FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2023

Namenssorgen und mehr Nach neuen Daten sind Versicherungsagenten und Versiche- rungsmakler wachsende Gewerbe. Die Branche belasten jedoch Provisionsdiskussionen und „Umetikettierungs“-Erfordernisse. W ährend am Markt oft zu hören ist, wie schwer man Leute für den Versicherungsvertrieb begeistern könne, weisen die im Mai verö entlichten Wirt- schaftskammer-Zahlen (WKO) für die gewerblichen Vermittler nicht auf eine schwindende Laune hin. Zwar hatten im Jahr 2022 sowohl die Versicherungsmakler als auch die Versiche- rungsagenten einen minimalen Rückgang bei den aktiven Fachgruppenmit- gliedern (19 und 58 Mitgliedschaf- ten). Doch abseits dieser Schwan- kung, die im üblichen jährlichen Rahmen liegt, zeigt der längerfris- tige Trend nach oben: Österreich- weit gibt es heute bei den Versiche- rungsmaklern um 7,2 Prozent mehr Fachgruppenmitglieder als 2010 – und bei den Agentenkollegen sogar um über zehn Prozent mehr (siehe Gra ken nächste Seite) . Und das – kritisch angemerkt – ganz o enbar ohne dass sich die Branche groß um die Hebung von Diversi kationspo- tenzialen bemüht hätte.Denn auch das zei- gen die Daten: Der Vertrieb bleibt männ- lich. Der Frauenanteil in der Maklerschaft liegt bei nicht einmal 15 Prozent. Etwas besser ist es bei den Agenten, wo die Frauen einen Anteil von knapp 23 Prozent ausmachen. Es gebe momentan keine Sorgen, die Mitgliederzahlen zu halten, sagt Horst Grandits, Obmann des Fachverbands der Versicherungsagenten in der Wirt- schaftskammer (WKO). Jedoch stehe die Branche angesichts der auf EU-Ebene laufenden Diskussion über Provisions- verbote langfristig vor Fragen. Die EU-Kommission hat zwar kürzlich klargestellt, dass sie im Rahmen ihrer Kleinanlegerstrategie momentan kein ge- nerelles Provisionsverbot einführt. Dies soll jedoch drei Jahre nach Inkrafttreten der Vorschriften überprüft werden. Dann stehe man erneut vor der Diskussion, so Gran- dits. Ein komplettes Provisions-Aus hätte für die Versicherungsagenten „gravierende Folgen“. Aufgrund der Nähe zur Versiche- rung (die Agenten sind im Unterschied zu den Maklern im Dienst der Versicherung tätig) dürfte es schwierig werden,Honorare zu verlangen. Insbesondere bei Ausschließ- lichkeitsagenten, die nur mit einer Versi- cherung zusammenarbeiten, sei es kaum vorstellbar, mit den Kunden Ho- norarverträge abzuschließen, so Grandits. Zittern müssen jedoch in den kommenden Monaten auch die Versicherungsmakler. Denn laut dem bei Redaktionsschluss vorlie- genden Vorschlag zur Kleinanleger- strategie will die EU-Kommission Provisio- nen einschränken, sobald die Beratung als unabhängig bezeichnet wird – was die Makler in ihrem Berufskodex machen.Der Maklerfachverband wollte sich bis Redak- tionsschluss dazu nicht äußern. Versicherungsmakler und Versiche- rungsagenten müssen sich dieses Jahr nicht nur der herausfordernden Provisionsdiskussion stellen. Etliche Betriebe müssen auch über einen neuen Firmenwortlaut nachdenken. 14,8 % Frauenanteil Versicherungsmakler* 22,6 % Frauenanteil Versicherungsagenten* FONDS & VERSICHERUNG Makler & Agenten Zahlen 190 fondsprofessionell.at 2/2023 FOTO: © MICHAIL PETROV | STOCK.ADOBE.COM | QUELLE: WKO, *ANTEIL GEMESSEN AN DEN FIRMENBUCHEINTRAGUNGEN

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=