FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2023
Inflation zu bekämpfen, zuwider. Das wie- derum hatte durchaus Konsequenzen für das Portfolio Ihres Flaggschifffonds Ethna- Aktiv, oder? Ja, es gab eine Flucht in Sicherheit, die Ren- diten von Staatsanleihen mit längeren Lauf- zeiten sanken. Wir gehen jetzt davon aus, dass die von den Zentralbanken geschaffe- nen hohen Zinsniveaus für einen längeren Zeitraum gehalten werden. Und mit Blick auf die Europäische Zentralbank erwarten wir wenige, kleine Zinsschritte. Zinssen- kungen sehen wir derzeit nicht. Damit ist nur bei einer stark beschleunigten Rezes- sion zu rechnen. Vor diesem Hintergrund halten wir aktuell hauptsächlich Anleihen mit kurzen bis mittleren Laufzeiten. Wir haben mit unserer Strategie das Ziel einer stabilen, positiven Rendite erreicht – mit einem Year-to-date-Beitrag von rund 0,6 Prozent aus demAnleihenportfolio inklusi- ve Future-Transaktionen.Zurück zur Markt- einschätzung: Die EZB wollte die Unruhe am Markt ernst nehmen, darum war sie schnell mit zusätzlicher Liquidität zur Stel- le, was grundsätzlich gut ist. Dieses Geld wird sie aber schnell wieder einsammeln, anders als in den Jahren der Pandemie. ImEthna-Aktiv halten Sie viele Staatsanlei- hen. Wie passt das mit der Erwartung zu- sammen, dass die Zinsen weiter steigen werden? Oder sind die Staatsanleihen ge- wissermaßen nur der „Parkplatz“ für das Fondsvermögen, und die Performance soll aus den Zins-Futures kommen? Ich muss vielleicht etwas ausholen: Der Ethna-Aktiv ist ein klassischer Asset-Alloka- tions-Fonds. Für Aktien erwarten wir ein neutrales bis leicht positives Jahr, unterm Strich also keine allzu großen Bewegungen nach oben oder unten. In einem solchen Markt können Sie nur mit gut gemachtem Stockpicking Geld verdienen.Wir als Asset- Allokatoren konzentrieren uns in diesem Umfeld auf ein gut diversi ziertes Multi- Asset-Portfolio mit Titeln höchster Qualität, sowohl auf der Aktien- als auch auf der Anleihenseite. Die Zinsen liegen bereits deutlich höher als im vergangenen Jahr – auch die Spreads, also die Risikoaufschläge von Unternehmens- und Hochzinspa- pieren zu Staatsanleihen, sind gestiegen. Darum fangen wir Schritt für Schritt an, Unternehmensanleihen zu kaufen, voraus- gesetzt, sie werfen mehr als etwa vier Pro- zent Rendite ab. Wir achten auf eine gute Bonität, das Rating muss mindestens bei „BBB“ liegen.High-Yield-Papiere spielen bei uns eine Nebenrolle, sie machen aktuell nur rund zwei Prozent des Portfolios aus. Wir hoffen, die durchschnittliche Rendite im Portfolio über die Zeit auf 4,5 Prozent, irgendwann vielleicht auf fünf Prozent steigern zu können. Je mehr gute Unter- nehmensanleihen zu nden sind, umso mehr Staatsanleihen können wir schritt- weise austauschen. Das heißt aber auch, dassmit IhremFonds ein Inflationsausgleich aktuell nicht möglich ist. Ja. Mit Aktien aber auch nicht. » Wir hoffen, die durchschnittliche Rendite im Portfolio über die Zeit auf 4,5 Prozent, irgendwann vielleicht auf fünf Prozent steigern zu können. « L u c a P e s a r i n i , E t h e n e a FOTO: © NIKOLA NEVEN HAUBNER fondsprofessionell.at 2/2023 117
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