FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2023

stand, der die immens gestiegenen Kauf- preise noch leistbar gemacht hat. „In der aktuellen Phase erleben wir einerseits einen Rückgang auf der Angebotsseite und dass viele Projekte aufgeschoben werden. Ande- rerseits ist ein noch stärkerer Rückgang auf der Nachfrageseite zu beobachten, der auf die sieben Zinsanhebungen der EZB und das anhaltend hohe Preisniveau zurückzu- führen ist“, berichtet In"na-Geschäftsführer Christoph Kirchmair. Trendumkehr bei den Preisen Die hohen Grundstücks- und Baukosten in Kombination mit der hohen Nachfrage bilden das zentrale Argument dafür, dass die Immobilienpreise gar nicht fallen kön- nen. In der Theorie mag das schlüssig sein, die Praxis sieht aber – nicht nur in Öster- reich – anders aus. In Deutschland beispielsweise sind die Preise im ersten Quartal 2023 im Jahresver- gleich insgesamt um 3,3 Prozent gefallen. In Österreich stiegen die Wohnungspreise 2022 laut Remax noch einmal um 10,5 Prozent (siehe Tabelle auf Seite 169). Die Preiskurve hätte sich aber in der zweiten Jahreshälfte abge acht, und im vierten Quartal seien die Preise nach vielen Jahren erstmals wieder „ganz leicht“ zurückgegan- gen. „Sollten sich die Rahmenbedingun- gen am Markt nicht ändern, ist im Jahr 2023 tendenziell mit rückläu"gen Preisen zu rechnen“, meint Reikersdorfer. Zur aktuellen Preisentwicklung gibt es leider noch wenig Konkretes, aber erste Indikationen: Der OeNB-Wohnimmobi- lienindex gab in den ersten Monaten wei- ter nach (siehe Gra"k auf Seite 169). Und das Researchunternehmen Immounited er- mittelte, dass die Eigentumspreise in Wien stagnieren. Sie lagen nach vorläu"gen Zah- len im ersten Quartal 2023 im Mittel bei 6.200 Euro pro Quadratmeter und damit auf dem Niveau des vierten Quartals 2022 und immer noch fast elf Prozent über dem Wert vor einem Jahr. Bemerkenswert ist die Pressemitteilung der Internetplattform Willhaben, die Anfang Mai mitteilte, dass österreichweit in etwa der Hälfte der Bezirke die Angebots- preise von Eigentumswohnungen im ers- ten Quartal 2023 im Vergleich zum Vorjah- reszeitraum etwas zurückgegangen seien. Das gelte auch für einige Landeshaupt- städte und viele Bezirke Wiens. Während in einigen Bezirken die Preise moderat san- ken, aber auch stiegen, büßten sie in St. Pöl- ten und in den Bezirken Melk, Schärding, Gmunden und Imst mehr als zehn Pro- zent ein. Zinshauspreise Auch der Markt für Wiener Gründerzeit- zinshäuser hat sich seit Herbst 2022 stark verändert. Er be"ndet sich in einer Stabili- » Im ersten Quartal 2023 wird gegenüber 2022 ein Viertel, wenn nicht sogar ein Drittel fehlen. « Bernhard Reikersdorfer, Remax Entwicklung der Kreditzinsen und des Kreditaufkommens Wohnimmobilienpreisindex Die Neuabschlüsse bei Wohnbaukrediten gehen wegen der KIM-Verordnung und der steigenden Zinsen zurück. Quelle:OeNB 0 20 40 60 80 100 120 140 ’23I I I ’20I I I I I ’15I I I I I ’10I I ’08I Mrd. Euro Wohnbaukreditebestand Kreditzinssätze für Wohnbau Die Kredite an private Haushalte haben sich seit dem vergangenen Jahr erheblich verteuert. Quelle:OeNB 1,0% 1,5% 2,0% 2,5% 3,0% 3,5% 4,0% März 2023 Feb. 2023 Jän. 2023 Dez. 2022 Nov. 2022 Okt. 2022 2022 2021 2020 2019 2018 Basis Effektiv SACHWERTE Immobilienmarkt 170 fondsprofessionell.at 2/2023 FOTO: © CHRISTIAN POSTL | REMAX

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