FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2023

barkeit ist insgesamt wieder besser gewor- den. Gewisse Materialien sind aber nach wie vor nicht oder nicht in großen Men- gen verfügbar. Welche Auswirkungen haben die gestiege- nen Finanzierungskosten? Natürlich stellt sich die Rechnung in den Projekten jetzt ganz anders dar als noch vor einem Jahr, weil die Finanzierungskos- ten enorm gestiegen sind, die mit längerer Entwicklungsdauer naturgemäß weiter an- steigen. Man kann beobachten, dass deut- lich mehr Projekte am Markt sind als in den letzten Monaten, allerdings bei relativ stabilem Preisniveau. Wir bei STC hatten auch in den letzten Jahren eine gut durch- dachte und eher konservative Ankaufsstra- tegie, weshalb das Unternehmen wirtschaft- lich sehr stabil ist. Es ist zu hören, dass einige Projektentwick- ler schon in Schieflage geraten. Ja, das hört man aktuell öfter, wobei mir of- ziell keine bekannt sind, die wirklich in Schie age sind oder sogar Insolvenz ange- meldet haben. Ich weiß nicht, wo sich das hin entwickeln wird, glaube aber, dass auch aufgrund der hohen Fremd nanzierungs- quote großes Interesse der Banken besteht, Insolvenzszenarien zu vermeiden. Mögli- cherweise wird das auch hier und da mit Restrukturierungsmaßnahmen oder mit ei- nem Haircut für den Eigentümer verbun- den sein. Aber selbst für den Fall, dass das eintreten sollte, sehe ich das als mögliche Chance. Grundsätzlich heißt es ja, dass eine Marktwirtschaft eine Insolvenzquote von durchgängig zwei bis drei Prozent haben sollte, um nachhaltig gesund zu bleiben. Trägt die KIM-Verordnung auch zur Gesun- dung des Marktes bei? Sie hat die Immobilienpreisentwicklungen im privaten Wohnungsverkauf gedämpft. Ob das gesund ist, ist eine andere Frage. Ich persönlich halte die Verordnung bedingt für gut, weil ich glaube, dass der Eigen- tumserwerb nicht schwerer gemacht wer- den sollte, als er ohnehin schon ist. Auch nicht vor dem Hintergrund, dass die Kredite zuletzt auf überhitzte Preise auf- genommen wurden? Ich glaube nicht, dass die KIM-Verordnung der richtige Weg war. Denn die Bank kann ohnehin im Einzelfall den Kredit versagen, wenn sie der Meinung ist, dass der Wert der Immobilie deutlich unter dem Kauf- preis liegt. Eine gewisse Vorsicht ist ange- messen. Trotzdemwurden die Verbraucher- kredite für Urlaub, Bekleidung, Glücksspiel etc. nicht reguliert. Ein Verbraucherkredit über 15.000 Euro lässt sich leichter zurückzahlen als ein Immobilienkredit über 300.000 Euro. Das ist richtig. Allerdings steht dem Immo- bilienkredit ein langfristiger stabiler Wert gegenüber, der im Regelfall höher als der Kreditbetrag ist. Wenn man sich den Kredit eines Tages nicht mehr leisten kann und der Wert der teuer gekauften Immobilie gesunken ist, hat man ein wirtschaftliches Problem! Natürlich besteht auch bei Immobilien ein gewisses Risiko, dass sie, warum auch im- mer, an Wert verlieren. Ich glaube aber nicht, dass es zu einem Preisverfall kommt. Ich rechne mit einer Seitwärtsbewegung. Vielleicht kommt es in Einzelfällen zu Preisreduktionen, in wirklichen Ausnah- mefällen maximal vielleicht von 20 Pro- zent. In meinen Augen ist das ein Absturz! Ich rede aber nicht vom Markt an sich, sondern von einzelnen Wohnungen, die nicht mit realistischen Preisen angeboten wurden, da gab es auch die letzten Jahre immer wieder vereinzelt Korrekturen. Das betrifft weniger Neubauten, oder gewerbli- che Entwickler, sondern eher Privatperso- » Der Eigentumserwerb sollte nicht schwerer gemacht werden, als er ohnehin schon ist. « Nadja Holzer, STC Development FOTO: © MARLENE FRÖHLICH FÜR LUXUNDLUMEN SACHWERTE Nadja Holzer | STC Development 164 fondsprofessionell.at 2/2023

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