FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2023
tionen in spanischen und britischen Ban- ken auf. Man muss aber sehr selektiv sein. Keine Nachrangtitel der Deutschen Bank? Am Ende ist das immer eine Bewertungs- frage. Die Sorgen um die Deutsche Bank halte ich aber für völlig übertrieben. Sie hat ein hohes Liquiditätspolster von mehr als 200 Milliarden Euro, starke Liquiditäts- Coverage-Ratios und auch das Portfolio an Gewerbeimmobilienkrediten ist solide. Investieren Sie in den Schwellenländern? Ich glaube, dort lauern eine Menge unter- schätzter politischer Risiken. In Brasilien mögen wir die lokalen Anleihen und hal- ten ein wohldosiertes Engagement im Port- folio: 13 Prozent Rendite auf zehnjährige Lokalwährungspapiere sind sehr gut. Aber abgesehen davon gibt es aus Anleihensicht nur wenige attraktive Schwellenländer. Was ist mit China? China halte ich für nicht investierbar. Die Geopolitik macht mir große Sorgen, hinzu kommen viele strukturelle Probleme. Neh- men Sie nur die rasant alternde Bevölke- rung oder den Häusermarkt, wo sich der monumentale Einbruch noch immer fort- setzt. Das Land hat ein massives Verschul- dungsproblem und nähert sich einer demogra schen Klippe. Ich weiß nicht, wie die da rauskommen wollen. Berücksichtigen Sie Themenwie die Dekar- bonisierung in Ihrem Portfolio? Es ist schwierig, so etwas in einem Renten- fonds proaktiv umzusetzen. Wir halten einige Anleihen aus dem Nuklearenergie- sektor. Solar und Wind sind dagegen oft unzuverlässige Emittenten im Rentenbe- reich. Ich weiß, dass das bei Ihnen anders gesehen wird, aber ich glaube, der Atom- energie kommt eine wichtige Rolle auf dem Weg in eine CO2 -freie Wirtschaft zu. Sogar Japan, wo Fukushima geschah, baut neue Atomkraftwerke. Ich frage mich, ob die Entscheidung der deutschen Regie- rung, aus der Kernenergie auszusteigen, in dieser Hinsicht die richtige war. Übrigens berücksichtigen wir in der ESG-Version unseres Fonds Umweltaspekte. Anleihen profitierten bis 2022 über vier Jahrzehnte von sinkenden Renditen. Wie geht es langfristig weiter? 2023 wird ein gutes Jahr für lang laufende Anleihen. Die In ation wird wie gesagt nachgeben und die Rendite zehn- und viel- leicht auch 30-jähriger US-Anleihen könnte unter drei Prozent sinken.Der weitere Aus- blick hängt aber stark von der Reaktion der Politik ab.Notenbanker haben nun ein Drehbuch dafür, wie sie mit De ationsrisi- ken umgehen, und das umfasst Anleihen- käufe und Zinssenkungen. Darauf werden sie immer wieder zurückgreifen. Zugleich gibt es aber strukturelle In ationstreiber, etwa die Lieferkettenprobleme, die Deglo- balisierung und den Wegfall von China als Werkbank der Welt. Ist das der Beginn einer neuen Ära? Ob die de ationären oder die in ationären Kräfte auf Dauer überwiegen, kann man noch nicht sagen. Aber wir haben ein mas- sives Verschuldungsproblem. Aus Schulden kann man herauswachsen in Form höhe- ren Wirtschafts-, Bevölkerungs- oder Pro- duktivitätswachstums. Nichts davon haben wir momentan. Eine weitere Möglichkeit sind negative Realzinsen. Wenn Sie heute in länger laufende Nominalanleihen ein- steigen, haben sie damit eine hohe Chance auf positive Realrenditen. Das wird meiner Meinung nach auf Dauer nicht so bleiben. Auch deshalb sollte man gerade jetzt in lang laufenden Anleihen investiert sein. Vielen Dank für das Gespräch. JOCHEN HÄGELE FP » Die Rezession wird kommen. Das Geldangebot in den USA bricht gerade ein. « Ariel Bezalel, Jupiter KURZ-VITA: Ariel Bezalel Bereits 1997 stieß Ariel Bezalel zu Jupiter Asset Management. 2000 übernahm er den ersten Fonds. Die Strategie, die hinter dem 6,6 Milliarden Euro schweren Rentenfonds Jupiter Dynamic Bond steckt, managt er seit deren Start 2008. FOTO: © NIKOLA NEVEN HAUBNER MARKT & STRATEGIE Ariel Bezalel | Jupiter 106 fondsprofessionell.at 2/2023
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