FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2023
grund der aktuellen Situation doch kein Eigentum erwerben, pushen den Miet- markt, so das Kalkül der Branche, die sich ausrechnet, dass die steigenden Mieteinnah- men die ebenfalls steigenden Kapitalkosten der Vermieter kompensieren.Mietwohnun- gen bleiben in den Ballungszentren ein knappes Gut, zeigen Studien, weil nicht ge- nügend neue Wohnungen gebaut werden und sich Fertigstellungen verzögern. Weiterhin ein Problem sind die hohen Baupreise. Nach Angaben der Statistik Austria waren die Kosten im Wohnungs- und Siedlungsbau im ersten Quartal 2023 um 13,6 Prozent höher als im ersten Quar- tal 2022. Vor allem Bauleistungen wie Dachabdichtungsarbeiten, Klebearbeiten für Böden, Wandbeläge, Elektroinstalla- tionen oder Gas- und Wasserinstallationen seien dafür verantwortlich. Absatzschwierigkeiten Fraglich ist, wer das künftig noch bezah- len kann oder will. Die Verkaufszahlen ge- hen de nitiv zurück. Unterm Strich wech- selten voriges Jahr in ganz Österreich rund 50.500 Wohnungen den Eigentümer, das sind um zehn Prozent weniger als 2021, meldete das Maklernetzwerk Remax. Der Geschäftseinbruch fällt heftig aus: Im drit- ten Quartal betrug der Rückgang 16,2 und im vierten Quartal sogar 22,5 Prozent. „Die Verbücherungszahlen für Woh- nungen im ersten Quartal 2023 zeigen uns, dass wir uns auf eine weitere Abschwä- chung des Marktes einstellen müssen. Im ersten Quartal 2023 wird gegenüber 2022 ein Viertel, wenn nicht sogar ein Drittel fehlen“, führt Remax-Geschäftsführer Bern- hard Reikersdorfer aus. Aus der Datenbank von Immounited geht hervor, dass es im zweiten Quartal 2022 noch etwa 13.900 im Grundbuch eingetragene Transaktionen und im ersten Quartal 2023 nach vorläu - gen Zahlen nur rund 10.300 gab. Weniger Kredite Sowohl die steigenden Zinsen (siehe Gra k auf Seite 170) als auch die KIM-Ver- ordnung erschweren potenziellen Käufern den Zugang zu Immobilienkrediten. Er- wartungsgemäß lässt das Finanzierungsge- schäft der Banken in den vergangenen Mo- naten nach, bestätigte die OeNB Anfang Mai: „Nach dem überaus starken Rück- gang im dritten und vierten Quartal 2022 meldeten die Banken, dass die Nachfrage nach Wohnbaukrediten im ersten Quartal 2023 abermals gesunken ist, aber modera- ter als zuvor.“ Für das zweite Quartal 2023 gehen die Nationalbank von einer weitge- hend unveränderten Nachfrage aus. Das liege im Übrigen nicht an den Bankmar- gen, die seit 2021 unverändert seien. Der EZB-Leitzins ist das Zünglein an der Waage, war er es doch, als er bei null » In meiner Laufbahn habe ich selten so viel Verunsicherung gesehen wie derzeit. « Gerald Gollenz, WKO Wohnungstransaktionen und Wohnimmobilienpreisindex Eckdaten zumWohnungsverkauf Verkaufte Wohnungen Ø Quadratmeterpreis 2022 vs. 2022 vs. 2022 2021 2022 2021 Österreich 50.472 -10,1 % 4.156 € 10,5 % Wien 14.682 -10,9 % 5.437 € 17,6 % Burgenland 826 1,6 % 2.425 € -0,5 % Kärnten 2.966 -10,6 % 3.571 € 15,9 % Niederösterr. 6.265 -2,3 % 3.463 € 7,6 % Oberösterreich 6.442 -9,9 % 3.429 € 10,5 % Salzburg 3.940 -5,5 % 4.634 € 4,9 % Steiermark 7.369 -14,0 % 2.769 € 1,7 % Tirol 5.115 -10,7 % 4.647 € 7,6 % Vorarlberg 2.867 -17,7 % 5.065 € 4,9 % Nachdem die Verkaufszahlen in den ersten Monaten 2022 noch zugenommen hatten, brach das Geschäft im zweiten Halbjahr ein. Quelle:Remax Immospiegel2022 Wohnimmobilienpreisindex Seit Herbst 2022 ist der Preisindex für Einfamilienhäuser und Eigentums- wohnungen rückläufig. Quelle:OeNB 150 200 250 300 350 Österreich Wien Österreich ohne Wien 2018 I I 2019 I 2020 I 2021 I 2022 I’23 fondsprofessionell.at 2/2023 169 FOTO: © PHILIPP LIPIARSKI | WKO
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