FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2023

Aktienscham und Inflation Neue Steuerregeln, Konjunkturprognosen und Ergebnisse aus der Finanzforschung standen gemeinsammit Produktpräsentationen am Themenplan des Finanzplaner Forums in Wien. Ein Rückblick. Z um Auftakt sprach heuer am Finanz- planer Forum LeitnerLeitner-Partnerin und Steuerexpertin Tatjana Polivanova-Ro- senauer. Sie raste wie gewohnt mit hoher Informationsdichte und einer Portion Iro- nie durch die Materie und berichtete unter anderem über Neuerungen durch das Ab- gabenänderungsgesetz 2022 (AbgÄG): Ab 2025 gibt es keine automatische Verlustaus- gleichsbescheinigung mehr; stattdessen muss die Depotstelle ein umfassendes Steuerreporting liefern. Wesentliche Ände- rung dabei: Übermittelt werden die Unter- lagen nur mehr auf Verlangen des Depot- inhabers. „Banken wären gut beraten, eine Gebühr einzuheben. Ausländische Institute tun es auch“, so Polivanova-Rosenauer. Neu kommt mit dem AbgÄG 2022 auch eine außerbetriebliche Aufzeichnungs- p icht für nicht endbesteuerte Kapitalerträ- ge. Was bisher für betriebliche Einkünfte galt, wird damit ausgeweitet. Betro en sind etwa Private Placements, unverbriefte Deri- vate, teils Kryptowährungen, oder Aus- landsdepots, wo die Steuer nicht automa- tisch durch die 27,5-prozentige KESt abge- golten ist. Bisher gab es keine allgemeine Aufzeichnungsp icht für Kapitaleinkünfte. Nun gilt eine siebenjährige Aufbewah- rungsp icht (ab Jänner 2023). Ein weiters Novum bringt das AbgÄG 2023: Dort, wo eine Ausnahme vom KESt- Abzug in Anspruch genommen werden kann, ist die Befreiungserklärung nicht mehr analog, sondern nur noch digital an das Finanzamt zu übermitteln. Für Finanzvermittler interessante For- schungseinblicke gab Stefan Palan, Leiter des Instituts für Banken und Finanzierung der Universität Graz.Der Stolz, keine Aktien zu besitzen, sei kein „Austro-Phänomen“. Eine Untersuchung in den USA und den Niederlanden zeigt, dass eine Mehrheit der Befragten Aktionäre negativ beurteilt – nämlich als gierige Egoisten und Zocker (Studie „Proud to Not Own Stocks“). Das führt zu einer „Aktienscham“: Jeder dritte Aktieninhaber verschweigt seinen Besitz aus Angst vor Ächtung. Umgekehrt tragen viele, die keine Wertpapiere haben, das oft stolz vor sich her – damit verankert sich der Nichtbesitz laufend als identitätsstif- tendes Merkmal. Doch das Muster kann durch Positiv-Information durchbrochen werden. Ein Experiment zeigte: „Personen, die sahen, dass Aktionäre mehr Geld spen- deten, erhöhten ihre eigene Aktieninvesti- tionsbereitschaft.“ Palans Conclusio: Auch Menschen, die Aktionäre für unethisch halten, lassen sich belehren oder können sich eine Investition leichter vorstellen, wenn gute Beispiele vorgebracht werden. Palan stellte auch ein Projekt unter der Leitung von IHS-Forscherin Katharina Gangl vor, das nahelegt: Wenn Berater gezielt über positive Auswirkungen nach- haltiger Investments informieren, steigert das die Bereitschaft, nachhaltig anzulegen » Ich bin noch nicht be- unruhigt, aber wir müs- sen auf Fiskalpolitik und KV-Abschlüsse achten. « Martin Kocher, Wirtschaftsminister Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Kocher gab am Finanzplaner Forum Einblick in seine Bedenken wegen der hohen Inflation: Österreichs Wettbewerbsfähigkeit stehe auf dem Spiel. VERTRIEB & PRAXIS CFP Forum 206 fondsprofessionell.at 2/2023 FOTO: © STEPHAN HUGER | STUDIO HUGER

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