FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2023

sungen für die Menschen vor Ort immer wichtiger. Es werden mehr Autos und Wohnungen gekauft, diese werden versi- chert. Aber auch der Bedarf an Rechts- schutz-, Unfall- oder Lebensversicherungen steigt in diesen Ländern kontinuierlich. Rückblickend war es also die richtige Stra- tegie, nach Osteuropa zu gehen und diesen Kurs auch weiter fortzusetzen? Ja, natürlich, wobei man schon sagen muss, dass die großen Stützen nach wie vor Österreich, Tschechien, Polen und die Slo- wakei sind. Aber auch die neuen Länder, etwa im Baltikum oder am Balkan, perfor- men sehr gut. Aus Russland hat sich die VIG ja bereits 2012 zurückgezogen, rückblickend eine gute Entscheidung.Warumhat man diesen Schritt schon damals gesetzt? Das war eine gute Entscheidung. ImNach- hinein tut man sich natürlich leicht, diesen Schritt zu kommentieren. Wir haben damals allerdings festgestellt, dass das Land eigentlich noch nicht reif ist für Versiche- rungsgeschäft in unserem Sinne und wir dort nur Minderheitsbeteiligungen hatten. InWeißrussland ist man allerdings weiter- hin tätig. Wie passt das zusammen? Wir sind dort nur im Privatkundengeschäft tätig und haben keine Verträge mit Staats- oder staatsnahen Institutionen. Wir sehen es als unsere Verp ichtung an, den Men- schen vor Ort die Möglichkeit zu geben, weiterhin Versicherungen abzuschließen. Sie haben nun siebeneinhalb Jahre die Geschicke des Unternehmens gelenkt: Was waren rückblickend aus Ihrer Sicht Ihre wichtigsten Entscheidungen? Mit Sicherheit die beiden Strategiepro- gramme „Agenda 2020“ und „VIG 25“. Letzteres ist ja noch nicht abgeschlossen und setzt auf dem ersten auf. Dabei ging es darum, für die einzelnen Märkte langfristi- ge Strategien festzulegen und sich auf die Gegebenheiten vor Ort einzustellen. Wäh- rend es in einigen Märkten umWachstum ging, stand in anderen die Pro tabilität im Vordergrund. In einigen Märkten sind wir auch als Spezialversicherer unterwegs und bieten nur einen kleinen Ausschnitt an Ver- sicherungsprodukten an, etwa in Deutsch- land. Da sind wir sehr erfolgreich tätig, es ist uns aber klar, dass wir dort nie als gro- ßer Kompositversicherer auftreten werden. Unser großes Ziel war es, die Nummer eins in Zentral- und Osteuropa zu werden, diese Position zu festigen und weiter auszu- bauen, und das ist uns sehr schön gelun- gen.Wir haben großteils gut etablierte Ver- sicherungen gekauft und zum Teil auf organisches Wachstum gesetzt. Ein großer Schritt war aus meiner Sicht der Abschluss für den Erwerb der Aegon-Gesellschaften in Ungarn, Rumänien, Polen und der Tür- kei. Das war die zweitgrößte Akquisition, die wir bisher getätigt haben, eine perfekte Ergänzung zu unserem bisherigen Portfo- lio. Dadurch haben wir in diesen Ländern auch Pensionskassengeschäft hinzugewon- nen, was gut zu unserer Strategie passt, da wir die Altersvorsorge hier als ein Schwer- punktthema festgelegt haben, und wir sind in Ungarn zumMarktführer aufgestiegen. Der Deal in Ungarn ging ja nicht ganz ein- fach über die Bühne, anfangs blockierte das ungarische Innenministerium die Übernahme. Das war schon eine Herausforderung. Letztendlich haben wir es aber für alle gut umgesetzt. Wir haben nun den Staat mit » Unser großes Ziel war es, die Nummer eins in Zentral- und Osteuropa zu werden. « Elisabeth Stadler, Vienna Insurance Group FOTO: © MARLENE FRÖHLICH | LUXUNDLUMEN fondsprofessionell.at 2/2023 177

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