FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2023
Die Zinspolitik der EZB und die KIM-Verordnung stellen den Immo- bilienmarkt auf die härteste Probe seit mehr als zehn Jahren. Die Baupreise , die immer noch sehr hoch sind, und die Vorgaben für nachhaltige Immobilien sind zusätzliche Herausforderungen. A us Faszination darüber,was ihre Man- danten im Immobilienmarkt bewe- gen, fasst Nadja Holzer im Sommer 2021 einen Entschluss: Die Juristin wechselt von einer Rechtsanwaltskanzlei, in der sie schon mit zarten 29 Jahren Partnerin wurde, zum Projektentwickler STC. Hier erlebt Holzer hautnah, wie der Aufwind, den die Immo- bilienbranche über ein Jahrzehnt spürte, in Gegenwind umschlägt. In ation, Zinsen und Kreditrestriktionen verändern das Geschäft und bringen viele Player in Not. Parallel muss sich die Immobilienbranche für die Zukunft und beispielsweise für die Themen Dekarbonisierung und Digitalisie- rung rüsten. Darum kümmert sich Holzer auch im Vorstand des Projektentwickler- verbands VÖPE. Einige Marktbeobachter sprechen schon von einer herannahenden Immobilienkrise. Wie sehen Sie das? Nadja Holzer: Es hat sich in den letzten Monaten durch die Aufeinanderfolge von Corona, Lieferschwierigkeiten,Ukrainekrise und Energiekrise viel geändert. Der Immo- bilienmarkt hat viele Jahre Aufwärtsbewe- gung hinter sich, und dass das nicht dauer- haft so weitergehen kann, war eigentlich allen bewusst. Die sehr raschen und star- ken Veränderungen konnten so aber nicht vorhergesehen werden.Das Positive ist, dass jetzt wieder alle denselben Taschenrechner verwenden. Im Moment divergieren die Verkaufs- und die Kaufpreiserwartungen ziemlich stark.Die spannende Frage ist, wie sich das weiter entwickeln wird. War die Immobilienbranche zu optimistisch, dass diese Party immer weitergeht? Wahrscheinlich sind in dem langen, star- ken Aufwärtstrend einige Immobilien et- was zu optimistisch angekauft oder kalku- liert worden. Aber viele haben in dieser Zeit extrem gute Projekte gemacht und da- mit auch gut verdient. Auch die Politik trägt viel dazu bei, dass es in der Immobilienwirtschaft schwieriger wird. In Deutschland sieht die Novelle des Gebäudeenergiegesetzes einVerbot von Öl- und Gasheizungen ab dem übernächsten Jahr vor. Droht uns Ähnliches? Die Verbesserung der Energiee zienz ist wichtig und richtig, denn wir müssen han- deln, wenn wir das 1,5-Grad-Ziel bei der Erderwärmung einhalten wollen. Schwie- rig ist die Umsetzbarkeit,weil viel Unsicher- heit in Bezug auf die Vorgaben besteht. In Österreich haben wir zusätzlich das Pro- blem, dass wir eine Kompetenzverteilung zwischen Bund, Ländern und Gemeinden haben, was das Ganze noch einmal verzö- gert und noch mehr erschwert.Und es gibt viele Vorgaben, wo man nicht konkret weiß, was sie in der Praxis bedeuten. Wie meinen Sie das? Es kommen gerade im Finanzsektor in den nächsten Jahren neue Berichtsp ichten. Es weiß aber niemand – weder die Entwickler noch die Banken –, was da genau kommt. Das führt zu großer Verunsicherung. Bei aller Notwendigkeit, Dinge zu ändern oder zu verbessern, muss man doch auf „Der Staat braucht eine ge- sunde Immobilienbranche “ » Die Verbesserung der Energieeffizienz ist wichtig und richtig, denn wir müssen handeln. « Nadja Holzer, STC Development SACHWERTE Nadja Holzer | STC Development 162 fondsprofessionell.at 2/2023
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