FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2023
links liegen gelassen wurden, weil Investo- ren zu einem Großteil auf zwar wachs- tumsstarke, aber eben auch spekulative Werte gesetzt haben, von denen die meis- ten gar keine Ausschüttungen vornehmen. Was schließen Sie daraus? Dass wir es aktuell mit einer Marktsitua- tion zu tun haben, die am ehesten mit der Situation um die Jahrtausendwende ver- gleichbar ist. Auch damals hat es zwei oder drei Jahre gebraucht, bis die Überbewertun- gen von Teilen des Markets auf ein halb- wegs vernünftiges Niveau zurückgeführt waren. Eine ähnliche Entwicklung könn- ten wir unserer Erwartung nach auch in den kommenden zwei Jahren erleben.Und davon würden gerade Dividendentitel pro tieren, die nach wie vor sehr attraktiv bewertet sind. Woran machen Sie das fest? An der Bewertungsspanne zwischen Aktien mit einer hohen und einer niedrigen Divi- dendenrendite basierend auf der künftigen Gewinnrendite. Diese relative Differenz ist zwar bereits ein wenig zurückgekommen, be ndet sich aber immer noch auf einem Niveau, auf dem Dividendenwerte als historisch günstig bewertet einzustufen sind. Wobei doch auch Sie einräumen müssen, dass sich die Ausschüttungsquoten bereits jetzt auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau befinden. Das ist ohne Zweifel der Fall, und daran wird sich auch in den kommenden Jahren nicht sehr viel ändern. Das ist aber nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass gerade einmal zwei Jahre seit der letzten Krise vergangen sind, in denen die globalen Dividenden zwar leicht, aber nicht so stark wie die Gewinne gestiegen sind. Aber genau das könnte sich in einer Zeit, in der wir nach vorn blickend wohl mit einer Rezession konfrontiert sein werden, regel- recht als Vorteil für eine dividendenorien- tierte Strategie erweisen. Diese Art von Logik müssten Sie bitte ein wenig erläutern. Für den Großteil der Unternehmen, die wir abdecken, gehen wir zwar von einem Rückgang der Gewinnprognosen aus.Was die Höhe ihrer Dividenden angeht, erwar- ten wir für die kommenden Jahre aber im- mer noch ein gewisses Wachstum.Dass das selbst für relativ zyklische Unternehmen gilt, zeigen unsere Portfoliopositionen in einem Logistikkonzern wie UPS und einer Eisenbahngesellschaft wie Union Paci c. Beide dürften vor einem Jahr mit schwä- cheren Gewinnen stehen, aber beide haben ihre Dividende um zehn Prozent erhöht, eben weil der Ausgangspunkt für ihre Ausschüttungen aktuell so niedrig ist. In welchen Phasen schneidet Ihr Portfolio tendenziell gut ab, und wann hat es zu kämpfen? In Zeiten erhöhter Unsicherheit, in denen die Märkte sich eher auf fundamentale Daten stützen, werden unsere Anleger eher belohnt. In Zeiten, in denen ein extremer Optimismus dominiert und die Funda- mentalanalyse in den Hintergrund gerät, haben eher Aktien mit einer nur geringen oder gar keiner Dividende die Nase vorn. Was wir aber in den vergangenen Jahren noch einmal klar unter Beweis stellen konnten: Der Fonds hat bei einer positiven Marktentwicklung eine nahezu vollstän- dige Partizipation an der Entwicklung des Vergleichsindex gezeigt, bei einer negativen Marktentwicklung lag die Partizipation aber bei weniger als 80 Prozent in Relation zur Benchmark. Vielen Dank für das Gespräch. HANS HEUSER FP » Wenn die Märkte sich eher auf fundamentale Daten stützen, werden unsere Anleger eher belohnt. « Sam Witherow, J.P. Morgan AM KURZ-VITA: SamWitherow Nach seinem Wirtschaftsstudium an der Universität von Bristol und Praktika bei Goldman Sachs und der britischen Börsenaufsicht hat SamWitherow 2008 seine Laufbahn in der Investmentbranche als Analyst bei J.P. Morgan Asset Management begonnen. Seit März 2019 zeichnet er für den Global Dividend Fund des Asset Managers verantwortlich. FOTO: © NIKOLA NEVEN HAUBNER MARKT & STRATEGIE Sam Witherow | J.P. Morgan Asset Management 138 fondsprofessionell.at 2/2023
RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=