FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2023
Ende Juni übergibt Prof. Elisabeth Stadler den Vorstandsvorsitz der Vienna Insurance Groupe (VIG) an Hartwig Löger. ImGespräch erklärt die langjährige Versicherungschefin, wie es der VIG geht und wo sie die größten Herausforderungen für die Branche sieht. N ach siebeneinhalb Jahren zieht sich Prof. Elisabeth Stadler vom Vorstands- vorsitz der Vienna Insurance Groupe (VIG) zurück. Damit verliert die heimische Wirt- schaft die aktuell einzige Frau an der Spitze eines ATX-Unternehmens. Ihr Nachfolger wird Ex-Finanzminister Hartwig Löger. Stadler hinterlässt ein gut aufgestelltes Haus, so haben In ation und der Krieg in der Ukraine bei der VIG keine nennenswerten Spuren hinterlassen. Im vergangenen Jahr konnte der Gewinn der Versicherungs- gruppe sogar gesteigert werden. Wie es zu diesem guten Ergebnis kam,wo sie die gro- ßen Herausforderungen für die Branche sieht und wie ihre Pläne für die Zukunft aussehen, erklärt sie im Gespräch. Frau Prof. Stadler, man kann sagen, dass Sie Ihrem Nachfolger ein sehr gut aufge- stelltes Unternehmen übergeben. Auch das schwierige Jahr 2022 konnte mit einer deutlichen Steigerung des Prämienvolu- mens beendet werden. Elisabeth Stadler : Seit ich im Jahr 2016 bei der VIG begonnen habe, haben wir uns kontinuierlich in eine positive Richtung entwickelt. Alle Kennzahlen wurden suk- zessive verbessert. Einzig im Coronajahr mussten wir in gewissen Bereichen Wachs- tumsdellen hinnehmen, das hat aber die gesamte Branche gleichermaßen betroffen. Im Jahr danach konnten wir dann aber wieder alles aufholen. Und auch das Vor- jahr war trotz der vielen Herausforderun- gen sehr erfolgreich. Ohne unsere Zukäufe konnten wir das Prämienvolumen um über zehn Prozent steigern, rechnet man die Übernahmen mit hinein, sind es 14 Prozent. Darauf können wir schon stolz sein. Das haben wir unseren engagierten Teams und Mitarbeitern in allen Ländern zu verdanken. Hilfreich ist natürlich auch, dass wir so breit aufgestellt sind. Bei 30 Ländern, in denen wir tätig sind, gibt es neben überwiegend positiv performenden auch immer wieder kritische Regionen. Der Krieg in der Ukraine hat das Geschäft also nicht belastet, obwohl Sie vor Ort mit drei Gesellschaften tätig sind … Natürlich trifft uns das.Wir haben vor Ort 1.400 Mitarbeiter, um die wir uns sorgen. Glücklicherweise sind wir nur in den vom Krieg weniger betroffenen Gebieten tätig. Unsere Mitarbeiter sind weiterhin sehr engagiert und versuchen, wenn es irgend- wie geht, die Büros aufzusperren. Dadurch machen wir auch weiterhin Geschäft, wäh- rend andere Unternehmen sich vollständig zurückgezogen haben. Wie wichtig ist das Geschäft außerhalb Österreichs? Mittlerweile stammen ja bereits über 60 Prozent des Prämienvolu- mens von ausländischen Töchtern. Das ist eine logische Entwicklung. In Öster- reich ist der Markt gesättigt, die Versiche- rungsdurchdringung ist hierzulande bereits sehr hoch. Der Markt wächst in Österreich daher auch generell nicht in diesem Aus- maß wie in Osteuropa, wo es noch sehr viel Aufholpotenzial gibt. Durch den stei- genden Wohlstand, bessere Ausbildung und eine insgesamt steigende Wirtschafts- entwicklung werden auch Versicherungslö- „In Osteuropa gibt es noch sehr viel Aufholpotenzial “ » Natürlich trifft uns das. Wir haben vor Ort 1.400 Mitarbeiter, um die wir uns sorgen. « Elisabeth Stadler, Vienna Insurance Group FONDS & VERSICHERUNG Elisabeth Stadler | Vienna Insurance Group 176 fondsprofessionell.at 2/2023
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