch fraglich. VERTRIEB & PRAXIS Preisverfall 220 fondsprofessionell.at 2/2023 FOTO: © OLIGO | STOCK.ADOBE.COM

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=