FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2023

nen, die ihren Zweit- oder Drittwohnsitz verkaufen und aufgrund des starken Auf- wärtstrends während der letzten Jahre ver- sucht haben, einen Gewinn mitzunehmen. Das ist nun schwieriger und eine solche Korrektur daher eine Anpassung auf einen realistischen, den tatsächlichen Wert ent- sprechenden Preis. Für ganze Häuser und für die Durchschnittspreise am Gesamt- markt gilt das nicht! Im gewerblichen Sek- tor sieht man wenige bis keine Preisanpas- sungen, da die Werte von Anfang an realis- tisch kalkuliert wurden. Teilweise gibt es auch weiterhin Anpassungen nach oben. Es gibt aber kaumTransaktionen, weder bei Zinshäusern noch bei Gewerbeimmobilien. Ja, weil die Kauf- und Verkaufspreiserwar- tungen aufgrund der hohen Zins- und Baukosten imMoment nicht übereinstim- men. Das bedeutet, dass die Preise runtergehen müssen. Im Wohnungsabverkauf kann ich mir das nicht vorstellen, da ab dem nächsten Jahr eine Wohnungsknappheit prognostiziert ist und jetzt nichts oder nur ganz wenig ge- baut wird. Letztliche bstimmen Angebot und Nachfrage den Preis! Der Kaufinteressent muss sich das Objekt aber leisten können, sonst findet kein Ver- kauf statt. Und auch die Nutzer müssen sich die Wohnungen leisten können. Eine Marktdurchschnittsmiete von 17 bis 20 Euro netto kalt halte ich für unrealistisch. Der Projektentwickler muss wirtschaftlich entwickeln und bauen können. Gerade in den peripheren Lagen sind wir von sol- chen Mietansätzen aktuell noch entfernt! Es fehlen nicht nur leistbare, sondern gene- rell Wohnungen. Das wirkt sich in der frei- en Marktwirtschaft auf den Preis aus. Die Preise müssen aber finanzierbar sein! Und für den Investor muss die Kalkulation schlüssig bleiben. Denn zu hohe Miet- erwartungen werden langfristig zum Problem, wenn die Einnahmen aus der Folgevermietung doch niedriger ausfallen als in der Erstvermietung. Da gebe ich Ihnen recht. Ich kann mir aber frei von jeder Wertung nicht vor- stellen, dass die Preise sinken, wenn es gleichzeitig eine Wohnungsknappheit gibt und die Entwicklungskosten steigen! Die Frage des leistbaren Wohnens kann meiner Meinung nach nur sozialpolitisch gelöst werden und nicht über Preislimitierungen. Denn das führt dazu, dass weniger gebaut wird, wie man aktuell sieht. Selbst die ge- meinnützigen Wohnbauträger können die Baukosten nicht mehr darstellen. Ich kenne leider kein Konzept für leistbares Wohnen, das für alle passt. Auf die Bau- und Immo- bilienbranche hinzuhauen, ist keine Lö- sung, denn der Staat braucht eine gesunde Bau- und Immobilienwirtschaft für die Schaffung von Wohn- und Arbeitsraum. Wie sieht sich STC für die nahe Zukunft? Wir haben in den letzten Jahre eher kon- servativ eingekauft und kalkuliert. Mögli- cherweise stellt das nun einen Vorteil ge- genüber anderen Marktteilnehmern dar, weil wir aufgrund einer gesunden Liquidi- tät nicht akut unter Zugzwang sind und auch der Ankauf von interessanten Immo- bilien weiterhin möglich ist. Die hohen Entwicklungskosten stellen die Branche derzeit sicher vor Herausforderungen.Wir haben aber aktuell kein Projekt bei uns im Haus, das droht in Schie age zu geraten, und letztlich ergeben sich aus jeder Schwierigkeit auch immer neue Chancen und Möglichkeiten. Vielen Dank für das Gespräch. ALEXANDER ENDLWEBER FP KURZ-VITA: Mag. Nadja Holzer Rechtsanwältin Nadja Holzer wechselte im Juli 2021 als Head of Legal & Transactions zur STC Development GmbH. Seit Februar 2023 ist die gebürtige Steirerin Prokuristin bei dem Wiener Projektentwickler. » Die Frage des leist- baren Wohnens kann nur sozialpolitisch gelöst werden. « Nadja Holzer, STC Development FOTO: © MARLENE FRÖHLICH FÜR LUXUNDLUMEN SACHWERTE Nadja Holzer | STC Development 166 fondsprofessionell.at 2/2023

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