FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2023

te verlassen zu viele diesen und gehen in Pension.Wir suchen derzeit viele Experten, sei es im Risikomanagement, im Bereich Compliance oder im Aktuariat. In den ver- gangenen Jahren sind viele dieser Kapazitä- ten, sofern sie nicht in Österreich verfügbar waren, aus Osteuropa gekommen. Mittler- weile zeigt sich aber auch in diesen Län- dern ein Mangel. Das wird sicher eine gro- ße Herausforderung, wie wir mit diesem Thema in Zukunft umgehen werden. Das demografische Problem ist ja nicht neu. Hat man hier nicht viel Hoffnung in das Thema Digitalisierung gesetzt? Ja, vor ein paar Jahren hat jeder gesagt, die Digitalisierung wird kommen, und es wer- den zigtausende Arbeitsplätze verschwin- den. Nichts dergleichen ist passiert, und jetzt suchen wir sogar händeringend Ar- beitskräfte. Was das demogra sche Pro- blem an sich angeht, hätte man politisch natürlich schon viel früher darauf reagieren müssen. Auf der einen Seite hätten junge Arbeitskräfte ins Land geholt werden müs- sen, und auf der anderen Seite hätte auch die Attraktivität des Standorts für diese erhöht werden müssen. Muss sich hier nicht auch die Finanzbran- che den Vorwurf gefallen lassen, nicht ge- nug getan zu haben, um junge Leute früh- zeitig an die Branche heranzuführen? Hier herrscht sicher Aufholbedarf, es gibt mittlerweile aber auch viele Initiativen und Ausbildungsmöglichkeiten an Schulen und Universitäten. Das sind gute Ansätze, sie werden aber nicht von heute auf morgen die Kapazitäten liefern, die wir benötigen. Wir sehen aber auch, dass die Ansprüche an den Arbeitgeber immer stärker zunehmen. Viele wollen auch nur noch Teilzeit arbeiten. Das Thema Work- Life-Balance ist hier ein wichtiges Schlag- wort. Wir bieten daher exible Arbeits- zeiten mit Home- und Mobile O ce, Kin- derbetreuung und Sportmöglichkeiten. Man muss heute ein attraktiver und moderner Arbeitgeber sein.Dabei hilft uns auch unsere internationale Aufstellung, da es für junge Leute heute schon noch sehr interessant ist, wenn sie die Chance haben, auch in anderen Ländern Erfahrungen zu machen. Sie sind seit 40 Jahren in der Branche tätig. Haben Sie es jemals bereut, und welchen Rat würden Sie jungen Frauen geben, die Ihrem Beispiel folgen möchten? Nein, ich habe es keinen einzigen Tag be- reut. Meine Liebe hat immer den Zahlen gehört. Für mich war immer klar, dass ich dies in der Ausbildung und dann auch im Beruf verbinden möchte.Das war für mich eine optimale Kombination. Als Frau sollte man immer offen sein für Neues und über den Tellerrand blicken.Wenn einem etwas Neues angeboten wird, dann sollte man ja sagen und nicht zu lang darüber nachden- ken, ob ich denn geeignet bin und ich mir das zutraue. Man sollte es einfach auspro- bieren, das tun die Männer ja auch. Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus? Ich habe sowohl einige externe und inter- ne Aufsichtsratsmandate, die ich behalten werde. Zudem bin ich Vizepräsidentin des Österreichischen Roten Kreuzes und habe auch einige Funktionen im Kulturbereich. Das sind alles spannende und wichtige Aufgaben, die sicher dafür sorgen werden, dass ich nicht untätig bin. Insgesamt freue ich mich nach den doch herausfordernden Jahren aber auch auf ein wenig mehr Zeit für mich selbst. Danke für das Gespräch. GEORG PANKL FP KURZ-VITA: Elisabeth Stadler Prof. Elisabeth Stadler studierte Versicherungsmathematik an der TU Wien. Im Mai 2014 wurde Stadler der Berufstitel Professorin für ihre Verdienste in der Versicherungsbranche verliehen. Von September 2014 bis März 2016 war sie Generaldirektorin der Donau Versicherung, zuvor war sie Vorstandsvorsitzende der Ergo Austria International AG. In den Jahren 2003 bis 2009 war Stadler Mitglied im Vorstand der Uniqa Personenversicherung sowie der Raiffeisen Versi- cherung. Seit 2016 steht sie an der Spitze der VIG Holding. » Nein, ich habe es keinen einzigen Tag bereut. « Elisabeth Stadler, Vienna Insurance Group FOTO: © MARLENE FRÖHLICH | LUXUNDLUMEN FONDS & VERSICHERUNG Elisabeth Stadler | Vienna Insurance Group 180 fondsprofessionell.at 2/2023

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